Korosec: "Wo die digitale Reise hingeht, sollen wir selbst bestimmen"
Von Johanna Hager
Skypen mit den Enkelkindern im Ausland? Befunde digital schicken, anstatt den Arzt zu besuchen? Von einem Roboter gepflegt werden - und nicht von einem Menschen?
"Das Internet ist das Tor zur Welt. Das Internet der Dinge ist auf dem Vormarsch, aber viele Fragen sind noch offen", sagt Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes.
Damit meint die ÖVP-Politikerin auf KURIER-Nachfrage weniger digitale Lernhilfen oder Unterstützung für Senioren in Internetbelangen, sondern "rechtliche und ethische Rahmenbedingungen", die alle betreffen.
Im Pflegebereich sei beispielsweise nicht geklärt, "welche Tätigkeiten eine Maschine übernehmen darf und welche nicht".
Die moderne Medizin (Telemedizin) habe zahlreiche Vorteile für ältere Menschen wie den smarten Herzschrittmacher. Dieser übermittle Daten in Echtzeit an den Arzt und reagiere umgehend, sollten die Werte außerhalb der Norm liegen.
Durch die moderne Technik kann dem Patienten der oft beschwerliche Weg zum Arzt ersparen werden.
"Diese Geräte können jetzt schon flächendeckend eingesetzt werden, doch es scheitert an den gesetzlichen Rahmenbedingungen", sagt Korosec, die deshalb für einen Ethikrat für Digitalisierung plädiert.
"Denn wohin die digitale Reise geht, das sollen nicht die Unternehmen, sondern wir bestimmen." Gesellschaft wie Politik müsse sich aktiv einbringen, um rechtliche Grauzonen zu klären.
Korosec bringt ein Beispiel: Bereits heute sei autonomes Fahren möglich, es gebe automatische Einparkhilfen. Doch wer rechtlich haftet, wenn jemand verletzt wird oder ein Schaden passiert, das sei nach wie vor nicht zweifelsfrei geklärt.
Weil Menschen aller Altersgruppen von der Digitalisierung mittelbar wie unmittelbar betroffen sind, appelliert die Seniorenbund-Präsidentin an die älteren Generationen: "Keine falsche Bescheidenheit an den Tag legen und sich aktiv einbringen."