Umfrage: Zwei Drittel der Eltern wollen kein Homeschooling mehr
Ein Großteil der Eltern in Österreich will, dass die Schulen im Herbst normal geöffnet bleiben – kein Notbetrieb, kein Homeschooling mehr. Corona hin oder her.
Das geht aus einer Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut von Peter Hajek im Auftrag des Bildungsministeriums hervor. 604 Personen wurden kurz nach Schulbeginn befragt. Mit dem Start zufrieden sind 82 Prozent (davon aber nur 27 „sehr“, die übrigen „eher“).
65 Prozent haben das Gefühl, dass die Schule ihres ältesten Kindes krisenfest sei. Angst, ihre Kinder könnten sich in der Schule mit Corona infizieren, haben nur 39 Prozent (davon 14 „sehr“).
Der Wunsch nach Normalität zeigt sich in mehreren Punkten ganz deutlich. 84 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Schule nicht nur ein Ort des Wissens, sondern auch ein sozialer Ort sei – auch deshalb müssten die Schulen im Herbst regulär geöffnet sein.
Soziale Schäden größer?
70 Prozent (40 davon „sehr“) sagen sogar, dass die Schulen – egal, ob es eine zweite Infektionswelle gibt oder nicht – im Herbst auf jeden Fall den Normalbetrieb aufrechterhalten sollen. Das sind 14 Prozentpunkte mehr als bei einer ähnlichen Frage im Juni, kurz vor den Ferien.
Fast drei Viertel der Befragten sehen zudem die Gefahr, dass die „sozialen Schäden bei Kindern deutlich größer sind als die gesundheitlichen“. 68 Prozent sahen den Heimunterricht als echte Belastung für Kinder und Eltern und möchten das „nicht nochmal erleben“.
Pro Regelunterricht
Spannend ist auch: Hätten Eltern die Wahl, ob sie die Kinder in die Schule bringen oder zu Hause Heimunterricht machen, würden laut Umfrage 72 Prozent ihre Kinder in die Schule bringen.
Im April, während des Lockdowns, sagten das (bei leicht adaptierter Fragestellung) nur 63 Prozent. 29 Prozent präferierten Homeschooling. Im Mai fiel der Wert in den Keller: Nur noch sieben Prozent der Eltern waren dafür, dass die Kinder zu Hause bleiben. Ähnlich deutlich fällt die Entscheidung zwischen Regelunterricht und Notbetrieb (wie im Juni): 71 Prozent der befragten Eltern sind für den Regelunterricht. Im April waren es nur 50 Prozent. Der Wert stieg über die Monate kontinuierlich an.
Die Corona-Ampel bleibt auch in den Schulen, deren Regionen aufgrund der Infektionszahlen orange eingefärbt sind, gelb. Bildungsminister Heinz Faßmann hat das damit begründet, dass Schulen, Lehrer und Eltern Stabilität brauchen und nicht tägliche Veränderungen. 28 Prozent der Befragten halten das für eine „sehr richtige“ Entscheidung, 35 Prozent für „eher richtig“.
Überdurchschnittlich befürwortet wird die Entscheidung des Bildungsministers von Frauen, von Eltern im ländlichen Bereich und jenen, die nicht im Homeoffice arbeiten sowie von Eltern, deren Kinder die Volksschule oder AHS-Unterstufe besuchen.
Gute Note für Minister
Die Eltern stellen Minister Faßmann auch sonst ein gutes Zeugnis aus: 58 Prozent bewerten sein Corona-Krisenmanagement positiv – davon aber nur elf Prozent als „sehr gut“. Sein Krisen-Zeugnis ist besser als jenes der Bundesregierung: Hier geben nur neun Prozent ein „Sehr gut“, 40 Prozent ein „Gut“. Das Krisenmanagement der Landesregierungen finden in Summe 53 Prozent der Befragten „sehr gut“ bis „gut“.
Welch hohe Bedeutung das Bildungssystem für Eltern hat, zeigt sich zuletzt noch bei der Frage, in welchen Bereichen sie selbst stärkere Einschränkungen als bisher setzen würden: 57 Prozent würden Bars und Nachtlokale einschränken, ebenfalls 57 die Reisen ins Ausland. Aber nur 13 Prozent befürworten Einschränkungen bei Universitäten und Schulen, gar nur acht Prozent bei ihrem Arbeitsplatz und den Kindergärten.