Wundert uns das? Nein.
Von Doris Knecht
Wundert uns das? Nein.
über Kochen als Kulturtechnik
Es herrscht in dieser Kolumne eine gewisse Koch-Besessenheit. Keine, bei der es um Virtuosität geht oder um Spitzen-Küche, wir sind ja hier kein Food-Blog für Fortgeschrittene. Es geht hier, wenn gekocht wird, eher immer um die Freude, die es macht, Essen zu kochen, für sich, Freunde, Familie. Es geht um die einfachen Sachen, die die Oma schon gemacht hat, so etwas wie ein Kuchen aus selbst geriebenem Mohn (nicht unanstrengend, die Mohnreiberei, puh.)
Es geht immer darum, das Kochen als Kulturtechnik zu verteidigen, die, wenn man nicht aufpasst, tatsächlich zu einem Randgruppen-Phänomen wird: Immer mehr Erwachsene kochen nicht mehr richtig für ihre Kinder, wodurch die Erwachsenen der Zukunft gar kein Gefühl für das entwickeln können, was das ist, richtig selber kochen, und was das kann. Und wie man das macht. Es muss deshalb auch immer wieder gesagt werden, wie unendlich wichtig es wäre, dass die Kinder, alle Kinder, kochen lernen, dass es fix in den Schulalltag integriert wird.
Wenn wir hören, dass eine große Fast-Food-Kette nun das Fleisch von Hühnern verwendet, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gemästet wurden: Wundert uns das? Nein. Was ist die Konsequenz daraus? Noch mehr selber kochen.
Der amerikanische Nahrungsexperte und Autor Michael Pollan hat das Fast-Food-Dilemma in Büchern und Vorträgen (auf YouTube: "How Cooking Can Change your Life") präzise aufgedröselt: Wer sich vorwiegend von Fast Food oder Fertignahrung ernährt, geht ein gesundheitliches Risiko ein und riskiert Übergewicht, weil man über die Produkte, über die Zutaten, über die chemischen Zusatzstoffe, über die eingesetzten Fett- und Zucker-Mengen nicht selber entscheidet. Wer selber kocht, lebt unter allen Umständen gesünder: Untersuchungen zeigten, dass selbst signifikant ärmere Leute, die selber kochen, sich gesünder ernähren als wohlhabende, die auf – qualitativ hochwertige – Fertigprodukte zurückgreifen. Es sagt alles: selber kochen.