Politik/Inland

FPÖ zieht Schlussstrich unter Strache

Für Herbert Kickl ist die Sache eigentlich schon seit Montag glasklar: „Das Kapitel Heinz-Christian Strache und die FPÖ muss endgültig beendet werden“, sagt er zum KURIER. Wann der Rausschmiss über die Bühne gehen sollte, das wollte der Parteistratege einen Tag nach der desaströsen Wahl in der Steiermark noch nicht sagen.

Die Nachrichtenagentur APA meldete Dienstabend um 22:50 bloß, dass Strache "demnächst" der Ausschluss drohe.

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Offiziell kann ja nur die Wiener Landespartei den Ex-Parteichef aus der FPÖ ausschließen, da Strache nur mehr einfaches Parteimitglied ist und Norbert Hofers Durchgriffsrecht als Parteichef in diesem Fall nicht gilt.

 

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Am Dienstag verdichten sich rund um die Parlamentssondersitzung in der Causa Casinos die Gerüchte. „Es kann sich nur mehr um Stunden handeln, bis die Wiener Landespartei den Schlussstrich vollzieht“, heißt es unter den blauen Nationalratsabgeordneten.

Und Herbert Kickl sagt mit einem vielsagenden Lächeln (und ein Lachen kommt dem Klubchef mehr als selten aus) auf die Frage, ob der Ausschluss bald bevorstünde: „Der Tag ist noch lange... “

Scheidung ist fix

Eines ist zu diesem Zeitpunkt jedenfalls fix: Heinz-Christian Strache und die FPÖ lassen sich endgültig scheiden. Im Rosenkrieg hatte sich „der Chef“, wie ihn einige Freiheitliche immer noch nennen, einfach zu „viel geleistet“.

Nach dem vermeintlich offiziellen Rückzug aus der Öffentlichkeit am 1. Oktober, lässt Strache am Wochenende via Facebook seine Fans und Parteikollegen wissen, dass er bei der Wien-Wahl 2020 als FPÖ-Spitzenkandidat antreten wolle. Er fordert eine Abstimmung der Basis, wer als Frontman in die Wahl gehen solle.

Straches Verhalten bringt viele Parteimitglieder auf die Palme. Die Haltung der Wiener Landesgruppe irritiert zudem. Nicht zuletzt FPÖ-Chef Norbert Hofer selbst. „Nach allem, was passiert ist, glaube ich, dass sich die Wiener für einen Ausschluss entscheiden. Das wird nicht mehr allzu lange dauern“, sagt Hofer den Salzburger Nachrichten.

"Große Ankündigung" von Strache im Dezember

Wie der KURIER erfahren hat, soll der Parteichef am Dienstag den Wienern die Rute ins Fenster gestellt und eine Botschaft mitgegeben haben: „Strache muss weg. Wir lassen uns nicht länger am Gängelband führen.“

Zudem soll besprochen worden sein, dass Strache im Dezember oder Jänner eine „große Ankündigung plant.“ Ob damit eine eigene Liste für die Wien-Wahl 2020 gemeint ist, oder aber Strache mit einer eigenen Aufdeckung an die Öffentlichkeit gehen will, ist ungewiss.

 

Sicher ist, dass die Wut auf den Ex-Chef bei einem Teil der Freiheitlichen nachhaltig und spürbar ist. Wie jüngst in Graz. „Nicht Mario Kunasek tragt die Verantwortung für das satte Minus, sondern Strache“, hört man am Abend des vierten Wahldebakels in Folge (EU, Nationalrat, Vorarlberg, Steiermark).

15.000 Hausbesuche habe die FPÖ allein in Graz absolviert. „Es war nicht lustig, mit der blauen Jacke bei den Bürgern an der Wohnungstür anzuläuten und sich dann beschimpfen zu lassen für etwas, das der Strache gemacht hat“, erzählen frustrierte Wahlkämpfer.

 

Eine der ersten, die sich in Wien aus der Deckung traut, ist die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch. Sie ist schwer enttäuscht vom Ex-Chef: „Ich habe viel Verständnis für seine schwierige Lebenssituation, aber jetzt ist’s genug. Es braucht den Parteiausschluss von Strache, weil er die Partei spalten will.“

Kickl über Strache: "Er lebt in eigener Welt"

Kickl ist überzeugt, dass auch ein Gespräch mit Strache keine Verbesserung bringen würde: „Er lebt mittlerweile in seiner eigenen Welt ohne jegliche Selbstreflexion. Da bringt reden nichts mehr.“

Dienstagabend sind wichtige Freiheitliche nicht mehr erreichbar, dafür werden Gerüchte über eine Sondersitzung der Wiener FPÖ laut, in der über den Ausschluss beraten werden soll (das Ergebnis war zu Redaktionsschluss offen).
 

Was die Bande zwischen der Parteiführung und dem normalen Parteimitglied zerschnitten hat? Zuletzt wohl auch ein Treffen mit Frank Stronach in Oberwaltersdorf. Von dem Termin gibt es ein Foto, das den Milliardär, Heinz-Christian und Philippa Strache, die für Stronach gearbeitet hat, zeigt. „Das Gespräch hatte keine politische Relevanz“, erklärt Stronachs Anwalt, Ex-FPÖ-Justizminister Michael Krüger.

Parteischädigendes Verhalten

„Das alles ist ein klar parteischädigendes Verhalten für mich. Ich habe den Zeitpunkt von Straches Comeback-Angebot nicht verstanden. Warum macht er das ausgerechnet am Wochenende, einen Tag bevor die Steiermark wählt?“, bringt Belakowitsch auf den Punkt, was sich viele denken.

Sie ist überzeugt, dass Strache versucht, in Wien mit einer Liste anzutreten. „Insofern ist ein Ausschluss gerechtfertigt.“ Kickl geht davon aus, wenn Strache antreten will, werde er das tun. Mit oder ohne Parteiausschluss. „Also dann besser gleich den Schlussstrich ziehen...“