Politik/Inland

Mückstein: Warum der Arzt doch Minister wurde und Sneakers trägt

Gestern wurde er angelobt, heute gab der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein der "ZiB2" sein erstes Interview. Der KURIER fasst seine wichtigsten Aussagen zu den aktuellen Themen zusammen: 

Mückstein über... 

... seine Entscheidung, Minister zu werden: 

Der Wiener Allgemeinmediziner sagte noch vor wenigen Wochen in einer TV-Diskussion, er wolle nicht Gesundheitsminister sein. Es sei ein Job, in dem man vieles falsch und wenig richtig machen könne.

Als Vizekanzler und Grünen-Chef Wener Kogler ihn dann kurz vor dem offiziellen Rücktritt von Rudolf Anschober anrief, habe er erst einmal um Bedenkzeit gebeten, schildert Mückstein. Er habe mit seiner Frau gesprochen, das vergangene Jahr Revue passieren lassen und nachgedacht, was Corona mit ihm, mit seiner Familie und mit der Gesellschaft gemacht habe. "Und dann habe ich mir gedacht: Ich will Teil der Lösung werden."

... seine politische Unerfahrenheit:

Auch da holt Mückstein etwas weiter aus: Sein erster Job für seine Berufsberechtigung als Arzt sei in einer Drogenberatungsstelle gewesen, sein zweiter im Neunerhaus, einem Wohnungslosenprojekt in Wien. In dieser Zeit habe er "wirkliches Leid" gesehen und den Zusammenhang zwischen einem niedrigen sozialen Status und Krankheit erfahren.

Mückstein führt ins Feld, dass er das türkis-grüne Koalitionsprogramm mitverhandelt habe und wisse, was darin steht. Es sei aber richtig, dass er wenig politische Erfahrung habe.

... die geplanten Öffnungsschritte Mitte Mai: 

Der Plan sei aus derzeitiger Sicht "gut und richtig", sagt Mückstein, lässt aber doch eine gewisse Skepsis durchblicken: Die Öffnungen in vier Wochen basieren auf Prognosen - und Prognosen werden immer ungenauer, je weiter man in die Zukunft schaue.

... die Frage, ob er bei der Entscheidung gerne mitgeredet hätte:

Kanzler Kurz kündigte die Öffnungen bereits am Freitag an. "Mein politisches Leben hat aber erst gestern Mittag begonnen", sagt Mückstein. "Was ich will, muss ich erst entwickeln."

Viel Zeit hat er dafür nicht: Bereits gegen Ende der Woche will die Regierung Details zu den Öffnungen verkünden. Bis dahin gilt es noch eine Runde über die Sozialpartner und die Länder zu drehen, sagt Mückstein. 

... den Lockdown im Osten:

Über die Entscheidung von Wien und Niederösterreich, den Lockdown bis 2. Mai zu verlängern, sei er "sehr dankbar". Weniger glücklich wirkt er über die Entscheidung des Burgenlands, das bereits am Montag wieder aufgesperrt hat. Das verantworte nun aber das Burgenland selbst, so Mückstein. Die Regierung werde die Entwicklung genau beobachten. 

... Dinge, die er im vergangenen Jahr anders gemacht hätte als Anschober: 

Mückstein erklärte, er möchte seinem Vorgänger nichts ausrichten. Auch auf weitere Nachfragen ließ er sich nicht ein - etwa darauf, ob es klug war, die Organisation des Impfens den Ländern zu überlassen. "Machen wir einen Punkt und schauen wir nach vorne", so der Gesundheitsminister. "Wichtiger ist mir die Frage, wie schaffen wir es, die vier Millionen Impfdosen, die wir im Juni im Land haben, an den Mann und an die Frau zu bekommen?" Und zweitens: "Wie können wir so testen, dass wir im September wieder in den Präsenzunterricht (an den Schulen, Anm.) kommen?"

... den Einsatz von Sputnik V: 

Bei dieser Frage gibt es eine Unschärfe: Erst hieß es, Österreich werde den russischen Impfstoff kaufen, aber erst einsetzen, wenn dieser durch die die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen ist. Mückstein erklärte in der "ZiB2", dass Österreich erst kauft, wenn die EMA-Zulassung da ist.

Was nun stimmt, bleibt offen - Mückstein kennt die Verträge nicht im Detail. Er betont aber: "Wichtig ist, dass jeder weiß: In Österreich wird nur sicherer Impfstoff verwendet." Er ist gegen eine Notfall-Zulassung, weil diese Sicherheit da nicht gewährleistet sei. 

... den Grünen Pass: 

Das sei der "übernächste Schritt", sagt Mückstein. "Ich möchte den ersten und den zweiten Schritt machen und den Leuten sagen, wie wichtig es ist, sich testen und impfen zu lassen." Das Pilotprojekt für den Grünen Pass werde voraussichtlich im Juni starten.

... seine Turnschuhe bei der Angelobung: 

"Die Zeit war knapp", erklärt Mückstein zu seinem Schuhwerk, das am Montag die Gemüter erregte. Das alleine war offenbar aber nicht der Grund, denn Mückstein steht zu seinem Styling: "Ich habe in den letzten zehn Jahren in Sneakers und in einem weißen Polo ordiniert. So schnell werde ich mich nicht verbiegen."

Nachsatz: "Ich mag Sneakers wirklich." 

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