Dieser Mann ließ Anna Netrebko eine Stunde lang warten
Von Dieter Chmelar
Mit 20 hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat“, sagte Albert Schweitzer, „mit 40 das Gesicht, das ihm das Leben gab, und mit 60 das Gesicht, das er verdient.“ Der Elsässer Friedensnobelpreisträger von 1952 (gest. 1960) war stets eines der beiden Idole, denen der Wiener Pierre Ira nacheiferte. Ira (kein Künstlername), der von Ottakring, „der Bronx von Wien“, aus die Modewelt eroberte, nennt als Antipode zu Schweitzer den wohl genialsten Faustfechter aller Zeiten, Muhammad Ali (gest. 2016).
Wie der dreifache US-Schwergewichtsweltmeister stand auch der junge Feschak Ira im Ring – von vier Kämpfen verlor er keinen einzigen. Dazu zitiert er den großen Ali mit einer kleinen Prise an Selbstironie: „Es ist schwer, bescheiden zu sein, wenn man so großartig ist wie ich.“ Er war’s auch.
Bei einem Junggesellen-Urlaub an der Adria entdeckte ein englischer Fotograf den durchtrainierten Beau und lotste ihn als „Dressman“ (so hießen männliche Models damals) nach London.
Von da an ging es steil bergauf. Ira lernte die Modewelt kennen und die Modewelt ihn. Er entwarf und wurde in Häusern wie Dior, Lanvin, Guerlain und sogar bei Malerfürst Salvador Dalí zum gefragten Kreativkraftwerk.
London, Paris, New York und Mailand liebten ihn bald auch als fabelhaften Fotografen. Kaliber wie Sharon Stone, Peter Ustinov, Königin Rania von Jordanien oder Paul McCartney stellten sich an.
Nun feierte er im Austro-American Institute of Education (1010, Operngasse 4) seinen 77er und hat noch immer ein markantes attraktives Gesicht.
Brigitte R. Winkler, die erfahrene KURIER-Mode-Expertin, gestand im prachtvollen Innenhof den VIP-Gästen und dem Gastgeber Hermann Weissgärber (Direktor seit 20 Jahren): „Ich liebe gut aussehende Männer. Noch besser, wenn sich hinter der schönen Fassade auch noch so viel Interessantes entdecken lässt.“
Und sie schreibt im Vorwort zum Prachtband „Je ne regrette rien“ (Ich bereue nichts, 217 S., info@pierreira. com): „Anna Netrebko wartete im Sacher eine Stunde lang, weil er die Batterien vergessen hatte. Dann ließ sie sich nahezu ungeschminkt ablichten.“