1. Abfahrt in Cortina: Sofia Goggia feiert, Tamara Tippler Sechste
Von Stefan Sigwarth
Wenn diese Frau im Ziel nickt und ihr zufriedenes Lächeln aufsetzt, dann ist klar: Sofia Goggia, Genie auf Ski und Bruchpilotin zugleich, hat der Konkurrenz wieder gezeigt, wer die Chefin in der Abfahrt ist. Die 30-Jährige aus Bergamo feierte am Freitag in Cortina d’Ampezzo ihren dritten Heimsieg, es war ihr 16. Abfahrtserfolg im Weltcup, womit sie nun in der ewigen Bestenliste auf den vierten Rang zur Deutschen Katja Seizinger vorgestoßen ist.
Nachdem die Piste Olimpia delle Tofane seit Tagen tiefgefroren war (am Freitagvormittag wurden am Start minus 16 Grad gemessen), war jede Menge Feingefühl gefragt, der unterkühlte Schnee forderte Präzision bei Winkeln und Timing. Sofia Goggia hatte freilich mit einem kleinen Lapsus im Tofanaschuss noch drei Zehntelsekunden verschenkt.
Slowenische Rückkehr
So konnte Ilka Stuhec abermals zeigen, dass sie rechtzeitig zur WM wieder in Hochform kommt. Die slowenische Abfahrtsweltmeisterin der Jahre 2017 und 2019, die zuletzt vor allem mit Verletzungen zu raufen und im Sommer auch einen Materialwechsel gewagt hatte, war dank eines furiosen Schlussteils nur 13 Hundertstelsekunden langsamer als Goggia.
Als Dritte wusste auch die Deutsche Kira Weidle wieder an ihre Form der vergangenen Jahre anzuknüpfen (+0,36), US-Überfliegerin Mikaela Shiffrin landete nach bester Zeit im oberen Streckenteil mit einer halben Sekunde Rückstand auf Platz vier, das brachte der überlegenen Führenden im Gesamtweltcup weitere 50 Punkte Vorsprung – ihre Konkurrentinnen Petra Vlhova (SVK) und Wendy Holdener gönnen sich eine Pause.
Enttäuschungen in Rot-Weiß-Rot
Mirjam Puchner, in dieser Saison bislang Österreichs Beste im Gesamtweltcup, verlor Geduld und Linie und handelte sich 2,07 Sekunden Rückstand ein, der Salzburgerin blieb nach Platz 27 nur noch das Kopfschütteln. „Einmal war ich zu früh dran, ich hab’ voll die Linie verloren und dann war der Spaß vorbei“, sagte die Pongauerin. „Das war blöd von mir.“
Und auch viele ihrer ÖSV-Teamkolleginnen fanden sich – wie bereits im Donnerstag-Training angedeutet – im Abfahrtsklassiker nicht wirklich zurecht. So kam die Vorarlbergerin Nina Ortlieb nur auf Platz 14 (+1,04). Cornelia Hütter belegte unmittelbar hinter ihrer steirischen Landsfrau Ramona Siebenhofer (+1,05) den 17. Rang (+1,06): „Ich hab’ gleich gemerkt, dass es viel besser ist als im Training, habe dann aber die Wellen unterschätzt und bin weiter gesprungen als erwartet und hatte Probleme mit der Linie“, sagte die Steirerin. Die Tirolerin Christina Ager handelte sich 1,34 Sekunden Rückstand ein (Platz 21), die Kärntnerin Nadine Fest 1,54 (Platz 24), die Salzburgerin Sabrina Maier gar 3,59 (Platz 37).
Späte Überraschungen
Und doch schafften es noch zwei Frauen aus dem Team von Chefcoach Thomas Trinker in die Top Ten: Tamara Tippler raste mit Startnummer 28 und dem Schwung des fünften Platzes im ersten Super-G von St. Anton auf den sechsten Rang (+0,63), es war die beste Platzierung der 31-Jährigen aus Mautern seit St. Anton 2021, als sie Zweite war. Und die Tirolerin Stephanie Venier belegte den zehnten Platz (+0,85).
Einen fürchterlichen Sturz baute die Schweizer Abfahrtsweltmeisterin von Cortina 2021: Corinne Suter hob im unteren Streckenteil an einer Bodenwelle wild ab, krachte mit der Hüfte auf die Piste und donnerte ins Fangnetz, konnte aber nach einigen Schrecksekunden selbst ins Ziel fahren.
Am Samstag steht die nächste Abfahrtsprüfung in Cortina auf dem Programm, gestartet wird um 10 Uhr.
1. Sofia Goggia (ITA) 1:33,47 2. Ilka Stuhec (SLO) 1:33,60 +0,13 3. Kira Weidle (GER) 1:33,83 +0,36 4. Mikaela Shiffrin (USA) 1:33,97 +0,50 5. Lara Gut-Behrami (SUI) 1:34,00 +0,53 6. Tamara Tippler (AUT) 1:34,10 +0,63 7. Laura Gauché (FRA) 1:34,17 +0,70 8. Elena Curtoni (ITA) 1:34,19 +0,72 9. Breezy Johnson (USA) 1:34,25 +0,78 10. Stephanie Venier (AUT) 1:34,32 +0,85 11. Isabella Wright (USA) 1:34,38 +0,91 12. Laura Pirovano (ITA) 1:34,48 +1,01 13. Kajsa Vickhoff Lie (NOR) 1:34,50 +1,03 14. Romane Miradoli (FRA) 1:34,51 +1,04 Nina Ortlieb (AUT) 1:34,51 +1,04 16. Ramona Siebenhofer (AUT) 1:34,52 +1,05 17. Cornelia Hütter (AUT) 1:34,53 +1,06 18. Federica Brignone (ITA) 1:34,59 +1,12 Nicol Delago (ITA) 1:34,59 +1,12 20. Michelle Gisin (SUI) 1:34,63 +1,16 21. Christina Ager (AUT) 1:34,81 +1,34 22. Ragnhild Mowinckel (NOR) 1:34,89 +1,42 23. Jasmine Flury (SUI) 1:34,94 +1,47 24. Nadine Fest (AUT) 1:35,01 +1,54 25. Joana Hählen (SUI) 1:35,06 +1,59 26. Priska Nufer (SUI) 1:35,17 +1,70 27. Mirjam Puchner (AUT) 1:35,54 +2,07 28. Nadia Delago (ITA) 1:35,96 +2,49 29. Delia Durrer (SUI) 1:36,02 +2,55 30. Alice Robinson (NZL) 1:36,06 +2,59 37. Sabrina Maier (AUT) 1:37,06 +3,59
Ausgeschieden u.a.: Marie-Michèle Gagnon (CAN), Corinne Suter (SUI)
Gesamtwertung (nach 22/39 Rennen):
1. Mikaela Shiffrin (USA) 1.245 2. Petra Vlhova (SVK) 796 3. Lara Gut-Behrami (SUI) 681 4. Federica Brignone (ITA) 572 5. Sofia Goggia (ITA) 570 6. Wendy Holdener (SUI) 569 7. Marta Bassino (ITA) 552 8. Ragnhild Mowinckel (NOR) 421 9. Elena Curtoni (ITA) 408 10. Corinne Suter (SUI) 379 11. Sara Hector (SWE) 364 12. Anna Swenn-Larsson (SWE) 320 13. Paula Moltzan (USA) 311 14. Ana Bucik (SLO) 309 15. Michelle Gisin (SUI) 303 17. Mirjam Puchner (AUT) 274 21. Cornelia Hütter (AUT) 252 25. Ramona Siebenhofer (AUT) 210 26. Katharina Liensberger (AUT) 205 27. Nina Ortlieb (AUT) 201
Abfahrt Frauen (5/9):
1. Sofia Goggia (ITA) 480 2. Ilka Stuhec (SLO) 272 3. Elena Curtoni (ITA) 218 4. Corinne Suter (SUI) 218 5. Nina Ortlieb (AUT) 196 6. Kira Weidle (GER) 187 7. Mirjam Puchner (AUT) 149 8. Cornelia Hütter (AUT) 143 9. Mikaela Shiffrin (USA) 140 10. Lara Gut-Behrami (SUI) 132 11. Joana Hählen (SUI) 129 12. Jasmine Flury (SUI) 126 13. Breezy Johnson (USA) 100 14. Ragnhild Mowinckel (NOR) 89 15. Isabella Wright (USA) 81 20. Tamara Tippler (AUT) 69 21. Stephanie Venier (AUT) 63 23. Christina Ager (AUT) 57 25. Ramona Siebenhofer (AUT) 46 29. Ariane Rädler (AUT) 31
Mannschaft Frauen (22):
1. Schweiz 2.919 2. Italien 2.530 3. Österreich 2.280 4. USA 1.835 5. Norwegen 1.037