Politik/Inland

Nächste Flüchtlingswelle steht unmittelbar bevor

Die Caritas hat gewarnt, dass die nächste Flüchtlingswelle aus der Ukraine unmittelbar bevorsteht. "Wir müssen uns auf neue Ankünfte vorbereiten", sagte Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas Wien, nach einem Besuch in der Westukraine der APA. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir in Österreich 200.000-250.000 Menschen aufnehmen werden", betonte er.

Europa müsse auch damit rechnen, dass der Strom der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine noch länger anhalten wird: "Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon - der längste Hilfsmarathon für Europa."

Schwertner hatte in den vergangenen Tagen die Städte Uschhorod und Mukatschewo in Transkarpatien besucht. Es seien bereits zehn Hilfstransporte aus Wien mit 150 Tonnen an Hilfslieferungen in der Ukraine eingetroffen, berichtete er. Dort würden sie zum Teil in andere Gebiete im Osten wie Kiew und Charkiw weitertransportiert.

Mittlerweile habe die Caritas-Hilfe 500.000 Menschen in der Ukraine erreicht, erklärte Schwertner, "durch die laufenden Nothilfeprojekte der Caritas Österreich werden seit Kriegsausbruch derzeit 220.000 Menschen mit Überlebenshilfe unterstützt." Diese Hilfe sei dank öffentlicher Mittel der Aktion "Nachbar in Not" und einer "großartigen Spendenbereitschaft" möglich geworden.

"Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß" in der einheimischen Bevölkerung in der Westukraine, berichtete der Caritas-Wien-Chef. "Aber die Helfer sind müde, erschöpft, sie machen sich Sorgen um das Anhalten der Solidarität in Europa." Viele Schulen und Sporthallen seien zu Quartieren für die Binnenflüchtlinge geworden, allein in der zentralen Essensausgabe in Uschhorod würden pro Tag 3.000-5.000 warme Mahlzeiten serviert. Nach Schätzungen ist die Bevölkerung der westukrainischen Stadt mittlerweile durch die Flüchtlinge aus dem Osten stark angewachsen (von rund 150.000 auf bis zu 250.000).

Schwertner zeigte sich erschüttert, dass Mitte März zwei Caritas-Mitarbeiterinnen in der von den russischen Truppen belagerten Stadt Mariupol gemeinsam mit mehreren Angehörigen getötet worden waren. "Das war ein Schock. Es zeigt aber auch, dass die Caritas selbst in den schwer umkämpften Gebieten vor Ort präsent ist." Er erneuerte seine Bitte zum Schutz von Helfern und zur Errichtung humanitärer Korridore.

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