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Judo-Hoffnung Graf bei Olympia: "Ich bin eine echte Kampfsau"

Wenn Bernadette Graf auf der Judo-Matte steht, dann schert sie sich einen Dreck, welche Figur sie abgibt und wie sie nach außen rüberkommt. Es mag Judokas geben, die Wert auf Ästhetik und Eleganz legen, die 29-jährige Tirolerin gehört definitiv nicht dazu. „Es gibt bestimmt elegantere Kämpferinnen als mich“, erklärt Graf. „Ich habe keine filigrane Technik, sondern ich will eher mit dem Kopf durch die Wand. Ich bin eine echte Kampfsau.“

Auch im Judo heiligt der Zweck die Mittel und Bernadette Graf ist mit ihrem rüden Kampfstil bislang nicht so schlecht gefahren. Die Tirolerin ist vierfache EM-Medaillengewinnerin, bei ihrer Olympia-Premiere 2016 in Rio verpasste sie als Fünfte nur knapp eine Medaille. In Tokio gehört Bernadette Graf am Donnerstag in der Klasse bis 78 Kilogramm zum großen Kreis der Medaillenanwärterinnen, auch wenn die Auslosung es nicht gut mit ihr meint. Bereits in Runde zwei droht die Französin Madeleine Malonga, die Nummer eins der Welt.

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Bernadette Graf weiß davon noch gar nichts. Sie hat sich’s irgendwann einmal angewöhnt, sich erst wenige Stunden vor dem Wettkampf mit den Gegnerinnen zu beschäftigen. „Ich werde mir die Auslosung wieder erst am Wettkampftag anschauen“, sagt sie.

Das hat jetzt keineswegs mit fehlender Professionalität zu tun, vielmehr will sich Graf vor dem Bewerb nicht tagelang den Kopf zermartern. „Außerdem kenne ich sowieso alle Gegnerinnen.“

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Aus ihr spricht die Gelassenheit eines Routiniers, der nicht nur auf der Matte bereits einiges durchgemacht hat. Im vergangenen Jahr lieferte sich Graf einen monatelangen Kampf mit dem Coronavirus. „Ich habe geschnauft wie ein Dampfkessel und mich gefragt, ob ich mich jemals wieder erhole.“

Als sie sich schließlich im Mai mit EM-Bronze zurückmeldete, war die Erleichterung riesig. „Weil ich zeigen konnte, dass ich es nicht verlernt habe.“