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Rote Eier und Osterfeuer: Was hinter den Traditionen des Christentums steckt

von Antonia Fließer

Ostern ist das höchste Fest im Kirchenjahr. Das ist unumstritten. Aber wie das Fest richtig zu feiern ist, scheidet die Geister der Kirchengemeinschaften.

Schon beim Osterdatum ist man sich uneinig. Ostern ist ein beweglicher Feiertag und findet immer sonntags nach dem ersten Frühlingsvollmond statt. Die Berechnung des Termins über den Mondkalender folgt der Tradition des jüdischen Pessachfestes, des Vorläufers des christlichen Osterfestes. Und nach dem Osterwochenende ist die Feier vorbei. Oder doch nicht?

Datum

Tatsächlich feiert die orthodoxe Kirchengemeinschaft dieses Jahr eine Woche später. „Das liegt daran, dass wir zwei verschiedene Kalender haben“, sagt der Theologe und Liturgiewissenschaftler Hans-Jürgen Feulner von der Universität Wien. Im Jahre 1582 kam es unter Papst Gregor XIII. zur Kalenderreform: Aus dem julianischen wurde der gregorianische Kalender, den wir heute gemeinhin verwenden.

Die Orthodoxen richten sich immer noch nach dem julianischen Kalender, der 13 Tage hinterherhinkt. „Wir haben die gleiche Regel, aber je nach Kalender ist das Datum der Feier nicht immer gleich“, erklärt Feulner. Er spricht sich für ein gemeinsames Osterdatum aus: „Eigentlich ist es ein Skandal, dass wir als Christenheit nicht gemeinsam an einem Datum feiern.“

Bräuche

Neben dem Datum unterscheidet sich das orthodoxe Ostern auch in der Intensität der Karwoche. Diese zelebrieren die Orthodoxen mit sehr langen Gottesdiensten. Der Theologe sagt: „In der Ganznachtfeier zur Osternacht wird nicht nur drei Stunden, sondern sehr lange gefeiert.“ Eine wichtige Rolle bei den Feierlichkeiten spielen die Auferstehungsikonen, die mit Blumen geschmückt und geküsst werden, während mit viel Gesang der Sieg Christi über den Tod gefeiert wird.

Zu den beliebten Bräuchen der Orthodoxen zählen die typischen roten Ostereier. Das Ei und die rote Farbe stehen für das Leben und symbolisieren die Fruchtbarkeit. Die Tradition der Ostereier zählt auch in der katholischen Kirche zu den verbreiteten Bräuchen. In der evangelischen Kirche sind diese Bräuche eher unüblich. „Volksfrömmige Bräuche hat Luther bewusst abgelehnt“, bemerkt der Universitätsprofessor.

Feulner nennt noch weitere Parallelen bei den Traditionen der orthodoxen und katholischen Kirche: „Ostern ist der bevorzugte Tauftermin und wenn nicht getauft wird, dann feiert man zumindest das Taufgedächtnis“, sprich, dass man selbst getauft wurde. Zudem wird in der Osternacht das Weihwasser feierlich gesegnet und anschließend mit nach Hause genommen.

Auferstehung

Bei beiden Kirchengemeinschaften steht die Auferstehung im Vordergrund. Die Feiern werden von viel Lichtsymbolik begleitet. „Die Auferstehung wird durch das Licht symbolisiert, das die Dunkelheit überwindet“, sagt Feulner. Deswegen haben das Osterfeuer und die Osterkerze eine derart große Bedeutung.

Traditionell würde man die Osterkerze nicht in einer evangelischen Kirche finden, allerdings wurde die Lichtsymbolik in den letzten Jahrzehnten immer mehr übernommen.

Karfreitag

Die evangelische Kirche unterscheidet sich weiterhin durch die Ausgestaltung der Feiertage. Dazu sagt Feulner: „Der wichtigste Feiertag ist der Karfreitag, an dem es um den Kreuzigungstag und damit Tod Christi geht.“ Die Protestanten haben aber die Bedeutung des Ostersonntags wieder mehr für sich entdeckt.

Denn: „Ohne Kreuzigung keine Auferstehung – ohne Auferstehung kein Christentum.“ Das gilt für die katholische, die orthodoxe und die evangelische Kirche zu gleichen Teilen. Ostern könne nur als Ganzes gefeiert werden.

Eines hätten alle gemeinsam: Die wichtigste Kunde zu Ostern sei: „Nach dem Tod ist nicht alles zu Ende. Das ist die frohe Botschaft des Christentums für alle.“