Politik/Ausland

Moria: Situation eskaliert laut "Ärzte ohne Grenzen" komplett

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sieht die Lage auf Lesbos nach den Bränden im griechischen Flüchtlingslager Moria als sehr dramatisch. "In diesem Augenblick, während Österreich über die Worte des Kanzlers zur Moria-Katastrophe diskutiert, eskaliert die Situation auf Lesbos komplett", sagte der humanitäre Berater Marcus Bachmann am Samstag in einer Aussendung.

"Unsere Teams vor Ort berichten von Familien mit Kleinkindern, die in brütender Hitze auf dem nackten Asphalt ausharren, ohne Zelte, Decken, Nahrung oder Wasser und medizinische Hilfe. Tausende verzweifelte Menschen, mitten in Europa, ohne Hilfe und ohne jede Aussicht darauf", erklärte Bachmann.

Die medizinischen Teams der Ärzte ohne Grenzen würden zwar Erste Hilfe leisten. "Aber es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Menschen müssen evakuiert werden, zuallererst unbegleitete Minderjährige, Familien mit Kindern und besonders schutzbedürftige Personen. Auch Österreich ist hier gefragt, denn Griechenland ist ganz offensichtlich überfordert."

Auf Lesbos und anderen griechischen Inseln gebe es hunderte Patienten, die dringend medizinische Hilfe brauchen und nicht vor Ort versorgt werden könnten. Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche würden aufgrund der Situation in den Lagern körperlich und psychisch krank werden, betonte Bachmann: "Bereits junge Kinder werden wegen ihrer aussichtslosen Lage depressiv, verletzen sich selbst, hegen Selbstmordgedanken.

Schwer traumatisierte Kriegsflüchtlinge werden in den Lagern re-traumatisiert. Die Lebensbedingungen sind katastrophal, Wasser und Sanitäreinrichtungen erfüllen nicht einmal die Mindeststandards."

Angesichts dessen, dass die Bundesregierung zwar die Aufnahme von Migranten aus dem Lager ablehnt, aber Hilfe vor Ort leisten will, sagte Bachmann: "Hilfe vor Ort ist gut und wichtig. Doch sie wurde schon so oft angekündigt - vor Ort haben unsere Teams bisher nicht viel davon gesehen. Stattdessen wurde die Lage schlimmer und schlimmer, bis das Pulverfass explodiert ist."

Nun dürfe nicht zugelassen werden, dass aus der Asche Morias "dasselbe unmenschliche System des Wegsperrens von Schutzsuchenden wiedergeboren wird", plädierte er gegen die Wiedererrichtung eines Flüchtlingslagers wie Moria auf Lesbos.