Özil-Affäre in Zitaten: "Es war keine politische Botschaft"
Von Mathias Kainz
Die Fotos der deutschen Fußball-Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und der Umgang mit dem Thema haben für heftige Diskussionen gesorgt. Nun ist Mesut Özil aus der DFB-Auswahl zurückgetreten. Eine Chronologie der Causa Özil in Zitaten:
14. Mai
„Der DFB respektiert und achtet selbstverständlich die besondere Situation unserer Spieler mit Migrationshintergrund. Aber der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden. Deshalb ist es nicht gut, dass sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen. Der Integrationsarbeit des DFB haben unsere beiden Spieler mit dieser Aktion sicher nicht geholfen.“ (DFB-Präsident Reinhard Grindel bei Twitter)
„Ich habe nach wie vor überhaupt keine Zweifel an Mesuts und Ilkays klarem Bekenntnis, für die deutsche Nationalmannschaft spielen zu wollen und sich mit unseren Werten zu identifizieren.“ (DFB-Teammanager Oliver Bierhoff)
„Es war nicht unsere Absicht, mit diesem Bild ein politisches Statement abzugeben, geschweige denn Wahlkampf zu machen.“ (Ilkay Gündogan)
15. Mai
„Menschen können Fehler machen, und wir müssen das Maß wahren. Ich glaube, dass beide wissen, dass sie einen Fehler gemacht haben.“ (Reinhard Grindel)
„Das war keine glückliche Aktion. Wenn man für Deutschland spielt, dann vertritt man das Land und die deutschen Werte.“ (Bundestrainer Joachim Löw)
Es sei eine Situation gewesen, „die Fragen aufwarf und zu Missverständnissen einlud“. (Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel)
19. Mai
„Um es in Fußballersprache auszudrücken, haben sie einen groben Fehlpass gespielt und was macht man, wenn man einen Fehlpass gespielt hat? Man versucht, den Ball zurückzugewinnen“ (Der langjährige Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm)
Heimat gibt es auch im Plural. Ein Mensch kann mehr als eine Heimat haben, und neue Heimat finden. Das hat die Bundesrepublik für Millionen von Menschen bewiesen und es hat uns bereichert.
bei Facebook nach einem Treffen mit Ilkay Gündogan und Mesut Özil
„Mesut Özil hat mir heute gesagt: 'Ich bin hier aufgewachsen und stehe zu meinem Land.'“ (Frank-Walter Steinmeier)
„Es gab ein Gespräch und von daher denke ich, dass wir jetzt so langsam über andere Themen reden können.“ (Joachim Löw in der ARD)
24. Mai
„Beide Spieler kamen auf uns zu und wollten es mit uns klären. Mir war es recht, gerade vor Beginn des Trainingslagers. Beide Spieler wollten uns klar machen, dass es keine politische Botschaft war. Es war die Idee von Ilkay, den Bundespräsidenten zu besuchen. Daher sind diese Dinge besprochen und für mich geklärt.“ (Joachim Löw)
1. Juni
„Innerhalb der Mannschaft war es überhaupt kein Problem.“ (Joachim Löw in einer Zwischenbilanz des WM-Trainingslagers über die Auswirkungen des umstrittenen Fotos)
5. Juni
„Die Reaktionen haben mich getroffen, vor allem auch die persönlichen Beleidigungen. Weil ich schon der Meinung bin, dass einige Vorwürfe, die jetzt gegen Mesut und mich aufgekommen sind, nicht zu 100 Prozent stimmen.“ (Ilkay Gündogan)
„Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin. Deshalb war es auch nie ein Thema, ein politisches Statement zu setzen.“ (Ilkay Gündogan)
7. Juni
„Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich bin der Meinung, wir haben sehr viel gemacht - und jetzt reicht es dann auch.“ (Oliver Bierhoff zu Vorwürfen gegen den DFB zum Umgang mit dem Thema)
10. Juni
„Ich glaube, die beiden Spieler haben nicht bedacht, was das Foto auslöst mit dem Präsidenten Erdogan.“ (Angela Merkel in der ARD)
Mündig heißt ja, dass man selbst entscheidet und verantwortet, wie man reagiert. Und das tut Mesut. Ob es in diesem Fall richtig und gut für ihn ist, steht auf einem anderen Blatt.
am 12. Juni zur Entscheidung von Özil, sich bei der WM nicht zum Treffen mit Erdogan zu äußern
17. Juni
„Am Anfang hat das schon ein bisschen gestört in der Mannschaft, war sogar belastend.“ (Nationaltorwart Manuel Neuer zum Einfluss des Wirbels um Özil und Gündogan auf die Nationalmannschaft in der WM-Vorbereitung)
5. Juli
„Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet.“ (Oliver Bierhoff in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“)
6. Juli
„Es tut mir leid, dass ich mich da offenbar falsch ausgedrückt habe und diese Aussagen missinterpretiert werden. Sie bedeuten in keinem Fall, dass es im Nachhinein falsch gewesen sei, Mesut mitzunehmen.“ (Oliver Bierhoff in der „Bild“-Zeitung zu seiner Aussage vom Vortag)
8. Juli
„Diese Aussage ist eine Frechheit. Sie dient meiner Meinung nach nur dazu, die eigene Haut zu retten.“ (Mesut Özils Vater Mustafa Özil in der „Bild am Sonntag“ zu den Äußerungen von Oliver Bierhoff)
„Es stimmt, dass sich Mesut bisher nicht geäußert hat. Das hat viele Fans enttäuscht, weil sie Fragen haben und eine Antwort erwarten. Diese Antwort erwarten sie zu Recht. Deshalb ist für mich völlig klar, dass sich Mesut, wenn er aus dem Urlaub zurückkehrt, auch in seinem eigenen Interesse öffentlich äußern sollte.“ (Reinhard Grindel in einem Interview des „Kicker“)
„Daneben müssen wir die sportliche Analyse abwarten und schauen, ob Joachim Löw weiter mit ihm plant.“ (Reinhard Grindel in einem Interview des „Kicker“)
11. Juli
„Jetzt ist die Zeit zu analysieren: die Leistungen auf dem Platz, den Umgang mit dieser Affäre. Und danach muss man mit seiner Haltung an die Öffentlichkeit gehen. Das wäre die richtige Aufarbeitung.“ (Ex-Kapitän Philipp Lahm in einem Interview der „Zeit“)
19. Juli
„Das katastrophale Krisenmanagement des DFB infolge der Erdogan-Fotos hat Raum gelassen für Angriffe von rechts und die überwunden gehoffte Debatte, ob hier geborene Deutsch-Türken wirklich Teil unserer Gesellschaft sind oder für immer Ausländer bleiben. Das wirft uns um Jahre zurück.“ (Der frühere Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“)
Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre.
Rücktritt aus der Nationalmannschaft am 22. Juli