Ab 2021: Klimaticket startet für ganz Österreich
Von Bernhard Gaul
Während der Pressekonferenz zur AUA-Rettung ließ Klimaministerin Leonore Gewessler am Montag so nebenbei eine politische Bombe platzen. Das 1-2-3-Klimaticket, eines der großen Wahlversprechen der Grünen im vergangenen Nationalratswahlkampf, sei nun fixiert und komme ab 2021.
Allerdings vorerst noch mit Abstrichen: Idee des Tickets war ja, dass ein Jahresticket pro Bundesland nur einen Euro pro Tag kosten soll, also 365 Euro pro Bundesland. Für zwei Bundesländer käme das Ticket auf zwei mal 365 Euro, also 730 Euro. Und für ganz Österreich, also für alle neun Bundesländer, müsste man 1095 Euro pro Jahr bezahlen.
Start nur für Stufe 3
Gewessler gab bekannt, dass ab 2021 vorerst nur das 3er-Ticket zu haben sein wird. Demnach ist nun fix, dass es ein Ticket um 1095 Euro für alle Bundesländer und alle öffentlichen Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Bim) samt ÖBB- und Westbahn-Strecken geben wird.
Das Klimaministerium wollte Montagabend aber noch nicht bestätigen, ob es die anderen beiden Tickets, das 1-Euro und 2-Euro-Ticket, ebenfalls bereits ab 2021 geben wird. Man arbeite daran, war aus dem Büro der Ministerin zu erfahren.
„Nur“ 240 Millionen
Verwunderlich sind die bisher bekannten Kosten, die mit dem 3er-Ticket verbunden sein sollen: Mit 240 Millionen Euro sei die Finanzierung geklärt, sagte Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler am Montag. Was durchaus günstig erscheint, schließlich haben prinzipiell alle Öffi-Verkehrsverbünde zugesagt, da mitzumachen. Allerdings nur dann, wenn der Bund aus dem Staatsbudget auch für die dafür notwendige Finanzierung sorgt.
Zugleich kündigte Gewessler auch einen deutlichen Ausbau der Nachtzüge an. Die Bundesbahnen werden dafür um 500 Millionen Euro neue Züge kaufen, mit denen man auch nachts komfortabel reisen kann.
Zudem will die Regierung Nachtzüge auf den innerösterreichischen Streckenteilen ab dem Jahr 2024 mit zehn Millionen Euro pro Jahr subventionieren. Als Geschäftschance für die ÖBB sei außerdem auch zu sehen, dass künftig die AUA Kurzstreckenflüge nicht mehr fliegen darf, wenn die Bahn die gleiche Verbindung in weniger als drei Stunden schafft. Diese Einschränkung gelte allerdings nur für die AUA, nicht etwa für die Lufthansa.
Kurzstrecken werden aber künftig für alle Fluglinien damit deutlich weniger attraktiv, denn für Flüge mit weniger als 350 km will die Regierung die Ticketabgabe auf 30 Euro erhöhen. Außerdem dürfen Tickets nicht weniger kosten, als Steuern und Gebühren, das seien im Schnitt rund 40 Euro.
Land der Pendler
Österreich ist ein Land der Pendler: Mehr als die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung verlässt täglich ihre Wohngemeinde, um zur Arbeit zu fahren. Diese Pendler sind es vor allem, die vom neuen Klimaticket profitieren und entlastet werden sollen. Denn mit 13,4 Prozent fährt fast ein Sechstel aller Pendler zur Arbeit in ein anderes Bundesland. Die stärksten Pendlerbewegungen gibt es nach Wien, wo etwa jeder vierte Erwerbstätige aus einem anderen Bundesland anreist.
Aktuell gibt es in Österreich sieben Verkehrsverbünde und die Bundesbahnen, alle mit unterschiedlichen Tarifen. Zählt man im Vollpreis alle verfügbaren Jahrestickets (es gibt keine in NÖ, Burgenland, OÖ, Steiermark und Kärnten) zusammen, kommt man derzeit auf einen Preis von 8.761,40 Euro. Echte Jahrestickets gibt es derzeit nur für Wien um 365 Euro, in Vorarlberg für 385 Euro, für Tirol um 399,40 Euro und für Salzburg um 595 Euro.
Offen ist derzeit auch, wo man das Ticket erwerben können soll. ÖBB-Boss Andreas Matthä hatte angeboten, die 1-2-3-Klimatickets über die hunderten Verkaufsstellen der Bundesbahn abwickeln zu können.
Klimaschutz
Klar ist auch die Intention der Grünen: Wird weniger mit dem Pkw gependelt, wird auch weniger Benzin und Diesel in den Verbrennungsmotoren verbrannt und zu umgewandelt.
Ein Beispiel: Autos emittieren im österreichischen Durchschnitt rund 216,5 Gramm pro Kilometer. Die Bahn emittiert pro gefahrenen Kilometer hingegen nur 14,4 Gramm .
Klimaministerin Gewessler will bis Sommerbeginn weitere große Reformen angehen: So soll etwa die Normverbrauchsabgabe, die beim Kauf eines Neuwagens fällig ist, neu geordnet werden. Größtes Projekt ist allerdings die Neuregelung der Pendlerpauschale, damit Betroffene den Weg zur Arbeit eher mit Öffis zurücklegen.
Mit dem (1-2-)3-Klimaticket könnte nun eine interessante Alternative für die tausenden Pendler kommen.