Ballett im Homeoffice: So trainieren die Staatsoperntänzer zu Hause
Die Probenräume an der Wiener Staatsoper sind verwaist und Vorstellungen vergangener Produktionen derzeit nur digital (staatsoperlive.com) zu erleben. Dennoch ruhen die Balletttänzer nicht und haben ihr Training kurzerhand ins Homeoffice verlegt – mit teils kreativen Ideen.
„Ich verwende den Hometrainer als Stange“, erzählte etwa Natascha Mair dem KURIER. Um fit zu bleiben macht sie "unterschiedliche Online-Workouts und Pilates oder ich gehe manchmal auch spazieren oder Radfahren."
Maria Yakovleva vermisst es, „große Sprünge zu machen“ und vertreibt sich die vorstellungsfreie Zeit mit „Bilder einrahmen und aufhängen, Kritiken und Artikel aus Zeitungen ausschneiden und in ein Album einkleben, eine Bodenmatte fürs Bad aus Weinkorken selber machen.“ Und es wird fleißig trainiert: "Ich mache jeden Tag Balletttraining, Pilates, mindestens 1 1/2 Stunden Cardio-Training und Kraftübungen."
Davide Dato zieht es zum Tanzen auch immer wieder ins Freie. „Wenn die Sonne scheint, trainiere ich gerne in Parks. Aber keine Angst, da ziehe ich kein Ballett-Trikot an wie auf der Bühne“, lachte er. Aber auch in der Wohnung wird getanzt. "Ich trainiere zwischen Lasagne kochen und einem guten Kaffee. Da ich bis jetzt keinen Beschwerdebrief von meinen Nachbarn bekommen habe, werde ich definitiv weiter im Wohnzimmer springen", schmunzelte er.
Ohne konkrete Ballettvorstellungen sei es dennoch schwierig, motiviert zu bleiben. Genau in solchen Situationen merke ich wirklich, wie sehr ich das Tanzen liebe - wenn plötzlich etwas fehlt, lernt man es noch viel mehr zu schätzen und genießt jede Sekunde auf der Bühne umso mehr", so Dato.
Apropos Bühne – diese fehlt Jakob Feyferlik sehr. „Ich vermisse es unheimlich, in einen Charakter zu schlüpfen und ihn auf der Bühne zu leben.“
Besonders hart ist die Situation für Olga Esina, die zu Hause mithilfe von Online-Classes trainiert. „Ich vermisse meine Familie sehr. Meine Eltern sind in St. Petersburg und es ist sehr schwer zu begreifen, dass wir nicht einmal wissen, wann wir uns wiedersehen können.“ Dennoch versucht sie, positiv zu bleiben. "Und daran zu denken, dass es irgendwann vorbei ist und alles gut wird. Wir werden wieder spazieren gehen, ins Theater und Kino gehen, auf der Bühne tanzen und das Leben genießen können."
Jakob Feyferlik kann der Krisensituation aber auch etwas Positives abgewinnen: „Anfangs hat es sich wie ein kurzer Urlaub angefühlt. Mein Körper konnte sich erholen von der ganzen harten Arbeit.“ So sieht das auch Maria Yakovleva: „Die Quarantäne hat mir gesundheitlich gut getan. Mein verletzter Fuß konnte ausheilen und ich habe endlich Zeit gehabt, mich ärztlich durchchecken zu lassen.