38 Milliarden-Hilfspaket "wird nicht reichen"
"Unser Zugang ist: Koste es, was es wolle“. Mit diesen Worten hat Bundeskanzler Sebastian Kurz Mitte März ein 38 Milliarden Euro schweres Hilfspaket angekündigt. Vier Milliarden Euro an Soforthilfe, neun Milliarden Euro Garantien und Haftungen für Kredite, weitere 15 Milliarden Euro als "Notfallhilfe" für besonders hart betroffene Branchen und zehn Milliarden Euro für Steuerstundungen - diese Summen sollen unter anderem die heimische Wirtschaft vor dem Kollaps bewahren, Betrieben unter die Arme greifen und Massenarbeitslosigkeit verhindern.
Dieses Hilfspaket zu schnüren, "war richtig, aber es wird nicht reichen", so Teodoro Cocca, Wirtschaftsprofessor an der Linzer Johannes Kepler Universität, im Gespräch mit den Oberösterreichischen Nachrichten. Denn nach dem Lockdown der Wirtschaft werde wohl auch ein Konjunkturprogramm folgen müssen.
"Die Folgekosten des Lockdowns werden so hoch sein, dass sich im Nachhinein die Frage stellt, ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde", übt Cocca leise Zweifel an den Maßnahmen.
Auch die Aussage der Regierung, man werde Unterstützung leisten, "koste es, was es wolle", sei "fahrlässig und falsch, weil die Folgekosten nicht berücksichtigt werden. Es ist nicht unlimitiert, was sich etwa Österreich leisten kann."
Allerdings geht Cocca davon aus, dass nach jetziger Schätzung die Verschuldung Österreichs auf 80 bis 84 Prozent des BIP steigen wird, bis zu 100 Prozent Verschuldungsquote wären aber "auch im Hinblick auf die Generationengerechtigkeit verkraftbar".
Wichtiger als 2020 werde die Frage, ob es 2021 gelingt, die Delle aufzuholen, oder ob eine Depression entstehe. Jedenfalls seien Folgewirkungen der aktuellen Situation für alle Neuland.
"Ich befürchte, dass wir Ereignisse erleben, die wir als undenkbar erachtet haben." Wenn es keine weiteren Überraschungen gebe, dann "sieht es nicht so schlecht aus", aber im schlimmsten Fall drohen eine Banken- und eine Eurokrise.