Alexander Hölzl ist weder Mann noch Frau: Ein Leben zwischen den Geschlechtern
Von Lisa Trompisch
"Du wurdest gewogen, du wurdest gemessen und du wurdest für nicht gut genug befunden.“ Das ist zwar ein Filmzitat aus „Ritter aus Leidenschaft“, es ist aber für viele leider auch Realität.
Man wird meist schon vom ersten Eindruck her beurteilt, in eine Schublade gesteckt und wenn man nicht der sogenannten Norm entspricht, dann schlimmstenfalls auch gleich verurteilt.
Davon weiß auch Alexander Hölzl (42) zu berichten. Geboren als Mann, auf dem Papier eine Frau. Von sich selbst sagt Alex, weder Mann noch Frau zu sein, sondern beides. Eine weibliche Seele, die in einem männlichen Körper zur Welt gekommen ist.
„Nichtbinär“ (also weder ausschließlich männlich noch weiblich) nennt man das im Fachjargon. Auch einige internationale Promis wie der britische Sing-Star Sam Smith, Ex-„Grey’s Anatomy“-Darstellerin Sara Ramírez oder Schauspieler Elliot Page haben sich als nichtbinär „geoutet“.
Ob Alex nun als Mann oder Frau gelesen beziehungsweise angesprochen wird, „das kann ich nicht erzwingen. Diese Fremdwahrnehmung beruht auf mehreren Faktoren wie Körperform, Körpersprache und Stimme. Deswegen ist mir die Anrede nicht so wichtig“, erklärt die oberösterreichische Schauspielerin und Filmemacherin.
Das ganze Interview:
Schon im Kindergarten merkte sie, dass sie lieber mit den Mädchen spielt. „Damals in den 1980er-Jahren war das ja noch so, dass wir eine Puppenecke hatten, wo die Burschen überhaupt nichts zu suchen hatten. Die Mädels hingegen haben alles machen dürfen. ,Ach, du willst Pirat spielen? Ja, super.’ Aber wenn ein Bursch mit Puppen spielen wollte, dann ging die Welt unter. Da habe ich schon gemerkt, ich kann und ich will auch gar nicht dem klassischen Bild entsprechen, weil ich das auch gar nicht bin“, so Alex im KURIER-Interview.
Sie ist kein Crossdresser oder Transvestit, wie sie betont. „Ich sage immer, die Kleidung sollte zur Körperform passen und nicht zum geborenen Geschlecht. Ich habe das Schicksal, dass meine Östrogen-Rezeptoren nach der Pubertät einfach nicht vom Testosteron zerstört worden sind. Hat gewisse Vorteile, für manche wahrscheinlich auch Nachteile. Bei mir haben sich sehr wohl gewisse Rundungen ergeben. Dementsprechend habe ich das immer schon sehr frei gesehen. Ich habe es zwar öfter probiert, für Filmrollen zum Beispiel, das wegzutrainieren, was auch geht.“
Die Künstlerin hat nie ein Outing gebraucht und auch eine Gender-Kampagne ins Leben gerufen, die vor allem international auf sehr gute Resonanz stößt.
„Nur in meinem Heimatort kommt das nicht gut an. Da bekomm ich auch Drohungen. Die kommen überhaupt nicht damit klar. Die größte Angst ist, dass ich vielleicht einmal geschminkt und im Rock zur Gemeinderatssitzung komme oder so.“ Vielen Betroffenen geht es ähnlich, wie Alex weiß.
„Ich kriege pro Woche sicher 20 bis 50 Nachrichten von Männern, die einerseits sagen, sie beneiden mich um meinen Körper und um meine Freiheiten“, erzählt sie, „andererseits sagen sie, sie können das nur versteckt in einer geheimen Doppelidentität ausleben, weil es die Partnerin, die Familienmitglieder und die Arbeitskollegen nicht akzeptieren. Wenn sich ein Mann normalerweise outen würde, dass er so etwas gerne hat oder einfach aus dieser Rolle ausbrechen will, verliert er im Gegensatz zur Frau eigentlich komplett sein finanzielles und soziales Umfeld, eigentlich die ganze Existenz“, weiß der Vater von vier Kindern zu berichten.
Was Alex Hölzl sonst noch so alles erlebt hat und was sie zur Initiative #actout zu sagen hat, das sehen Sie im Video oben.