Sport/Fußball

Die neuen Ziele von Ex-Rapidler Ercan Kara zu Saisonbeginn

Mit prominenter österreichischer Beteilung startet die Major League Soccer (MLS) am Wochenende in ihre 27. Saison. Neben Trainer Gerhard Struber, der die New York Red Bulls in seiner zweiten Saison betreut, sind mit Ex-ÖFB-Kapitän Christian Fuchs (Charlotte FC) und ÖFB-Teamstürmer Ercan Kara (Orlando City SC) auch zwei neue Akteure in der nordamerikanischen Fußball-Profiliga aktiv. Titelhoffnungen darf sich das Trio aber keine echten machen. Strubers Team ist stark verändert.

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Kara spürt "keinen Druck"

Orlandos erklärtes Ziel sind die Play-offs, in die es 14 der 28 Teams schaffen. Karas neuer Arbeitgeber stand 2020 im Viertelfinale, im Vorjahr kam in der ersten K.o.-Runde das Aus. "Wir haben die Qualität. Ich spüre keinen Druck", sagte der Ex-Rapidler angesichts der Erwartungen in Florida. Auf den 26-Jährigen, dessen Knöchelblessur in der Vorbereitung zum Saisonauftakt am Sonntag gegen Montreal kein Hindernis mehr sein soll, wartet in Amerika eine andere Art von Fußball. "In Europa geht es mehr darum, den Ball zu halten, Räume in der Offensive zu finden. Hier will jeder attackieren", meinte Kara.

Als "Designated Player" darf sich Karas Jahresgehalt außerhalb des "Salary Cap" - der bei 612.500 Dollar (ca. 540.000 Euro) liegenden Obergrenze für Spielergehälter - bewegen. Jeder Verein der MLS kann drei solcher Spieler beschäftigen. Zu ihnen gehören u.a. bekannte "Oldies" wie Xherdan Shaqiri (30, SUI/Chicago Fire), Douglas Costa (31, BRA/LA Galaxy), Blaise Matuidi (34, FRA/Inter Miami), Gonzalo Higuain (35, ARG/Inter Miami) oder der aktuelle Europameister Lorenzo Insigne. Der 30-jährige Stürmer wird allerdings erst im Juli zu Toronto stoßen. Der Grunddurchgang läuft bis 9. Oktober.

Fuchs will Footballer werden

Zu den Routiniers zählt auch Außenverteidiger Fuchs, der für den Liganeuling Charlotte in den Profibereich zurückkehrt. Nach seinem Abgang beim englischen Premier-League-Club Leicester City im Sommer 2021, mit dem er 2016 sensationell den Titel geholt hatte, absolvierte er im Herbst 15 Partien für Charlotte Independent in der zweitklassigen USL Championship, schon im Juni hatte er für die 2022er-Saison bei Charlotte FC angeheuert. Eine gewichtige Rolle habe dabei Leicester-Legende Steve Walsh, Berater des MLS-Clubs, gespielt, erklärte der 35-jährige Niederösterreicher.

Fuchs' Familie (Ehefrau Raluca, drei Kinder) lebt in New York. In Charlotte will er beim Aufbau einer konkurrenzfähigen Truppe helfen. Viele Experten sehen das Team in seiner Premierensaison aber am Ende der Liga. Für Fuchs soll es ohnehin "nur" ein Sprungbrett in die NFL sein. Der 76-fache ÖFB-Teamspieler peilt eine Karriere als Kicker im American Football an. "Ich glaube, ich habe bei einem Club unterschrieben, der dafür in einer idealen Stadt ist", sagte Fuchs im Hinblick auf das ebenfalls im Bank of America Stadium beheimatete NFL-Team Carolina Panthers.

Struber muss von vorne beginnen

Ein dritter ÖFB-Spieler fehlt in der MLS. Für Daniel Royer war bei den New York Red Bulls kein Platz mehr, der Vertrag des 31-jährigen Steirers wurde nicht verlängert. Strubers Club setzt stattdessen auf ein enorm junges Team. "Wir wollten die Mannschaft zusammenhalten, das ist aber nicht gelungen", erklärte der Chefcoach vor dem Saisonstart in San Jose gegenüber österreichischen Journalisten. Andere Clubs seien bereit, deutlich mehr Geld auszugeben. "Wir sind wieder am Startpunkt, müssen eine komplett neue Mannschaft bauen. Aber diesen Weg trage ich mit."

Die Transferperiode in der MLS läuft bis Mai. Struber hofft noch auf die eine oder andere arrivierte Verstärkung. "Wir müssen handeln, um noch ein bisschen mehr Erfahrung reinzubringen", meinte der 45-Jährige. Nur dann sei das Ziel Play-off auch in Angriff zu nehmen. Im Vorjahr waren die Bullen dort in der ersten Runde an Philadelphia Union gescheitert. Struber: "Natürlich bin ich ein Trainer, der einen hohen Anspruch hat, der schon auch um Titel spielen will. Gleichzeitig stehe ich aber auch für Entwicklung."

MLS als Sprungbrett nach Europa

Der Ex-Coach von WAC und Barnsley will auch in seiner umgebauten Truppe schnell den "typischen Red-Bull-Fußball implementieren". Er sieht die MLS immer mehr als Sprungbrett in Europas Top-5-Ligen. "Die Liga ist auf einem richtig guten Level", betonte Struber. Die WM 2026 habe in den USA eine Sogwirkung entwickelt. "Es ist eine Rieseneuphorie im Land, was den Soccer angeht. Man markt in vielerlei Hinsicht, dass da gerade Aufbruch herrscht." Viele Clubs würden nicht nur in neue Spieler, sondern auch in Trainingsmöglichkeiten investieren.

"Die Qualität in vielen anderen Mannschaften ist überbordend hoch", meinte Struber. Er müsse mit den Red Bulls "kleinere Brötchen backen". Als Titelfavoriten sieht er neben den finanzstarken Vereinen Los Angeles FC und LA Galaxy auch Philadelphia und New England Revolution. Mit regelmäßigen Corona-Tests müssen sich die MLS-Profis laut Struber seit einigen Tagen nicht mehr herumschlagen. "Wir sind jetzt befreit von dem ganzen Wahnsinn", sagte der Salzburger sichtlich erfreut. Nur noch bei Symptomen seien die Spieler angehalten, sich zu testen. "Es ist keine Verpflichtung mehr."