Trump macht wieder Wahlkampf mit "Sperrt sie ein"-Rufen
Es ist gerade eine Woche her, dass das FBI Dutzende Verdächtige inhaftiert hat, die die Gouverneurin von Michigan staatsstreichartig entführen wollten. Warum? Weil Gretchen Whitmer, eine Demokratin, eine restriktive Corona-Politik macht.
Dass sie für diesen Vorfall auch US-Präsident Donald Trump mitverantwortlich gemacht hat, weil er die Stimmung im Land so polarisiere, hat dieser nun als Wahlkampf-Munition verwendet: Bei einem Wahlkampfauftritt in ihrem Bundesstaat Michigan rief er die Zuseher dazu auf, sich gegen Whitmer zu positionieren. "Ihr müsst eure Gouverneurin dazu bringen, euren Staat zu öffnen", rief Trump am Samstag seinen Anhängern in Muskegon zu. Die skandierten daraufhin: "Sperrt sie ein!", woraufhin auch Trump sagte: "Sperrt sie alle ein."
Erinnerungen an Hillary
Der Slogan „Lock her up“ ist nicht neu – Trump hat die Phrase schon im Wahlkampf 2016 eingesetzt, weil er die in seinen Augen korrupte Hillary Clinton („crooked Hillary“) hinter Gittern sehen wollte.
Whitmer selbst ließ das nicht unkommentiert. "Das ist genau die Rhetorik, die das Leben von mir, meiner Familie und anderer Regierungsbeamter in Gefahr gebracht hat. Es muss aufhören", schrieb Gretchen Whitmer zu den Sprechchören und Aufrufen Trumps auf Twitter.
Dramatische Fallzahlen
Michigan, einer der umkämpftesten Bundesstaaten bei der bevorstehenden Wahl, erlebt derzeit einen dramatischen Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen. Am Freitag waren nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 2.000 nachgewiesen - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Bei der Trump-Rallye hielten die Anhänger des Präsidenten kaum die Distanzgebote ein, nicht alle trugen Masken.
Auch in den ganzen USA sind die Zahlen wieder im Steigen begriffen, ebenso wie in Europa - zuletzt wurden 50.000 neue Fälle täglich gemeldet. Dass das Trumps Versäumnis ist, ist für die Demokraten offensichtlich, was auch zu einem massiven Absinken von dessen Popularitätswerte geführt hat – für den Präsidenten hingegen nicht: Er wirft seinem Rivalen Joe Biden sogar vor, die Pandemie nicht handhaben zu können. "Biden wird das Land stilllegen, die Impfungen verzögern und die Pandemie verlängern", sagte Trump am Samstag in Michigan.
"Bösartige islamische Terror-Attacke"
Bei seinem Auftritt nutze er auch die Gelegenheit, um die mutmaßlich terroristisch motivierte Ermordung eines Lehrers bei Paris zu verurteilen – und sich für seine Anti-Islam-Politik zu loben: Er sprach von "einer bösartigen, bösartigen islamischen Terror-Attacke" gegeben, sagte Trump vor seinen Anhängern. "Enthauptung. Eine schreckliche Sache."
Die USA seien hart gegen "islamischen Terror" vorgegangen und hätten zum Beispiel einen Einreisestopp verhängt, sagte Trump.