Österreichs Damen im RTL: Der olympische Fluch der besten Skination
Von Stefan Sigwarth
Zum 19. Mal in der Geschichte der Olympischen Winterspiele wird am Montag (3.15/6.45 Uhr MEZ) die Goldmedaille im Riesenslalom vergeben, und die Chancen stehen auch dieses Mal recht gut, dass es für die alpine Skination Nummer 1 ein tristes Déjà-vu geben wird.
Der letzte Sieg einer Österreicherin im Weltcup liegt bald sechs Jahre zurück, am 7. März 2016 gewann Eva-Maria Brem im slowakischen Jasna. Und bei Olympia haben zwar schon die Ski-Großmächte Kroatien (Janica Kostelic 2002) und Liechtenstein (Hanni Wenzel 1980) Erfolge gefeiert, einer ÖSV-Starterin war das jedoch noch nie vergönnt. Sechs Mal gab es Silber, drei Mal Bronze, am nächsten kam Anna Fenninger dem ersehnten Titel 2014 im russischen Sotschi: Sieben Hundertstelsekunden fehlten der Salzburgerin, die längst zu Frau Veith und der Mutter des kleinen Henry geworden ist, auf die slowenische Siegerin Tina Maze.
Zuweilen gab es Frust, schlag’ nach 1998, als Signora Gigante Deborah Compagnoni im längsten Rennen der Olympia-Geschichte nach 2:50,59 Minuten abschwang. Alexandra Meissnitzer bekam Silber, lag aber schon 1,80 Sekunden zurück. Und ein Debakel setzte es vor vier Jahren in Südkorea: Stephanie Brunner lag bei Halbzeit auf dem neunten Rang und schied im Finale aus, so blieben die Plätze 12 (Anna Veith/+2,08), 17 (Ricarda Haaser/+3,34) und 24 (Bernadette Schild/+4,79). Gold holte sich damals Mikaela Shiffrin, die damit die USA zur Riesenslalom-Großmacht beförderte, die vier Titel sind unerreicht.
Der Favoritenkreis
Die Chancen, dass zum zweiten Mal nach Pernilla Wiberg (1992) eine Schwedin am Montag dem olympischen Goldrausch verfällt, stehen gut: Sara Hector ist nach ihren drei Weltcupsiegen im engsten Favoritenkreis neben Mikaela Shiffrin, der wiedererstarkten Tessa Worley aus Frankreich, der nimmermüden Slowakin Petra Vlhova und der Italienerin Marta Bassino, dazu kommen die Schweizerinnen mit Michelle Gisin und Lara Gut-Behrami, die zuletzt eine schöpferische Pause einlegte, um geistig wie körperlich die Reserven wieder aufzufüllen.
Und die Österreicherinnen? Fahren seit dem 28. Dezember 2019 dem nächsten Stockerlplatz seit jenem von Katharina Liensberger in Lienz hinterher. Die Vorarlbergerin hat im Laufe der Saison ihre Form teilweise gefunden, zuletzt aber mehr Rück- als Fortschritte gemacht. Platz 25 in Lienz, Finale verpasst in Kranjska Gora, Platz 23 am Kronplatz – so sieht eine Krise aus.
Dabei war die Bronzemedaillengewinnerin der WM in Cortina d’Ampezzo mit den Plätzen 7, 6 und 4 sehr ordentlich in den Winter gestartet, doch seit ihrer Corona-Infektion konnte die 24-Jährige nicht mehr in die Erfolgsspur finden.
Geringe Erwartungen
ÖSV-Cheftrainer Christian Mitter setzt denn auch „die wenigsten Erwartungen“ in die alpine Basisdisziplin, was die Medaillenhoffnungen angeht. Wobei eine Überraschung „aus der zweiten Reihe“, wo der Steirer sein Team derzeit verortet, natürlich immer möglich ist für Liensberger, Ramona Siebenhofer, Katharina Truppe und Stephanie Brunner. Denn der Schnee auf den Bergen von Yanqing ist eine Herausforderung für sich. „Trocken, aber nicht stumpf – und schnell“ nennt ihn Mitter. „Rutschen ist verboten.“