Vida-Vorsitzender: "Lufthansa will AUA zu Billigairline verkommen lassen"
Der Kollektivvertragsstreit der AUA, wegen dem es über Ostern zu Flugausfällen kommt, geht weiter. Nachdem AUA-Vorstandsvorsitzende Annette Mann die Forderungen der Gewerkschaft Vida am Dienstag in der ZIB2 als "absolut unrealistisch" bezeichnete, gab es heute im Ö1-Morgenjournal scharfe Kritik vom Vida-Vorsitzenden Roman Hebenstreit an der AUA und dem deutschen Lufthansa-Konzern.
Zuerst entschuldigte Hebenstreit sich bei den Flugreisenden für die "unangenehme Situation" über Ostern. Lufthansa bzw. AUA habe sie aber dazu gezwungen: "Wir haben es mit einem Management zu tun, das Prämien kassiert, wenn den Beschäftigten Lohnbestandteile vorenthalten werden.“ Kollektives Bitten helfe da nicht.
Auf die Frage, ob die knapp 70.000 Euro brutto, die ein Co-Pilot bei der AUA im ersten Jahr als Grundgehalt verdient, tatsächlich zu wenig sind, sagte er: „Man kann sich über Einkommenshöhen unterhalten - vielleicht auch darüber, dass der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende einen Gehaltsdeckel von 11 Millionen Euro im Jahr hat.“ Wenn man der Verantwortung bedenke, die eine Airline-Besatzung für „Leib und Leben“ von 300 Passagieren hat, könne man über all das gern diskutieren.
"Eklatante Ungleichheiten" zwischen Lufthansa und AUA
Immer wieder sprach Hebenstreit von den "eklatanten Ungleichheiten" zwischen Lufthansa und AUA, was die Bezahlung der Angestellten angehe - er nannte 40 Prozent Unterschied. Das sei auszugleichen.
Auch auf den Vorwurf von Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, die Gewerkschaft Vida würde mit ihren Streiks und Forderungen die „gerade erst gesundete Branche nach der Pandemie massiv gefährden“, reagierte Hebenstreit: „Der Lufthansa-Konzern macht 2,7 Milliarden Euro Gewinne und bedient die Aktionäre in üppigem Ausmaß mit Dividenden, die Manager werden mit Prämien behaftet. Wer letztendlich übrigbleibt, das ist die Belegschaft der AUA.“ Die rot-weiß-rote Flagge auf der Heckflosse einer Maschine dürfe nicht darüber entscheiden, ob man sich mit weniger Einkommen zufriedengeben muss.
Warnungen von der AUA-Vorstandsvorsitzenden Annette Mann am Dienstag in der ZIB2, die AUA habe in ihrer jetzigen Form keine Zukunft, sollten sich die Forderungen der Gewerkschaft durchsetzen, bezeichnete Hebenstreit als „zynisch“. Man dürfe nicht vergessen, dass die österreichischen Steuerzahler die Airline „mit Millionen durch die Krise gebracht“ hätten.
"Seit 17 Verhandlungsrunden keine Bewegung"
Er kenne Kollegen, die in der Pandemiezeit auf ihr Gehalten verzichten und andere Jobs annehmen mussten, so Hebenstreit. „Jetzt davon zu reden, dass man die AUA fallen lässt – ich kann das nur so bewerten, dass der Lufthansa-Konzern, wenn man 17 Verhandlungsrunden keine Bewegung verspürt und bei einem Angebot weit unter der Inflation beginnt, mit Österreich anderes vorhat und ohnedies den Plan verfolgt, die AUA zu einer Billigairline verkommen zu lassen.“ Das werde man nicht akzeptieren.
Wie es jetzt weitergehen soll? Wird er Annette Mann anrufen, die in der ZIB2 meinte, mit ihr habe noch niemand geredet? „Dazu müsste sie erstmal an den Verhandlungen teilnehmen.“ Nach den Streiks zu Ostern soll es laut Hebenstreit an den Verhandlungstisch zurückgehen.