Agrana schließt Zuckerrübenfabrik in Leopoldsdorf
Der Aufsichtsrat der Agrana hat in seiner heutigen Sitzung der Schließung der Zuckerfabrik am Standort Leopoldsdorf nach der diesjährigen Rübenernte im Dezember 2020 zugestimmt. Die Ursachen für das Ende der Zuckerherstellung im Marchfeld waren eine zu geringe Rübenproduktion in Österreich und ein zu niedriger Zuckerpreis.
Die Entscheidung der Agrana die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf zu schließen kam nicht unerwartet. In den Geschäftsjahren 2018/19 und 2019/20 gab es jeweils ein negatives Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von zuerst 61,9 Millionen Euro und dann 44 Millionen Euro. Das ist auf die Dauer nicht akzeptabel.
Der Zuckerpreis ist nach der Freigabe der Produktionsquoten in der EU zuerst deutlich gesunken und dann wieder langsam gestiegen. Doch dann kam die Corona-Krise und der Zuckerpreis fiel auf ein neues Rekordtief. Der Rückgang der Zuckernachfrage in der Gastronomie hat die Preise purzeln lassen. Ein rascher Anstieg ist nicht zu erwarten. Die Agrana hat versucht über langfristige Lieferverträge mit den Rübenbauern die Preisschwankungen abzufangen.
150 Jobs
In Leopoldsdorf hatte man bis zuletzt gehofft, dass die 150 Arbeitsplätze in der Zuckerfabrik erhalten bleiben. Es geht natürlich auch um beträchtliche Einnahmen für die Gemeinde aus der Kommunalsteuer und diverse Zulieferbetriebe in der Umgebung.
Die Agrana hat immer gesagt, dass der Bestand der beiden Zuckerfabriken von der Anbaufläche in Österreich und somit von der Produktionsmenge an Zuckerrüben abhängt. Nur wenn die Rübenmenge für die Auslastung von zwei Fabriken reicht, werde es auch weiterhin eine Fabrik in Leopoldsdorf und eine Fabrik in Tulln geben.
Zu wenig Fläche Im Jahr 2014 betrug die Anbaufläche für Zuckerrüben in Österreich noch über 50.000 Hektar. Heuer sind es lediglich 26.400 Hektar Anbaufläche. Daher ist auch die Auslastung von zwei Zuckerfabriken in Niederösterreich nicht mehr möglich.
Zuletzt gab es heftige politische Auseinandersetzungen um den Einsatz von Neonicotinoiden als Pflanzenschutzmittel. Derzeit gibt es in Niederösterreich eine sogenannte Notfallzulassung, die den Einsatz er eigentlich verbotenen Chemikalie unter Auflagen erlaubt. Vor allem die SPÖ und Umweltorganisationen hatten gegen die Notfallzulassung protestiert.