5. Juli: Treu an der Seite Österreichs
Von Ute Brühl
28. Juni bis 28. Juli 1914 – ein Monat, in dem die Weichen für die Urkatastrophe des Jahrhunderts gestellt wurden. Der KURIER erinnert in seiner 31-teiligen Serie daran, was auf den Tag genau vor 100 Jahren geschah. Heute: der 5. Juli 1914, der Tag an dem der deutsche Kaiser Wilhelm II. Österreich-Ungarn seine bedingungslose Unterstützung zusagte. Dieser "Blankoscheck" war entscheidend für den Ausbruch des großen Kriegs.
Während die einen trauerten, bereiteten andere den Krieg vor: Legationsrat Graf Alexander von Hoyos – Abgesandter des österreichischen Kaisers – saß zu diesem Zeitpunkt schon im Nachtzug nach Berlin. Seine Mission: Er wollte sich die Unterstützung des deutschen Kaisers Wilhelm II. für einen Militärschlag gegen Serbien sichern.
Am Morgen des 5. Julis kam Hoyos in Berlin an. Um 13 Uhr saß er – gemeinsam mit dem k.u.k. Botschafter Graf Szoegyeny – beim deutschen Kaiser. Der hörte sich in einem Sechs-Augen-Gespräch brav an, was die Gesandten zu sagen hatten. Doch der Hohenzoller wollte seinen Verbündeten nicht vorschnell Hilfe zusagen, wie Historiker Wolfram Dornik weiß: "Wilhelm fürchtete, dass aus dem Militärschlag gegen Serbien ein internationaler Konflikt erwachsen könnte und zögerte deshalb."
Hoyos und Szoegyeny erwiesen sich jedoch – wie schon bei der Annexionskrise 1908 – als versierte Verhandler. Wieder schafften sie es, sich der Unterstützung des Hohenzollern zu vergewissern. Wilhelm II. bekundete "im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns (zu) stehen." Noch am Nachmittag telefonierte Hoyos nach Wien und informierte Franz Joseph sowie Außenminister Berthold. Am 6. Juli kam er mit der schriftlichen Hilfszusage in Wien an. Sie ging als "Blankoscheck" in die Geschichte ein, als einer der entscheidendsten Voraussetzungen für den Kriegsausbruch.
Kriegsgeschrei
Auch Polen, Ruthenen oder Böhmen hatten wohl wenig Lust, für die Habsburger zu kämpfen. Dass es im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn damals kriselte, zeigen Meldungen wie die der Neuen Freie Presse: "Deutschfeindliche Exzesse in Lemberg und Przemysl."
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