Sport/Fußball

Wacker-Präsident Rauch: "Dann stehst du eh bei der Beerdigung"

Hannes Rauch ist seit Mittwoch neuer Präsident des Krisenklubs FC Wacker Innsbruck. Über die GmbH des Traditionsvereins wurde bereits ein Insolvenzverfahren eröffnet, der ehemalige Generalsekretär der ÖVP kämpft nun um die Rettung des Klubs und einen Neustart im Amateurfußball.

KURIER: Darf man Ihnen zu diesem Amt gratulieren, oder muss man Sie nicht eher bedauern?

Darüber reden wir dann in einigen Wochen. Ich gebe es zu: Im Moment ist es sehr turbulent.

Was hat Sie dazu bewogen, in der aktuellen Situation Präsident bei einem Krisenklub wie dem FC Wacker zu werden?

Ich hatte eigentlich nie vor, Wacker-Präsident zu werden, aber es hat sich jetzt so ergeben. Manchmal muss man Dinge schnell entscheiden. Ich glaube, dass dieser Verein grundsätzlich viel Potenzial hat, aber so weit sind wir noch gar nicht. Aktuell geht es nur darum, den Verein finanziell zu retten. Und daran werken wir.

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Sie haben die Fans am Mittwoch bei der Generalversammlung über die Pläne informiert. Der Abend ist sehr turbulent verlaufen.

Es war brutal hitzig und emotional und wurde wirklich sehr kontrovers diskutiert. Andererseits sieht man daran wieder, wie viel Energie in diesem Verein steckt. Viel schlimmer wäre es, wenn das Schicksal des FC Wacker jedem wurscht wäre. Dann weißt du, wo du bist, weil dann stehst du eh schon bei der Beerdigung. Es muss halt immer im Rahmen bleiben und nicht ausarten. Die Grundproblematik ist die Kernmitgliedschaft.

Ein Kernmitglied hat 1500 Stimmen und damit deutlich mehr Einfluss als die Mitglieder. Diese Regelung ist umstritten.

Und ich habe auch Verständnis dafür, weil die Kernmitgliedschaft bis jetzt nicht funktioniert hat. Ich brauche allerdings die Kernmitgliedschaft als mögliches Vehikel, um den FC Wacker zu retten. Das ist eine Option, damit wir den Verein sanieren können und weiter handlungsfähig sind. Es ist jetzt der falsche Zeitpunkt darüber zu diskutieren, wie sinnvoll es ist, ein Kernmitglied zu haben. Der FC Wacker ist nicht an dem Punkt, dass er zwischen Milch und Honig wählen kann. Der Verein hat wenige Möglichkeiten zu überleben. Und diese Möglichkeiten muss man sich offen lassen.Vielleicht klappts beim nächsten Mal mit einem Kernmitglied.

Themenwechsel: Wissen Sie schwarz auf weiß, wie es gerade wirklich um den FC Wacker steht? Haben Sie alle Zahlen auf dem Tisch?

Man kann den Ist-Zustand ungefähr erahnen. Ein Steuerberater ermittelt gerade bis Montag den Status quo. In den letzten Wochen und Monaten ist beim Verein nicht so gearbeitet worden, dass man jetzt einen detaillierten Überblick hätte. Wir müssen wissen, womit wir es wirklich zu tun haben.

Die Rede war immer von einer knappen Million Euro minus. Wie kann ein Viertligist so einen Schuldenberg abbauen? Geht das überhaupt?

Ich gehe davon aus, dass wir die Refundierungen und Subventionen, die seitens der öffentlichen Hand eingefroren wurden, erhalten werden. Das sind im Idealfall ein bisschen über 400.000 Euro. Aktuell hat der Verein 100.000 auf dem Konto. Wir haben also ein bisschen Liquidität. Aber dann sind wir noch nicht bei der neuen Saison. Wir machen jetzt Schritt für Schritt, aber das sollte schnell gehen, weil wir bis Mitte Juli eine Mannschaft brauchen.

Wäre angesichts der Umstände und des Zeitdrucks deshalb ein Neustart in der Tiroler Liga (4.Stufe) nicht vielleicht sinnvoller? Der Verein hofft ja noch auf eine Einstufung in der Regionalliga.

Sponsormäßig würden wir uns in der Regionalliga sicher leichter tun. Aber wir müssen auch realistisch sein und schauen, was überhaupt machbar ist. Es wäre jetzt falsch und unseriös, vom professionellen Fußball zu reden für die nächsten Jahre. Man muss die Gegenwart annehmen und die heißt Amateurfußball. Die Liga ist halt noch offen.

Wissen Sie schon, wo der FC Wacker künftig seine Heimspiele austragen wird? Das Tivolistadion kann ja keine Option sein.

Aus meiner Sicht ist für die Tiroler Liga der W-1-Platz neben dem Tivolistadion die einzige Option.

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Josef Geisler, der Präsident des Tiroler Fußballverbandes, hat dezitiert gesagt: Das Image des FC Wacker ist nachhaltig beschädigt. Stimmen Sie ihm zu?

Man ist beim Verein sicher nicht immer so aufgetreten, dass das sympathisch erschienen wäre. Da muss man schon die Fehler bei sich selbst suchen und nicht immer nur sagen: ,Die mögen uns nicht.' Der Verein hat sicher neben dem finanziellen Schaden auch einen Imageschaden davongetragen. Aber man kann beides lösen. Wobei eines klar ist: Einen Imageschaden kannst du nicht in drei Wochen reparieren. Wir werden uns am Riemen reißen müssen.

Apropos Image: Der umstrittene Russe Michail Ponomarew ist als "finanzieller Retter" immer noch eine Option. Wie passt das mit einem Neustart zusammen: Hat der Verein aus den schlechten Erfahrungen mit den bisherigen Investoren nichts gelernt?

Der FC Wacker muss mit Michail Ponomarew so oder so reden, weil von seiner Seite ja eine Klage gegenüber dem Verein im Raum steht. Es gibt auch noch andere Optionen, aber wir müssen uns alle Optionen offenhalten, auch wenn die Lösung für den einen oder anderen nicht populär ist. Natürlich ist es nicht ideal, aber im Moment müssen wir Brücken bauen und nicht Brücken abbrechen.

Abschließend: Können Sie als Präsident sagen, wie viele Spieler der FC Wacker aktuell hat?

Das ist eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich hoffe schon, dass aus unserer dritten Mannschaft ein Stamm dableibt. Dann brauchst du vier bis fünf arrivierte Regionalliga- bzw. Tiroler Liga-Spieler, damit du mithalten kannst.

Haben Sie einen Trainer im Visier?

Ziel wäre, dass wir Mitte, Ende nächste Woche einen Trainingsstart haben. Die Liga beginnt Ende Juli. Ich kann nicht sagen, wie viele Spieler da sein werden. Ich habe eine Tiroler Lösung beim Trainer angedacht, aber ich kann noch nichts Konkretes sagen. Es ist für viele ein Sprung ins kalte Wasser.