Unter 30 Prozent? ÖVP droht in Tirol historisches Debakel
Von Daniela Kittner
Rund zwei Monate vor der vorgezogenen Tiroler Landtagswahl am 25. September signalisiert eine Umfrage der ÖVP ein historisches Debakel. Bereits mehrere Meinungsforscher sahen die ÖVP massiv abstürzen, aber einen Zweier vor dem Ergebnis hatte noch keine bisher publizierte Umfrage erhoben.
Laut einer „IMAD“-Umfrage im Auftrag der Tirol-Ausgabe der „Kronen Zeitung“ käme die ÖVP aktuell auf lediglich 29,1 Prozent Stimmenanteil. Das sind um 15 Prozentpunkte weniger als 2018, als die ÖVP 44,3 Prozent erreichte.
Laut der Umfrage können weder Rot noch Blau vom ÖVP-Absturz profitieren, im Gegenteil: Tirols SPÖ-Chef Geord Dornauer muss sogar mit einem leichten Minus rechnen, die SPÖ fällt von 17 auf 15 Prozent. Die FPÖ hält sich laut IMAD bei 15 Prozent, das könnte zur Folge haben, dass die SPÖ auf Platz 3 rutscht.
Auf der Gewinnerstraße
Wer profitiert? In erster Linie die Neos, sie steigen laut Umfrage von fünf auf zwölf Prozent. Mit einer Verdoppelung kann auch die Liste Fritz rechnen, sie steigt Daten zufolge von fünf auf zehn Prozent. Auch die Grünen, der derzeitige Koalitionspartner der ÖVP, liegt leicht im Plus - sie könnten sich von elf auf 13 Prozent verbessern.
Keine Hoffnungen auf einen Einzug in das Tiroler Parlament dürfen sich MFG (2,5 Prozent) und KPÖ (2,3 Prozent) machen. Für sie dürfte die Fünf-Prozent-Hürde zu hoch sein. Die Schwankungsbreite wurde mit +/- 3,9 Prozent angegeben, vom 22. bis 25. Juli wurden 600 Personen von dem Innsbrucker Marktforschungsinstitut befragt.
Nehammer stützt Mattle
Das bisher schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte fuhr die Tiroler ÖVP 2013 mit 39,4 Prozent ein. Bei der Landtagswahl 2018 hatte Landeshauptmann Günther Platter auch mit dem Rückenwind durch den damaligen Kanzler Sebastian Kurz 44,26 Prozent eingeheimst. Zu aktuellen Wahl tritt Platter nicht mehr an, er hat Mitte Juni seinen Rückzug angekündigt und Wirtschaftslandesrat Anton Mattle als Spitzenkandidat für die Wahl am 25. September in Stellung gebracht. ÖVP-Chef Karl Nehammer war kürzlich extra zum Parteitag gereist, um Anton Mattle zu unterstützen.
Nur Dreierkoalitionen
Bewahrheitet sich die Umfrage am Wahltag, wäre ein Weiterregieren von Schwarz-Grün aufgrund der fehlenden Mandatsmehrheit nicht mehr möglich. Es würden in der nächsten Tiroler Landesregierung mindestens drei Parteien vertreten sein müssen. Von den 36 Landtagssitzen entfielen 11 auf die ÖVP (aktuell: 17), jeweils 6 auf FPÖ (5) und SPÖ (6), 5 auf die Grünen (4) und jeweils 4 auf NEOS (2) und die Liste Fritz (2).