Politik/Inland

Wie gut die kostenlose HPV-Impfung angenommen wird

Seit einem Jahr ist die HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr in Österreich kostenlos. Das weitverbreitete Virus, das die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verursacht, könnte mit einer Durchimpfungsrate von rund 90 Prozent so gut wie ausgerottet werden.

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Wie hat sich das in Österreich ausgewirkt? "Letztes Jahr hat sich die Zahl der jungen Menschen verdoppelt, die sich mit der kostenlosen HPV-Impfung vor Krebs schützen. Unser gemeinsames Ziel muss es aber sein, die Quote noch weiter zu erhöhen", sagte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) am Mittwoch bei einer Präsentation des Kampagnenmonat der Jungen Volkspartei zum HPV-Schutz.

Nachfrage noch deutlich zu gering

Verdoppelt hat sich die Zahl der Impfungen laut Gesundheitsministerium von Feburar bis September 2023 - und zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2022. Zusätzliche Werte gab die Akademie für Vorsorgemedizin am Mittwoch bekannt. 2023 sei die Nachfrage bei Jugendlichen zwischen zwölf und 21 Jahren gegenüber 2022 von 100 auf 600 Impfungen pro Monat gestiegen.

Das reicht jedenfalls noch lange nicht: Die Durchimpfungsrate liegt derzeit bei 45 Prozent. Sie müsste sich also verdoppeln.

  • Was ist HPV?
    HPV steht für Humane Papilloma-Viren. Sie sind weitverbreitet, normalerweise bleibt eine Infektion unbemerkt. Sie können aber verschiedene Krebsarten auslösen, vor allem Gebärmutterhalskrebs sowie andere Krebsarten im Genitalbereich und im Mund- und Rachen-Raum. HPV führt auch zu Entzündungen und Hautveränderungen im Genitalbereich, etwa zu Feigwarzen. Etwa 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im  Laufe ihres Lebens mit genitalen HPV
     
  • Wie passiert die Ansteckung mit dem Virus?
    In den meisten Fällen wird HPV durch sexuelle Kontakte übertragen. Die Viren dringen über Mikroverletzungen der Haut bzw. Schleimhaut ein und infizieren Zellen in der untersten äußeren Hautschicht. Doch nicht nur beim Sex ist eine Ansteckung möglich. Eine infizierte Mutter kann die Viren bei der Geburt auch auf ihr Kind übertragen.
     
  • Gebärmutterhalskrebs 
    400 Fälle von Gebärmutterhalskrebs gibt es jährlich in Österreich, 130 bis 180 Personen sterben jedes Jahr daran. Gebärmutterhalskrebs ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen weltweit.

SPÖ: Gratis-Impfung soll noch länger gelten

Geht es nach der SPÖ oder dem Aufklärungsverein "HPV-Impfung jetzt!", soll die Impfung über das 21. Lebensjahr hinaus kostenlos bleiben. Zielwert: Zumindest das 30. Lebensjahr oder auch darüber hinaus. In Österreich kostet die vollständige Immunisierung gegen HPV rund 650 Euro.

Die EU-Kommission machte sich am Mittwoch ebenfalls dafür stark, Impfungen gegen HPV voranzutreiben. Ziel sei es, dass sich bis 2030 neun von zehn der infrage kommenden Mädchen und ein bedeutender Teil der Buben gegen HPV impfen lassen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Auch bei der Früherkennung sollen die Zahlen besser werden. "Weniger als 50 Prozent der Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, also der Altersgruppe, an die sich die Screening-Programme richten, haben in den letzten zwei Jahren eine Mammografie durchführen lassen", sagte Kyriakides, die nach eigenen Angaben selbst an Krebs erkrankt ist.

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