Politik/Ausland

US-Außenminister Pompeo: Trumps Erfüllungsgehilfe erwägt Absprung

Mit Mitte 20 war er Zugführer einer US-Panzerdivision an der deutsch-deutschen Grenze. Da macht es Sinn, dass Mike Pompeo bei den Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls Amerikas Gesicht in „Good old Germany“ ist. Allein, der US-Außenminister und wichtigste Gefolgsmann von Donald Trump kommt mit viel Ballast in die Mitte Europas.

So war es der 55-Jährige, dessen Vorfahren aus einem italienischen Abruzzendorf stammen, der gestern den endgültigen Ausstieg Amerikas aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verkündete.

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Er verglich, ganz nach Trumps Geschmack, das von mehr als 170 Staaten unterstützte Bemühen, die Erderwärmung durch die Eindämmung fossiler Energieträger zu drosseln, mit einer „Zwangsjacke“ für amerikanische Arbeiter.

Journalisten, die hier nachbohren wollen, müssen sich auf einen dünnhäutigen Chef-Diplomaten einstellen. „Der Kern Ihrer Frage ist schwachsinnig“, konterte Pompeo zuletzt Vorhaltungen zur Syrien-Politik der USA gegenüber den Kurden.

Sinkflug

Der Grund für die Unleidlichkeit ist ein erstaunlicher Sinkflug. Bisher galt Pompeo als Meister darin, den Eindruck zu erwecken, als passe zwischen ihn und Trump von Nordkorea über Iran und Afghanistan bis China kein Blatt.

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Dem tiefgläubigen Evangelikalen, der erst mit Ende 40 über die radikale Tea-Party-Bewegung der Republikaner in die Politik fand, blieben darum öffentliche Demütigungen aus dem Weißen Haus erspart. „Ich streite mit allen“, pflegt Trump zu sagen, „nur mit Pompeo nicht.“

Vorladung als Zeuge?

Das Haltbarkeitsdatum dieser Aussage gerät nun auf den Prüfstand. Pompeo ist, wie Vernehmungen von Top-Beamten des Außenministeriums belegen, als Mitwisser von Trump tief in die Ukraine-Affäre verstrickt und könnte im Kongress als Zeuge vorgeladen werden. Dabei geht es darum, dass Trump Kiew zur „Amtshilfe“ drängte, um seinen mutmaßlichen Widersacher bei der Wahl 2020, Joe Biden, in Misskredit zu bringen.

Ein wichtiger Berater Pompeos, Michael McKinley, trat zurück, weil der Außenminister sich nicht vor die damalige US-Botschafterin in Kiew, Marie Yovanovitsch, stellte. Trumps zwielichtiger Privat-Anwalt Rudy Giuliani hatte die Karriere-Diplomatin aus fadenscheinigen Gründen abservieren lassen.

Dass McKinley die Gemütslage im State Department als „demoralisiert“ beschrieb, war klar an Pompeo adressiert. Der hält viel auf seine Führungskompetenz, ist jedoch unter Diplomaten als „opportunistischer Erfüllungsgehilfe“ Trumps verschrien.

Von der CIA nach Kansas

Pompeo war Jahrgangsprimus an der Militär-Elite-Akademie Westpoint. Vor seinem Wechsel zum Nachfolger des von Trump geschassten Öl-Managers Rex Tillerson ins Außenministerium leitete er den US-Auslandsgeheimdienst CIA.

Und der nächste Karriereschritt könnte schon in der Pipeline sein. 2020 muss in Pompeos Wahlheimat in Wichita/ Kansas ein wichtiger Senatssitz neu besetzt werden. Sollte er antreten, wäre er so gut wie gewählt, sagen Wahl-Analysten.

Nach außen wiegelt Pompeo regelmäßig ab. „Ich bleibe solange, bis der Präsident mich aus dem Amt twittert“, sagt er. Aber warum war er in diesem Jahr bereits vier Mal in Kansas, wo außenpolitisch nun wirklich gar nichts zu bestellen ist?

Weißes Haus als Ziel?

Dass er dort Gespräche mit dem Milliardär, Karriere-Macher und Großspender Charles Koch führte, hat aufhorchen lassen. In diplomatischen Zirkeln schließt man nicht aus, dass Pompeo den Absprung bis zum Meldeschluss im nächsten Juni suchen wird.

Logik dahinter: Trump wird immer toxischer. Pompeo hingegen könnte nach ein paar Jahren im politischen Abklingbecken des Senats mit Ende 50 ganz nach oben streben: ins Weiße Haus.