Torfestival ohne Happy End: St. Pölten zwischen Enttäuschung und Stolz
St. Pölten erlebte am Mittwoch einen besonderen Fußballabend, gleich in doppelter Hinsicht. 2.816 Fans sorgten für eine Rekordkulisse. "Es war ein Traum vor so einem Publikum zu spielen", sah sich SKN-Trainerin Liese Brancao emotional etwas entschädigt für die 3:4-Niederlage gegen AS Roma, wobei die Niederösterreicherinnen erst im Finish eine 2:0-Führung aus der Hand gaben. Und zweitens war das erste Heimspiel in der Gruppenphase der Champions League beste Werbung für den Frauenfußball und machte jedenfalls Lust auf die weiteren Partien.
Die St. Pöltnerinnen hatten den Sieg vor Augen und die Möglichkeit auf das 3:0, ehe die Italienerinnen – mit der Österreicherin Carina Wenninger als Abwehrchefin – das Geschehen drehen konnten und jubelnd abreisten. Die "Wölfinnen" mussten Lehrgeld zahlen, wie Rita Schumacher eingestand: "Wir sind neu in dem Bewerb und müssen noch viel dazulernen. Beispielsweise, dass wir so eine Führung über die Zeit bringen, einfach sicherer spielen."
Unglückliches Finale
Dennoch konnte sie den Abend genießen. "Die Gruppenphase war immer unser Ziel. Es war schon sehr schön, dass so viele Zuschauer hier waren." Torfrau Carina Schlüter haderte mit dem Resultat und sich selbst. Da bot sie 80 Minuten lang eine hervorragende Leistung, vereitelte einige Roma-Chancen, um beim 2:3 und 2:4 zu patzen. "Wir haben unglückliche Gegentore kassiert, daher überwiegt nun die Enttäuschung. Vielleicht kommt in ein paar Tagen der Stolz, lange Zeit so gut gespielt zu haben. Aber als Profi willst du gewinnen, dann bis du nach einer Niederlage eben enttäuscht."
Nach zwei Niederlagen gegen Wolfsburg und AS Roma rückt Platz 2, der für den Aufstieg reicht, schon in weitere Ferne, wie auch Schumacher weiß. "Hoffnung gibt es immer, aber jetzt sind wir abhängig von den anderen Mannschaften."
Verdienter Sieg
Zum Beispiel von der AS Roma, die mit zwei Siegen im Gepäck Richtung Aufstieg blicken darf. Wenninger: "Der Moment ist auf unserer Seite, das wollten wir auch. Wir haben gewusst, dass wir nicht in den Spielen gegen Gruppenfavoriten Wolfsburg punkten müssen, sondern in den direkten Duellen mit St. Pölten und Prag. Da sind wir jetzt in einer sehr guten Situation. Man hat aber gesehen, dass es sehr schnell anders aussehen kann."
Die 31-Jährige dirigierte die Abwehr von Roma und feuerte ihre Kolleginnen vor ihr trotz zahlreicher vergebener Chancen immer wieder an. "Das Spiel ist aufs Herz gegangen, es war offen bis zum Ende, der Sieg war aber letztlich verdient." Roma war spielerisch die bessere Mannschaft und hatte vor allem in der ersten Hälfte viele hochkarätige Möglichkeiten. "Man versucht immer, daran zu glauben. Aber wenn du in der ersten Hälfte so viele Riesenchancen vergibst, dann denkst du irgendwann: Da können wir drei Matches lange spielen, wir werden nicht treffen. Das 1:2 war der sogenannte Dosenöffner."