Abtreibungsrecht gekippt: "Tragischer Fehler" für Biden, Trump jubelt
Eine Frau hat sich mit einem Klebeband den Mund zugeklebt. Darauf steht "Bürger zweiter Klasse". Ihr Blick ist verzweifelt. "Mein Körper gehört mir nicht", steht auf dem Plakat einer anderen.
Die Wut ist bei vielen groß. Bereits kurze Zeit nach der Verkündung der Aufhebung des Abtreibungsrechts durch den Obersten Gerichtshofs in den USA sammelten sich in Washington Protestierende. Liberale, feministische Organisationen, Ärzte und Krankenschwestern.
Ein paar Straßen weiter feierten Abtreibungsgegner "ihren" Erfolg: konservative, der Kirche nahe stehende Organisationen, mit Seifenblasen und Plakaten, auf denen steht "Wir schreiben Geschichte!" und "Unsere Babys werden leben!"
Kritik von Demokraten
US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung einen "tragischen Fehler": "Es ist meiner Ansicht nach die Verwirklichung einer extremen Ideologie. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen zutiefst unamerikanischen Angriff zu bekämpfen." Der US-Kongress müsse jetzt handeln, um in der Sache das letzte Wort zu haben. "Es ist nicht vorbei", so Biden.
Ex-Präsident Donald Trump hingegen lobte die Supreme-Court-Entscheidung als "Gewinn für das Leben". Die Entscheidung sei nur möglich gewesen, weil er drei konservative Richter an das Oberste Gericht berufen habe. "Es war mir eine große Ehre, das zu tun", schrieb er in einer Mitteilung. Trotz der "radikalen Linken" bestehe noch Hoffnung, das Land zu retten.
Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, nannte die Entscheidung "einen Schlag ins Gesicht für Frauen". Die Beschränkung von Abtreibung sei erst der Anfang, warnte die Demokratin am Freitag. "Das ist todernst." Pelosi verwies auf die Kongresswahlen im November - dort stehe das Recht der Frauen, über ihren eigenen Körper zu entscheiden, auf dem Wahlzettel.
Obama ruft zu Protest auf
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama rief zum Widerstand auf. "Heute hat der Oberste Gerichtshof nicht nur fast 50 Jahre Präzedenzfälle rückgängig gemacht, er hat die persönlichste Entscheidung, die jemand treffen kann, den Launen von Politikern und Ideologen überlassen - und die grundlegenden Freiheiten von Millionen von Amerikanern angegriffen", schrieb Obama bei Twitter. Er teilte zudem einen Bild mit einem Text: "Schließt Euch den Aktivisten an, die seit Jahren Alarm schlagen beim Zugang zu Abtreibungen, und handelt. Steht mit ihnen bei einem örtlichen Protest", hieß es dort.
Kritik aus der ganzen Welt
International zeigte sich Kanadas liberaler Premier Justin Trudeau entsetzt, der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete die Entscheidung als "großen Rückschritt": "Ich habe immer an das Recht der Frauen geglaubt, selbst zu entscheiden." UN-Menschenrechtschefin Michelle Bachelet sagt: "Dies ist ein massiver Schlag gegen die Menschenrechte von Frauen und gegen die Gleichberechtigung."