Sport/Wintersport

Der einzige Kandidat als ÖSV-Präsident: Wer ist Karl Schmidhofer?

Mit Karl Schmidhofer ist in der Nacht von Montag auf Dienstag ein überraschender Kandidat für die Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel aus dem Hut gezaubert worden. Der 59-jährige ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Tourismus-Unternehmer ist der Kompromisskandidat der uneinigen Ski-Landesverbände. Bei der Länderkonferenz am 19. Juni in Villach soll die ÖSV-Gondel den "Seilbahner des Jahres 2014" auf den Gipfel führen.

Der Kompromiss

Der Wahlausschuss - die neun Landesverbands-Chefs - konnte sich am Dienstag in einem Hotel in Anif nicht auf die Ex-Rennläufer Michael Walchhofer oder die von Peter Schröcksnadel forcierte Renate Götschl einigen. Daher schlug der Niederösterreicher Stefan Labenbacher seinen steirischen Kollegen Schmidhofer vor. Dieser erhielt breite Zustimmung. „Ich würde mich freuen, wenn ich dem ÖSV mit meiner ganzen Kraft dienen könnte, damit wir das bleiben können, wo uns die ganze Welt sieht, die Nummer eins. Da möchte ich gerne vorne stehen und mit dem ganzen Team den ÖSV leiten“, sagte Schmidhofer in einem ORF-Interview.

Die Stimm-Enthaltungen kamen von Tirol, Vorarlberg und der Steiermark

Götschl und Walchhofer zogen ihre Kandidatur zurück. Walchhofer, der vor allem am Widerstand der Tiroler scheiterte, sagte: "Wenn Schmidhofer breite Zustimmung findet, ist es nur gut für den Skisport."

Das natürliche Habitat Schmidhofers, Onkel der ehemaligen Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer und aktuell Präsident des steirischen Skiverbands, ist der Tourismus. Er war Geschäftsführer des Skigebiets Lachtal nahe seiner Heimatgemeinde Scheifling ebenso wie am Kreischberg und interimistisch am Hauser-Kaibling. 2015 sanierte er das darniederliegende Skigebiet Grebenzen bei St. Lambrecht, und er darf sich zugute halten, der Tourismusregion Murtal zu einem Aufschwung verholfen zu haben.

Steirische Berufskollegen wie Georg Bliem, Chef der Planai-Hochwurzenbahnen in Schladming, schätzen Schmidhofer als "sehr konsensorientierten Menschen". Er gehe oft akribisch an schwierige Situationen heran, sei sehr gut vorbereitet, "übergenau" und hinterfrage viel. Auf Mogelpackungen oder Blender falle der Murtaler nicht hinein, "die durchschaut er schnell". Bliem kennt Schmidhofer seit rund 15 Jahren, in denen sich die Wege der beiden immer wieder gekreuzt haben.

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Bliem ist auch ehemaliger Geschäftsführer des Steiermark Tourismus, wo Schmidhofer noch heute Mitglied des Aufsichtsrats ist. Außerdem ist der 59-Jährige ein knappes Jahr lang als Geschäftsführer am Hauser Kaibling eingesprungen, bis dort ein neuer Geschäftsführer gefunden war. Als langjähriger Seilbahner und Unternehmer habe Schmidhofer eine "Leidenschaft für den alpinen Raum", so Bliem. Schmidhofer schätze er auch, weil dieser sich nie beratungsresistent gezeigt, sondern sich gern mit anderen abgestimmt habe.

Apropos Stimmen: Auch in der Politik fühlt sich Schmidhofer schon seit seinen Jugendtagen wohl. 2017 führte er in der Obersteiermark einen - trotz Nummerntafel "MU Kurz 1" - letztlich erfolglosen Vorzugsstimmenwahlkampf um einen Sitz im Nationalrat, rückte aber infolge des Todes einer Parteikollegin im April 2019 ins Parlament nach. Bei der Neuwahl 2019 schaffte der Vater zweier erwachsener Kinder den Sprung nach Wien schließlich über die Landesliste.

Bliem sagt, dass Schmidhofer so richtig aufgeblüht sei, als er in den Nationalrat einzog: "Das war ein langer Wunsch von ihm, die Politik taugt ihm so richtig", so Bliem. Für den Fall seiner Wahl zum ÖSV-Präsidenten hat Schmidhofer allerdings bereits angekündigt, sein Mandat zurückzulegen.

Neben seiner politischen Laufbahn war Schmidhofer zuletzt auch Vorsitzender des Tourismus-Regionalverbandes Murau - Murtal, und er wurde schon mit mehreren Auszeichnungen bedacht: Unter anderem erhielt er das Goldene Ehrenzeichen des Österreichischen und des Steirischen Skiverbands oder auch das Goldene Ehrenzeichen der Jungen ÖVP Steiermark. 2014 wurde er zu Österreichs "Seilbahner des Jahres" gewählt.