Musiker Gary Lux prangert an: Mutter schwer gestürzt, zu lange Wartezeiten im Spital
Von Lisa Trompisch
Aus dem Tätigkeitsbericht (laut profil eine 76-seitige Mängelliste des öffentlichen Gesundheitssystems) der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft (WPPA) für das Jahr 2022 geht ein „sehr ernsthaftes Personalproblem“ – und nicht mehr nur ein Personalmangel – hervor.
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Terminverschiebungen, Qualitätsmängel, Bettensperren und „unzumutbare Wartezeiten“ – wie jetzt auch Musiker Gary Lux und seine Mutter Erika erfahren mussten.
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Am Sonntag ist die 94-Jährige gestürzt, verletzte sich an beiden Knien, hatte starke Schmerzen bei Belastung. Die herbeigerufene Rettung führte sie in die Wiener Klinik Floridsdorf – Anmeldung in der Notaufnahme um 13.32 Uhr.
Nach zwei Stunden Wartezeit folgte das Erstgespräch mit einem Arzt, bei dem Lux trotz des hohen Alters seiner Mutter nicht dabei sein durfte.
Es wurden Aufnahmen der Knie gemacht und nach weiteren zwei Stunden Warten gab’s wieder ein Gespräch.
Bettenmangel
„Der Arzt erklärte, dass nichts gebrochen sei und meine Mutter nachhause durfte. Sie konnte aber nicht gehen, die Knie waren blau und geschwollen. Auf die Frage, ob das Spital die Verantwortung übernimmt, bekam ich die Antwort, dass es kein Bett gebe, eine Aufnahme also nicht möglich sei“, so Lux zum KURIER.
Kurz nach 17 Uhr wurde noch eine Schmerzinfusion gelegt. Um 21.30 Uhr dann die Entscheidung, Erika Lux wurde doch ein Bett zugewiesen.
„Der Arzt war sehr freundlich und sagte, dass meine Mutter diese Nacht im Spital verbringen wird und wir morgen reden, was weiter passiert. Wir reden hier aber von zwei verletzten Knien und von acht Stunden Warten, bis eine Entscheidung getroffen wurde!“
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Dazwischen wurde auch ein Toilettengang zum Problem, da 20 Minuten lang keine Unterstützung aufzutreiben war, bis Gary Lux (selbst ausgebildeter Sanitäter) mithilfe einer anderen Begleitperson seine Mutter selbst ins Bad brachte.
Unterbesetzung
„Tatsache ist, dass am Wochenende die Notaufnahme absolut unterbesetzt ist. Verletzte Menschen liegen mit Schmerzen stundenlang wartend im Bett in der Notaufnahme, werden weder mit Getränken versorgt, noch werden Snacks angeboten. Ohne Begleitperson ist das menschenunwürdig“, so Lux.
„Die Ärzte sind einfach absolut am Limit. Einer der Ärzte, mit dem ich vor Ort gesprochen habe, musste nach dieser Tätigkeit in der Notaufnahme dann noch operieren“, sagt der Sänger und Musikproduzent.
„Das ist der Zustand, wenn man in der Großstadt Wien in Not ist. Wir alle zahlen Sozial- und Krankenversicherung ein – für unsere Gesundheit, für unsere Sicherheit. Wo sind die Gelder, wenn man sie braucht?“
Seine Forderung an Gesundheitsstadtrat Peter Hacker: Er möge sich doch bitte höchstpersönlich vor Ort ein Bild über die Situation in den Notaufnahmen machen.
Reaktion Büro Hacker
Auf Anfrage des KURIER heißt es aus dem Büro des Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, dass man sehr gerne bereit ist, sich diesen Einzelfall genauer anzusehen. Aus der Entfernung sei es nämlich schwer zu beurteilen.