Politik/Inland

Fellner und Strache: "Pathologischer Hass" und "Kooperation im Übermaß"

Dass sich Ex-FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache für Österreichs Boulevard interessierte, hat nicht zuletzt das Ibiza-Video gezeigt, wo er mit einer vermeintlichen Oligarchennichte einen Kauf der Kronen Zeitung erörterte. Strache pflegte auch das eine oder andere intensive Vertrauensverhältnis zu Boulevard-Journalisten - und versuchte, die Berichterstattung zu beeinflussen.

Das zeigen neu aufgetauchte FPÖ-Chats, über die das profil zuerst berichtete und die auch dem KURIER vorliegen. Bereits bekannt: Strache tauschte sich regelmäßig mit Richard Schmitt aus, dem damaligen Chefredakteur der Onlineausgabe der Kronen Zeitung, der zuletzt als Chefredakteur des Online-Blogs Exxpress auf sich aufmerksam machte. Im Ibiza-Video lobte Strache Schmitt explizit als einen "der besten Leute, die es gibt".

Vizekanzler und Chefredakteur mit der Kronen Zeitung unzufrieden

Chats zwischen Schmitt und Strache verdeutlichen, dass die beiden offensichtlich ein gut eingespieltes Team waren. So bietet Schmitt Strache wiederholt an, zur TV-Talkshow mit Moderatorin Katia Wagner zu kommen, um etwa über die Mindestsicherungsreform oder die Identitären zu diskutieren. "Die anderen Gäste können wir gemeinsam auswählen", meint Schmitt.

Im Februar 2019 loben Strache und Schmitt einander. Wobei beide offenbaren, mit der Blattlinie der Print-Ausgabe der Krone nicht zufrieden zu sein.

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In besagtem Artikel von Schmitt, der mittlerweile online nicht mehr aufrufbar ist, unterstützte Verfassungsrechtler Michael Geistlinger das Ansinnen des damaligen Innenministers Herbert Kickl (FPÖ), gefährliche Asylwerber in Sicherungshaft zu nehmen.

Prinzipiell stört Schmitt, dass es "zu wenig Anweisungen" in der Berichterstattung der Krone gebe, wie er Strache auf Nachfrage am 1. Mai offenbart. Einige Redakteure würden gar machen, "was sie wollen".

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Schmitt: "Das ist wirklich nicht neu"

Schmitt hat auf die Chats bereits gegenüber dem profil reagiert. Demnach habe es sich bei den Anweisungen nur um die Blattlinie der Kronen Zeitung gehandelt. "Es existieren derartige Textnachrichten auch von anderen Politikern anderer Parteien mit mir. Dass Politiker Journalisten kontaktieren, um ihre Inhalte/Ansichten in deren Medien unterzubringen, ist wirklich nicht neu", so Schmitt.

Strache an Fellner: "Pathologischer Hass"

Auch mit Medienmanager Wolfgang Fellner hat Strache rege gechattet. Wie der KURIER berichtete, ärgerte sich der Ex-Vizekanzler am 19. April in einer FPÖ-internen Gruppe über Fellner. Der Grund: Dieser lade weiterhin Ewald Stadler zu TV-Debatten auf oe24 ein, obwohl er ihm zugesagt habe, dies nicht mehr zu tun. Stadler war 2007 von der FPÖ zum BZÖ gewechselt. Und er betreibe im Fernsehen "FPÖ-Beschimpfung", schreibt Strache. "Und wenn er dann wieder vorstellig werden sollte, sollten wir ihm klarmachen, dass wir ihn nicht mit Inseraten füttern, damit er permanent vorbestrafte FPÖ-Hasser einlädt und gegen uns anschreibt."

Vier Tage später scheint alles geklärt: „Bitte weiter bei Fellner schalten. Wir haben es geklärt! Er kommt uns entgegen! Lg“, schreibt Strache. Geklärt wurde die Angelegenheit offenkundig via Chat, am 20. und 21. April. Strache stellt zuerst in den Raum, dass künftig doch Stadler oe24 mit Inseraten unterstützen könnte. Fellner beschwichtig, dass Stadler nur für den urlaubenden Andreas Mölzer eingesprungen sei. Fellner betont im Chatverlauf, "im Übermaß" kooperativ zu sein.

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FPÖ: "Nachricht hatte keinerlei Auswirkungen"

Zur Inseraten-Passage äußerten sich Strache und die FPÖ bereits Ende Februar. Der FPÖ stehe es frei, ihre Werbung dort zu schalten, wo sie es für sinnvoll halte. Es sei auch nicht um Regierungsinserate, sondern Inserate der Partei gegangen, betonte Strache.

Aus der FPÖ hieß es: "Fakt ist, dass seine Nachricht keinerlei Auswirkungen hatte - im Gegensatz zum ehemaligen Bundeskanzler Kern, der damals aus persönlicher Beleidigtheit tatsächlich einen Inseraten-Boykott über die ÖSTERREICH-Gruppe verhängt hat."