WM-Held Franz-Josef Rehrl: "Bei mir ist einiges falsch gelaufen"
Von Christoph Geiler
Das Lächeln war immer das Markenzeichen von Franz-Josef Rehrl. Die Öffentlichkeit kannte den Nordischen Kombinierer praktisch nur als Frohnatur, der stets einen frechen Grinser auf den Lippen und einen flotten Spruch auf der Zunge hatte. Nichts schien dem dreifachen Medaillengewinner der WM 2019 in Seefeld die gute Laune verderben zu können.
Wer dem Ramsauer allerdings im Winter nach seinem WM-Erfolg beim Kombinieren zusah, der bekam immer häufiger einen ganz anderen Franz-Josef Rehrl zu Gesicht. Das Lachen wirkte auf einmal nur mehr aufgesetzt und mit jedem schlechten Wettkampf wurde er nur noch nachdenklicher und einsilbiger. „Der ganze Winter war sehr enttäuschend“, gibt der 27-Jährige unumwunden zu.
Abwärtsspirale
Franz-Josef Rehrl ist nicht der erste Sportler, der nach einem Höhenflug Bekanntschaft mit dem harten Boden der Realität gemacht hat. Nach seinem persönlichen Wintermärchen 2019 mit den ersten beiden Weltcupsiegen und den drei WM-Medaillen wollte er in seiner Euphorie sofort weiter durchstarten und gleich den nächsten Schritt auf der Karriereleiter nehmen.
Dieses Vorhaben ging für ihn völlig daneben. Anstatt wie erhofft seine Vormachtstellung auf der Schanze weiter auszubauen, verlernte er auf einmal das Skispringen und wurde vom Dominator auf ein Normalmaß gestutzt. „Bei mir ist einiges falsch gelaufen. Es sind nach der WM viele Fehler passiert“, weiß Franz-Josef Rehrl heute. „Es war alles ein bisschen zu viel. Ich wollte immer noch höher raus, immer noch schärfere Sprunge machen und habe dabei völlig auf die Basics vergessen.“
Deshalb schickten die Betreuer den dreifachen WM-Medaillengewinner im Sommer wieder zurück in die Sprungschule. Auf den Minischanzen, auf denen normalerweise Kinder hüpfen, bekam Rehrl noch einmal das Abc des Skispringens eingebläut. „Ich bin mit Alpinski über 30-Meter-Schanzen gesprungen. Wir haben wirklich wieder bei Null angefangen. Ganz spielerisch“, erzählt der 27-Jährige.
Aufwärtstrend
Franz-Josef Rehrl hat das Gefühl, dass ihm der Neustart gutgetan hat. Und er sieht auch keinen Nachteil darin, dass er in diesem Winter, der für die Kombinierer am Freitag im finnischen Ruka eröffnet wird, nun nicht mehr so im Fokus steht wie noch in der vergangenen Saison. Damals kam für ihn noch erschwerend hinzu, dass mit Mario Seidl (Kreuzbandriss) und Bernhard Gruber (Erkrankung) zwei Leithammel ausfielen, die ihn etwas aus der Schusslinie nehmen hätten können.
„Die Erwartungshaltung ist heuer definitiv eine andere“, sagte Rehrl vor der Abreise nach Finnland im KURIER-Gespräch, der mit einem vielsagenden Lächeln aber darauf hinweisen möchte, dass „meine Sprungform wieder konstant gut ist.“
Fragt sich nur, wie oft Rehrl und seine Kollegen die Gelegenheit haben, ihr Können auch unter Beweis zu stellen. Noch vor dem Weltcupauftakt wurden die Bewerbe in Lillehammer und in Otepää (Estland) abgesagt und werden wohl ersatzlos gestrichen.
Nach dem Auftakt in Ruka wartet auf die Kombinierer eine dreiwöchige Wettkampfpause, ehe der Weltcup in Ramsau fortgesetzt wird. Danach sind die Athleten erneut fast ein ganzes Monat zur Untätigkeit gezwungen. „Ich bin wirklich froh und dankbar für jeden Bewerb, den wir haben“, sagt Franz-Josef Rehrl.