Corona im Sport: Es ist Zeit für Betroffenheit und Demut
Von Wolfgang Winheim
„Lockdown bis 6. Dezember. Handel sperrt zu. Kein Hobbysport. Unterricht nur noch digital.“
Es war vor genau einem Jahr gewesen, als am zweiten November-Wochenende Titelzeilen wie diese dominierten. Und Sportstars auf Seite 1 kein Leiberl hatten.
Obwohl Dominic Thiem als Nummer 3 der Welt beim Masters im London gegen Stefanos Tsitsipas aufschlug;
obwohl Lewis Hamilton in Istanbul seinen siebenten WM-Titel in der Formel-I fixierte;
obwohl erstmals nach einem Jahr – wenn auch coronabedingt vor Geisterkulisse – in Wien ein Länderspiel stattfand.
Herbert Prohaska durfte damals nach abgesessener Quarantäne gegen Nordirland wieder für den ORF analysieren. Bereits zu diesem Zeitpunkt ließ sich mit positiv Getesteten a la Kylian Mbappé, Cristiano, Ronaldo, Neymar eine ganze Covid-Weltelf bilden. Einige wie soeben Bayerns Abwehrhüne Niklas Süle hat’s inzwischen gar schon zum zweiten Mal erwischt.
Das Prater-Spiel in der Nations League vor einem Jahr hatte gegen Nordirland mit einem mühsamen 2:1 geendet.Wobei wie Freitag in Klagenfurt auch damals Louis Schaub als Joker und Schütze den Umschwung brachte. Aber 2021, hieß es, werde sich die hochkarätige Legionärself in der wichtigeren WM-Qualifikation steigern. Passierte bekanntlich nicht.
Immerhin ging Freitag wohl kaum einem der 600.000 TV-Zeugen beim 4:2 im für die WM-Qualifikation nicht mehr relevanten Israel-Spiel das viel zitierte G’impfte auf.
Zudem scheint unabhängig von der ansprechende Offensivleistung auch ein bissel Demut angebracht. Kommt’s ja zur Zeit schon einem Erfolg gleich, wenn – anders als bei der deutschen Nationalmannschaft – über die Aufstellung nicht das Virus, sondern der Teamchef entscheidet. Ob der beim ÖFB auch im März noch Franco Foda heißt, sollte kein Thema vor dem Montag-Spiel gegen Moldawien sein. Es wird mit einer Trauerminute für das unvergessliche Corona-Opfer Paul Gludovatz begonnnen.