Ukraine befreit weitere Ortschaft im Osten + Selenskij warnt vor Drittem Weltkrieg
Das ukrainische Militär hat die Rückeroberung der Ortschaft Klischtschijiwka im Süden von Bachmut gemeldet. "Ich kann bestätigen, dass dies dank der Anstrengungen der 80. Luftsturmbrigade, der 5. Sturmbrigade und der vereinigten Brigade der Nationalen Polizei “Ljut„ (“Wut„) gelungen ist“, zitierte die Zeitung Ukrajinska Prawda am Sonntag den Sprecher der Heeresgruppe Ost, Ilja Jewlasch.
Mehrere Stunden zuvor hatte bereits der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, auf Telegram ein Foto veröffentlicht, das ukrainische Soldaten in dem Ort im Gebiet Donezk zeigen soll. „Die Ukraine holt sich das ihre immer zurück“, schrieb Jermak dazu.
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Weiters lesen Sie in diesem Artikel:
- Situation für Russen verschlechtert sich
- Selenskij warnt vor Drittem Weltkrieg und vergleicht Putin mit Hitler
- Selenskij in den USA
- Explosionen in Sewastopol - Moskaus Militär meldet Drohnenabschüsse
- Ukrainische Luftwaffe meldet Fortschritte bei Pilotentraining
Die Brigade Ljut veröffentlichte ein Video, auf der sie ebenfalls die Einnahme der Ortschaft unmittelbar südlich der Stadt Bachmut verkündete.
"Der Feind versucht aber weiterhin, sie wieder zu besetzen“, sagte einer der Soldaten, die die ukrainische Fahne und die Flaggen der beteiligten Armee-Einheiten in die Kamera halten.
Im Hintergrund ist anhaltender Gefechtslärm zu vernehmen. Von russischer Seite gab es bislang keinen Kommentar. Unabhängig lassen sich die Meldungen der Kriegsparteien zunächst oft nicht überprüfen.
Insgesamt seien seit Beginn der Gegenoffensive 51 Quadratkilometer bei Bachmut befreit worden. In der Region Donezk seien ukrainische Truppen weiterhin dabei, eine russische Offensive auf die Orte Awdijwka und Marjinka abzuwehren.
Fortschritte habe es zudem im Süden beim Vorstoß ukrainischer Truppen Richtung Asowsches Meer gegeben: 5,2 Quadratkilometer Gelände seien in der vergangenen Woche gewonnen worden, insgesamt habe die Ukraine im Süden somit im Zuge ihrer seit drei Monaten laufenden Gegenoffensive bisher mehr als 260 Quadratkilometer zurückerobert.
Selenskij dankt seinen Truppen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat den beteiligten Einheiten für die Rückeroberung der Ortschaft im Osten des Landes gedankt.
"Heute möchte ich besonders die Soldaten erwähnen, die Schritt für Schritt der Ukraine ihr Eigentum zurückholen, gerade in der Gegend von Bachmut“, sagte Selenskij am Sonntagabend in seiner täglichen Videobotschaft. "Klischtschijiwka. Prachtkerle“, sagte er.
Situation für Russen verschlechtert sich
Mit der Einnahme Klischtschijiwkas durch die Ukraine verschlechtert sich die taktische Lage der russischen Besatzer in Bachmut deutlich. Sie laufen nun Gefahr, vom Süden und vom Norden her in die Zange genommen zu werden.
Um Bachmut im Gebiet Donezk hatten Russen und Ukrainer gut ein halbes Jahr lang gekämpft. Aufseiten der russischen Streitkräfte kamen hier vor allem die Söldner der Privatarmee Wagner zum Einsatz. Ende Mai erklärte Russland die Stadt für eingenommen.
Selenskij warnt vor Drittem Weltkrieg und vergleicht Putin mit Hitler
Der ukrainische Präsident Selenskij hat kurz vor dem Start der hochkarätig besetzten UNO-Generaldebatte vor einem Dritten Weltkrieg gewarnt und Kremlchef Wladimir Putin mit Adolf Hitler verglichen. Die russische Gesellschaft habe den Respekt der Weltöffentlichkeit verloren, sagte Selenskij laut englischer Übersetzung des US-Senders CBS in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview der Sendung 60 Minutes.
"Sie haben ihn gewählt und wiedergewählt und einen zweiten Hitler herangezogen", sagte Selenskij. Man könne die Zeit nicht zurückdrehen, aber Putin jetzt stoppen.
Selenskij in den USA
"Wenn die Ukraine fällt, was wird dann in zehn Jahren passieren?", sagte Selenskij weiter. Wenn die Russen Polen erreichen würden, komme dann ein Dritter Weltkrieg, fragte er. Daher müsse sich die ganze Welt entscheiden, ob Putin aufgehalten werden solle, oder man den Beginn eines Weltkriegs heraufbeschwören wolle.
Selenskij wird am Montag in New York erwartet. Am Dienstag beginnt die Generaldebatte der UNO-Vollversammlung, bei der von Dienstag an über eine Woche lang mehr als 140 Staats- und Regierungschefs sprechen werden. Präsident Selenskij dürfte die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen - mit Spannung wird eine hochrangig besetzte Sicherheitsratssitzung am Mittwoch erwartet, wo der ukrainische Präsident erstmals seit Kriegsbeginn auf den russischen Außenminister Sergej Lawrow treffen könnte. Selenskij will im Anschluss an seinem Besuch in New York nach Washington weiterreisen.
Explosionen in Sewastopol - Moskaus Militär meldet Drohnenabschüsse
In der Hafenstadt Sewastopol auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim gab es Medienberichten zufolge mehrere Explosionen. Das russische Verteidigungsministerium hingegen teilte dazu am Sonntag lediglich mit: „Über dem Südwestteil der Halbinsel Krim wurden zwei ukrainische Drohnen von der Flugabwehr vernichtet“.
Mehrere Telegram-Kanäle veröffentlichten Fotos, die einen Feuerschein über der Stadt zeigen. Anwohner berichteten von starkem Brandgeruch. Russland hat die ukrainische Halbinsel bereits 2014 völkerrechtswidrig annektiert.
Nach Angaben des von Moskau eingesetzten Gouverneurs von Sewastopol, Michail Raswoschajew, wurden keine Infrastrukturobjekte getroffen. Die Hafenstadt ist auch die Basis der russischen Schwarzmeerflotte. Den Brandgeruch erklärte Raswoschajew mit einer Nebelwand, die die Marine zum Sichtschutz gegen die Drohnen eingesetzt habe.
In den vergangenen Tagen hatte die Ukraine mehrfach Ziele auf der Krim mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert.
Dabei wurden unter anderem eine Werft und zwei Kriegsschiffe beschädigt, einen Tag später soll Angaben aus Kiew zufolge auch eine moderne Flugabwehreinheit vom Typ S-400 vernichtet worden sein. Russland hat den Verlust der S-400 bislang nicht bestätigt.
Ukrainische Luftwaffe meldet Fortschritte bei Pilotentraining
Das Training ukrainischer Piloten an westlichen Kampfjets kommt offiziellen Angaben nach in Schwung. „Ich kann nur sagen, dass der Prozess nun ernsthaft in Bewegung geraten ist“, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, am Sonntag im Fernsehen.
Details könne er zwar nicht nennen, weil viele westliche Staaten ihre Beteiligung nicht öffentlich machen wollen. „Die Piloten trainieren und durchlaufen die Vorbereitung“, sagte er aber. In welchen Ländern sie übten, würden später die entsprechenden Staatschefs selbst bekannt geben.
Seit Monaten bittet die Ukraine um westliche Kampfjets. Zusagen zur Lieferung von in den USA gebauten Kampffliegern vom Typ F-16 gibt es beispielsweise aus Dänemark, Norwegen und den Niederlanden. Zudem haben mehrere Staaten erklärt, sich an der Ausbildung der Piloten zu beteiligen.
Bekannt ist bisher, dass in Dänemark bereits erste ukrainische Kampfpiloten trainiert werden. An der Front können die ersten F-16 nach Angaben Kiews im Frühjahr 2024 eingreifen.