So cool wie Knight Rider am ersten Schultag
Von Agnes Preusser
An meinen ersten Schultag erinnere ich mich, als wäre er gestern gewesen. Zumindest an Teile davon. Kurz davor waren mir die Mandeln rausoperiert worden, als Gefährtin für das Spital hatte ich ein Kuscheltier bekommen, es war Minnie Maus in rosa Hosen. Nichts wünschte ich mir sehnlicher als die passende, in Blau gekleidete Micky Maus dazu. Ich setzte darum große Hoffnung in meine Schultüte.
Meine Kleidung an diesem ersten Tag machte den beiden Kuschelmäusen alle Ehre: eine pinke Jacke und ein blaues Samtkleid. Ein weißer Spitzenkragen, weiße Lackschuhe und eine rosa Schleife im Haar rundeten das modisch fragwürdige Ensemble ab. (Daran erinnere ich mich allerdings nur aufgrund der Fotos.)
Legendär war damals unser Auto. Es konnte reden, ein bisschen wie K.I.T.T., und machte uns immer mit einer schnarrenden Computerstimme darauf aufmerksam, wenn wir nicht angeschnallt waren. Jedes Mal ein Highlight, vor allem, wenn Freunde mitfahren durften. Ja, auch im Clown-Outfit kann man Freunde finden – mit einem sprechenden Auto an seiner Seite ist man schließlich auch mit Lackschuhen mindestens genauso cool wie Michael Knight.
Das Auto ist jedenfalls der Grund, warum sich der Tag eingebrannt hat. Nicht die Lehrinhalte, nicht die anderen Kinder. Denn nach der Schule gingen wir als Familie zum Parkplatz – und fanden eine aufgebrachte Menge vor, die sich langsam teilte, um den Blick auf das Auto freizugeben. Es war nur noch ein Schrotthaufen, jemand war hineingekracht. K. I. T. T., der unbesiegbare Held, lag in Trümmern.
Der Tag war trotzdem nicht verloren. Denn zum Glück wartete am Ort des Geschehens ein anderer Kindheitsheld zum Trösten: Es war Micky Maus.