Sport/Fußball

DFB-Coach Hansi Flick: "Katar wird keine WM für Fans"

Für den deutschen Bundestrainer Hansi Flick wird die umstrittene Fußball-WM in Katar kein Fest für die normalen Fußballfans. „Ich habe viele Bekannte, die gerne nach Katar fliegen würden, es aber aus vielerlei Gründen unterlassen. Weil sie sich die massiven Preise nicht leisten können, weil die Situation etwa für Homosexuelle inakzeptabel ist, weil es Menschenrechtsverletzungen gibt, weil Minderheiten ausgegrenzt werden“, sagte Flick dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

„Grundsätzlich finde ich es schade, dass dieses Turnier keine WM für Fans wird“, äußerte der DFB-Chefcoach: „Dabei sollte der Fußball für alle da sein. Darum sage ich: Es ist keine WM für den normalen Fan.“ Die Weltmeisterschaft beginnt am 20. November und endet mit dem Finale am 18. Dezember.

Flick machte sich indes für den Frauenfußball stark. Der Ex-Bayern-Coach traut Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (54) jeden Job im Fußball-Geschäft zu. „Martina und ich haben die gleiche Trainerausbildung. Ich mag ihre Art, ich mag, wie sie Fußball sieht, sie ist eine absolute Fachfrau. Ich traue ihr jede Aufgabe zu. Wenn ich an den November 2019 denke: Mir haben auch nicht alle zugetraut, dass ich den FC Bayern München trainieren könnte“, sagte Flick dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Flick hatte die Bayern als Nachfolger von Nico Kovac übernommen und den Rekordmeister im August 2020 zum Triple geführt.

Man habe, sagt Flick in dem Interview, einen sehr guten Draht zum Trainerteam der Frauen, habe auch schon gemeinsame Workshops abgehalten. „Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team haben Ansätze, die für uns interessant sind und umgekehrt auch. Man tauscht sich auf Augenhöhe aus, jeder nimmt für sich was mit - darum geht es.“

Zum Beispiel habe ihm sehr gut gefallen, wie die beiden Innenverteidigerinnen bei der EM in England bei Ballbesitz sofort angedribbelt haben. „Der Fußball, den unsere Frauen gespielt haben, der ist schon außergewöhnlich, auf hohem Niveau, mit dieser hohen Intensität. Das wünschen wir uns im DFB von allen unseren Mannschaften“, sagt Flick.

Equal Pay

Zur Debatte um Equal Play sagte Flick, dass er in seinen Gesprächen mit der Bundestrainerin und einigen Nationalspielerinnen herausgehört habe, „dass es ihnen vor allem darum geht, dass sich die Bedingungen weiter angleichen müssen. Die Ausbildung muss sich verbessern.“ Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) würde an diesen Punkten auf allen Ebenen arbeiten. „Diesen Weg müssen wir fortsetzen und intensivieren, wir müssen die weiblichen Talente noch mehr fördern, auch in den Nachwuchsleistungszentren der Clubs. Dabei müssen wir die Vereine noch stärker unterstützen. Das wird sich auszahlen.“

Zum Equal Pay sagt Flick: „Die Aussagen von Oliver Bierhoff waren absolut richtig - man sollte auch die Prämienverteilung der Verbände und die Umsätze nicht außer Acht lassen. Da stehen wir in Deutschland schon gut da - und es wird weiter optimiert.“

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am vergangenen Dienstag eine Debatte im DFB über die Angleichung der Prämien für die Frauen-Nationalmannschaft an die Zahlungen für die Männer angekündigt. Es müsse aber auch „zur Kenntnis“ genommen werden, „dass trotz gleicher Tätigkeit die Märkte immer noch sehr unterschiedlich sind“, sagte Neuendorf.

Scholz machte seinen Standpunkt noch einmal deutlich: „Ich finde, das ist etwas Politisches, deshalb macht es schon Sinn, dass man über gleiche Prämien diskutiert.“ Der Kanzler hatte sich im Verlauf der EM der Frauen in England in die Diskussion eingeschaltet und via Twitter die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen in den Nationalteams gefordert.