Kitzbühel-Slalom: Daniel Yule siegt, Manuel Feller scheidet aus
Irgendwann war es dann aber auch einmal genug mit den Rennen auf den „Salzletten“, wie Manuel Feller die Pisten in Garmisch-Partenkirchen, Adelboden und Wengen bezeichnete. Mit dem Abschied des Frühlingswinters sind auch die schwierigen Bedingungen Geschichte, die zuweilen für unfreiwillige Komik gesorgt haben, weil sich im weichen Untergrund teils riesige Wannen gebildet haben.
Am Sonntagvormittag schien den Slalom-Artisten in Kitzbühel dann auch endlich die Sonne, die den Abfahrern an den Tagen zuvor vorenthalten worden war. Alles war also angerichtet für ein Spektakel auf dem vereisten Ganslernhang, und mit Manuel Feller eröffnete der Tiroler Lokalmatador - und sicherte sich auch gleich die Halbzeitführung.
Tiroler Erkenntnisgewinn
Sonderlich zufrieden war Österreichs derzeit bester Techniker zunächst dennoch nicht, weil sich auf dem Eislaufplatz das Wohlgefühl nicht wirklich einstellen wollte. Nach einiger Konkurrenzbeobachtung aber fand Manuel Feller zur Erkenntnis: „Es war ein sehr guter Lauf“, sagte der Tiroler, „ich hab’ gleich einmal das Vertrauen gefunden.“
Als es um die Entscheidung ging, waren die Wolken über Kitzbühel zurück, was die Geschichte nicht leichter machte. Der deutsche Halbzeitdritte Linus Straßer fiel auf den vierten Zwischenrang zurück, der norwegische Halbzeitzweite Lucas Braathen auf den dritten Rang. Der Schweizer Daniel Yule führte vier Zehntelsekunden vor dem unverwüstlichen Briten Dave Ryding, dem inzwischen 36-jährigen Vorjahressieger am Ganslernhang. Eine Hundertstelsekunde dahinter lag Braathen - und dann kam Manuel Feller.
Abruptes Ende
0,85 Sekunden Guthaben auf Yule nahm der Tiroler mit in seinen Lauf, verfiel gleich einmal in Rücklage - und fädelte wenig später ein. So feierte der Schweizer mit schottischen Wurzeln seinen zweiten Saisonsieg nach Madonna di Campiglio, seinen sechsten insgesamt. „Es ist irgendwie eine Liebesgeschichte", sagte Yule, „ich habe hier mein erstes Weltcuprennen bestritten, ich habe hier schon 2020 gewonnen und jetzt wieder."
„Das ist der Slalomsport", sagte Manuel Feller, „es tut weh. Am Start hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl, ich war auch nicht übernervös, aber so etwas ist auch den Besten schon passiert. Ich kann mir nix vorwerfen, ich bin mit 100 Prozent ins Rennen gegangen. Und wenn so kleine Rippen in der Piste sind, kann das passieren."
Adrian Pertl freute sich über den neunten Rang (+0,72), Fabio Gstrein konnte Platz zehn (+1,13) ebenfalls als Erfolg verbuchen. Michael Matt beendete den nächsten Schritt des Kennenlernens mit seinem Material als 19. (+1,82), sein Tiroler Landsmann Dominik Raschner folgte an 21. Stelle (+2,54).
Schwarz' Blackout
Marco Schwarz leistete sich im ersten Lauf einen schweren Fehler und verpasste die Qualifikation für den zweiten Durchgang, auch Simon Rueland schaffte es nicht ins Finale. Immerhin, die Chance auf Rehabilitierung ist für den Kärntner, der zuletzt in Wengen groß aufgezeigt hatte, schon sehr nah. Denn weiter geht’s bereits am Dienstag mit dem klassischen Nachtslalom von Schladming, wo tags darauf auch noch ein Nacht-Riesenslalom gegeben wird.
Auf das Slalom-Spektakel am Fuße der Planai muss auch der Bruchpilot der laufenden Saison setzen. Denn Johannes Strolz fädelte nach Platz 12 in Wengen im ersten Lauf von Kitzbühel schon wieder ein, es war der fünfte Ausfall des Vorarlbergers im sechsten Saisonbewerb. „Ich denke, dass ich eigentlich gut skifahre, aber irgendwas fehlt im Moment“, sagte Strolz. „Mir bleibt nur, ruhig zu bleiben und weiterzuarbeiten. Ich muss weiterkämpfen, alles andere hilft nichts.“
1. Daniel Yule (SUI) 1:44,63 53,03 51,60 2. David Ryding (GBR) 1:45,03 +0,40 53,74 51,29 3. Lucas Braathen (NOR) 1:45,04 +0,41 52,49 52,55 4. Linus Straßer (GER) 1:45,05 +0,42 52,68 52,37 5. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:45,10 +0,47 53,63 51,47 6. Loic Meillard (SUI) 1:45,16 +0,53 52,86 52,30 7. Ramon Zenhäusern (SUI) 1:45,21 +0,58 52,93 52,28 8. Clement Noel (FRA) 1:45,34 +0,71 52,71 52,63 9. Adrian Pertl (AUT) 1:45,35 +0,72 53,26 52,09 10. Fabio Gstrein (AUT) 1:45,76 +1,13 53,65 52,11 11. Albert Popow (BUL) 1:45,83 +1,20 53,22 52,61 12. Alexander Steen Olsen (NOR) 1:45,86 +1,23 54,17 51,69 13. Tommaso Sala (ITA) 1:46,05 +1,42 53,19 52,86 Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 1:46,05 +1,42 53,50 52,55 15. Sandro Simonet (SUI) 1:46,17 +1,54 53,44 52,73 16. Joaquim Salarich (ESP) 1:46,25 +1,62 53,95 52,30 17. Armand Marchant (BEL) 1:46,35 +1,72 54,61 51,74 18. Sebastian Holzmann (GER) 1:46,43 +1,80 54,18 52,25 19. Michael Matt (AUT) 1:46,45 +1,82 54,59 51,86 20. Kristoffer Jakobsen (SWE) 1:46,48 +1,85 54,22 52,26 21. Dominik Raschner (AUT) 1:47,17 +2,54 54,03 53,14 22. Erik Read (CAN) 1:47,33 +2,70 54,61 52,72 23. Billy Major (GBR) 1:47,37 +2,74 54,16 53,21 24. Timon Haugan (NOR) 1:47,46 +2,83 54,50 52,96 25. Filip Zubcic (CRO) 1:47,47 +2,84 54,16 53,31 26. Stefano Gross (ITA) 1:47,96 +3,33 54,10 53,86 27. Sam Maes (BEL) 1:53,92 +9,29 54,26 59,66 28. Simon Maurberger (ITA) 2:02,05 +17,42 54,44 1:07,61
Ausgeschieden im 1. Durchgang: Johannes Strolz (AUT), Samuel Kolega (CRO), Alex Vinatzer (ITA), Atle Lie McGrath (NOR)
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manuel Feller (AUT), Tanguy Nef (SUI)
Weltcup, gesamt (23/39):
1. Marco Odermatt (SUI) 1.186 2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 961 3. Henrik Kristoffersen (NOR) 710 4. Vincent Kriechmayr (AUT) 677 5. Lucas Braathen (NOR) 585 6. Loic Meillard (SUI) 547 7. Alexis Pinturault (FRA) 437 8. Manuel Feller (AUT) 406 9. Marco Schwarz (AUT) 377 10. Daniel Yule (SUI) 334 11. James Crawford (CAN) 322 12. Johan Clarey (FRA) 291 13. Zan Kranjec (SLO) 290 14. Daniel Hemetsberger (AUT) 275 15. Atle Lie McGrath (NOR) 274 18. Matthias Mayer (AUT) 268 29. Otmar Striedinger (AUT) 159
Slalom Männer (6/10):
1. Lucas Braathen (NOR) 370 2. Henrik Kristoffersen (NOR) 365 3. Daniel Yule (SUI) 334 4. Loic Meillard (SUI) 262 5. Manuel Feller (AUT) 241 6. Linus Straßer (GER) 240 7. Marco Schwarz (AUT) 153 8. Ramon Zenhäusern (SUI) 147 9. David Ryding (GBR) 144 10. Tommaso Sala (ITA) 143 11. Clement Noel (FRA) 132 12. Alexis Pinturault (FRA) 129 13. Atle Lie McGrath (NOR) 125 14. Fabio Gstrein (AUT) 109 15. Albert Popow (BUL) 100 17. Adrian Pertl (AUT) 94 23. Michael Matt (AUT) 65
Mannschaft Männer (23):
1. Schweiz 3.809 2. Norwegen 3.036 3. Österreich 2.866 4. Frankreich 1.584 5. Italien 1.321 6. Deutschland 1.113 7. USA 784 8. Kanada 758 9. Slowenien 473 10. Kroatien 197
Nationencup (47):
1. Schweiz 7.014 2. Österreich 5.444 3. Norwegen 4.316 4. Italien 4.086 5. USA 2.738 6. Frankreich 2.484 7. Deutschland 1.918 8. Kanada 1.327 9. Slowenien 1.242 10. Schweden 1.014