Politik/Ausland

Zehn Jahre Kim Jong-un: Skurrile Verbote und öffentliche Hinrichtungen

Zehn Jahre Kim Jong-un. Und Nordkorea ist isolierter denn je. Gegenüber den Bürgern seines Landes gibt sich Nordkoreas Machthaber gerne leutselig und volksnah, im Westen gilt Kim als eiskalter Despot eines Staates, dessen Kontrolle und Unterdrückung in alle Lebensbereiche der Bürger hineinreichen. Noch stärker als seine Vorgänger betrachtet der jetzige Führer sein Umfeld in erster Linie als Bedrohung, extern wie auch intern.

Leichter Weg zum "obersten Führer des Volkes"

Seit der Staatsgründung 1948 regiert die Kim-Dynastie. Kim Jong-uns Vater, Kim Jong-il, starb am 17. Dezember 2011 infolge eines Herzinfarkts. Kim Jong-un, sein damals zwischen 27 und 30 Jahre alter Sohn – sein Geburtsjahr wurde mehrmals geändert –, war nach dem Besuch einer Schule in der Schweiz erst ein Jahr zuvor als stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Militärkommission in Nordkoreas Führungsriege aufgerückt.

Nach einer 13-tägigen Trauerzeit wurde Kim Jong-un am 29. Dezember offiziell zum "obersten Führer unserer Partei, des Militärs und des Volkes" ausgerufen. Ihm wurden die gleichen diktatorischen Befugnisse übertragen, über die schon sein Vater und sein Großvater Kim Il-sung verfügt hatten. Auch vor politischen Säuberungen schreckte er nicht zurück, um seine Macht zu zementieren: Onkel Jang Song-thaek und Halbbruder Kim Jong Nam fielen diesen zum Opfer.

Öffentliche Hinrichtungen und keine Freiheiten

Unterdrückung und Kontrolle bestimmen den Alltag der Nordkoreaner, ebenso wie Hunger und Armut. Hinrichtungen und Arbeitslager sind ein beliebtes Mittel zum Machterhalt. Die südkoreanische NGO Transitional Justice Working Group berichtet, dass Leute wegen des Schauens südkoreanischer Popvideos öffentlich hingerichtet werden. Es gibt keinen Zugang zu internationalen Internetseiten, lediglich das nordkoreanische Intranet mit regimetreuen Seiten. Meinungs- und Pressefreiheit existiert nicht.

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Einige Gesetze sind an Skurrilität kaum zu überbieten: Wer Foto- oder Videoaufnahmen von Statuen der ehemaligen Herrscher Kim Il-sung und Kim Jong-il macht, muss diese immer in voller Größe ablichten. Das Bild darf beispielsweise nicht den Körper der Statue in der Mitte abschneiden. Fotos von Machthaber Kim Jong-un dürfen nicht geknickt werden; das gilt auch für Fotos auf der Titelseite von Zeitungen. Sarkasmus ist verboten: Äußerungen, die das Regime als abwertend einstuft, können als "feindliche Handlungen gegenüber Nordkorea" gesehen werden und zur Inhaftierung führen.

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Medienberichten zufolge ist auch das Tragen von Jeans verboten – zumindest für die Bevölkerung, Touristen sind ausgenommen: Kim Jong-un fürchtet einen Einfluss des westlichen Lebensstils, vor allem Erzfeindes USA. Auch das Tragen von Lederjacken ist nicht erlaubt, sondern nur dem Diktator selbst vorbehalten: Es gilt als respektlos, die Mode des Machthabers nachzuahmen.

Corona verschärfte Isolation

Die Corona-Pandemie führte das ohnehin abgeschottete Land noch tiefer in die Isolation. Kim Jong-un ließ die Grenzen schließen. Internationale Sanktionen aufgrund des Atomwaffenprogramms des Landes verschärften die schlechte wirtschaftliche Lage. Kim Jong-un hält trotzdem an der nuklearen Aufrüstung, die bereits unter Kim Jong-il begann, fest.

Während das Volk unter Hunger und Lebensmittelknappheit leidet, lässt sich der Diktator von den Staatsmedien als "Genie" feiern und regelmäßig propagandawirksam ablichten.

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Dieser Tage will Nordkorea bei einem wichtigen Parteitreffen die politische Strategie für die Zukunft festlegen. Kim Jong-un sitzt, wie auf den Fotos, weiterhin fest im Sattel, ein Regimewechsel in Nordkorea ist auf absehbare Zeit utopisch.