Austria bleibt nach dem Rausch nüchtern, Rapid feiert mit Frust
Nein, die Austria möchte sich nicht täuschen lassen von dem fulminanten 6:1-Sieg über Rapid. Derby gut, alles gut? „Nein, weil der Herbst sehr durchwachsen war und wir nicht zufrieden sind“, bilanzierte Trainer Thomas Letsch nüchtern mitten im Siegestaumel. „Umgekehrt haben wir beide Derbys gewinnen können und stehen im Viertelfinale des Cupbewerbes.“
Letsch will nicht davon sprechen, dass die Veilchen einen Platz in der Meistergruppe für sich beanspruchen können. „Es sind im Frühjahr noch vier Spiele zu absolvieren, da kann viel passieren. Aber der Sieg war sicherlich ein kleiner Schritt.“ Außerdem könne man von einem historischen Erfolg über den Erzrivalen auch über den Winter hinaus zehren. „Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Pause, das werden wir konservieren.“
Montagvormittag wurde in Favoriten schon eifrig analysiert, Letsch ließ mit Sportdirektor Ralf Muhr den Herbst Revue passieren und trennte Gut von Böse. Danach besprach sich Muhr mit Neo-Präsidenten Frank Hensel und AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Man möchte sich von zwei bis drei Spielern trennen.
Grüne Weihnachtsfeier
Die Rapidler haben nach der Derby-Blamage noch einen schweren Gang vor sich: Die traditionelle, stets ausverkaufte Fan-Weihnachtsfeier im Allianz Stadion war für Montagabend angesetzt. Ein paar Kicker sollten auch noch am Dienstag bei der Feier für VIPs und Sponsoren in Hütteldorf vorbeischauen.
Um die ohnehin gefrusteten Anhänger nicht noch zu provozieren, wurde von Zeremonienmeister Andy Marek auf singende Kicker oder „lustige Einlagen“ mit den Prügelknaben verzichtet. „Wir werden lange brauchen, um das 1:6 verarbeiten zu können“, erkannte Fredy Bickel rasch.
Der Sportdirektor verschob seinen Urlaub in der Schweizer Heimat nach hinten, um noch vor Weihnachten die von Trainer Didi Kühbauer gewünschten Verstärkungen zu kontaktieren und Verhandlungen vorzunehmen. „Im Frühjahr werden wir anders auftreten“, verspricht Kühbauer und meint damit sowohl die Spielweise als auch das Personal.
Zwei Neue sollen möglichst schnell, am besten bis zum Trainingsstart in der zweiten Jänner-Woche verpflichtet werden.
Fantasierechnung
Das Fußball-Frühjahr beginnt dann mit gleich mehreren Paukenschlägen: Europa League gegen Inter Mailand, Cup-Viertelfinale gegen Hartberg, Liga-Start gegen Salzburg. „Es wäre schlimm, wenn ich jetzt sage, dass es vorbei ist und wir sicher nicht in die Meistergruppe kommen“, meint Kühbauer. Aber sein Rechenbeispiel ist nicht realistisch, das weiß der Burgenländer auch: „Wir brauchen das Punktemaximum.“ (Nur) Mit vier Siegen hätte Rapid jene 32 Punkte, die für die obere Tabellenhälfte wohl reichen.
Viel wahrscheinlicher ist die Teilnahme an der Qualifikationsgruppe. Eine Europacup-Chance gibt es dennoch – mit dem neuen Play-off am Saisonende, wenn Rapid auf Rang 7 oder (beim „passenden“ Cupsieger) 8 landet.