Meinung

Der Tag der fünf guten Nachrichten, und warum wir Weihnachten brauchen

Wichtig ist ja ein Ziel - das haben wir an dieser Stelle schon mal beschrieben. Aber man muss auch Zwischenerfolge feiern (wobei das mit dem Feiern ja auch gerade nicht geht). Also freuen wir uns drüber.

Auch wenn es auf den ersten Blick paradox klingt: Mit 118 Menschen sind noch nie so viele Menschen an einem Tag an Corona verstorben wie gestern. Und erstmals sind auch mehr als 700 Intensivbetten belegt. Aber es war von Anfang an klar, dass diese beiden Zahlen erst mit Verzögerung nach einem Lockdown zurückgehen. Denn wer sich heute Infiziert, weiß das erst ca. in fünf Tagen und bei schweren Krankheitsverläufen kommt es erst eine Woche später zu notfallmedizinischen Maßnahmen. Aber die Infektionszahlen gehen schon jetzt tatsächlich merkbar zurück. Fünf gute Nachrichten von der Corona-Front:

1. Rückgang der Infektionszahlen

Die Zahl der Infizierten ist auf rund 4.000 pro Tag zurückgegangen, vor einigen Tagen waren es noch mehr als 8.000, Tendenz damals stark steigend. Der jetzige Rückgang ist wohl noch auf den "Lockdown light" zurückzuführen. Erst in einigen Tagen werden die beiden neuen Hauptverschärfungen (geschlossene Schulen und Geschäfte) in den Zahlen sichtbar werden. "Deutlich unter 1.000 Neuinfektionen pro Tag" müssen es werden, sagte Ärztekammer-Präsident Szekeres, und auch im Bundeskanzleramt scheint man sich an dieser Marke zu orientieren. Positiv ist aber auch, dass die Zahl der positiven Tests gemessen an den Gesamttests sinkt. Dieser Wert sagt vielleicht noch mehr über den Rückgang der Infektionsdynamik aus.

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2. Schulen und Handel werden wieder öffnen

Schon nach dem Nikolotag, also am 7. Dezember, könnten Schulen und Geschäfte wieder aufsperren, ist aus Regierungskreisen zu hören, wobei Oberstufenschüler wohl noch zuhause bleiben werden und es für Geschäfte strengere Auflagen als bisher geben könnte. Wie schwer echtes Distance Learning ist, zeigen zahlreiche Leserzuschriften. Wenn 30 Minuten einer Schulstunde dafür draufgehen, dass mal alle Schüler in die Videokonferenz eingeloggt und ihre Mikrofone ausgeschaltet sind, bleibt nicht mehr viel Zeit für die Wissensvermittlung. Aus vielen Schulen hören wir aber auch, dass an einen normalen Schulbetrieb gar nicht zu denken wäre, weil sehr viele Lehrer selbst in Quarantäne sind.

3. Weihnachten wird stattfinden

In Deutschland hat man bereits angekündigt, dass die Kontaktbeschränkungen für die Weihnachtsfeiertage gelockert werden. In Österreich weist vieles ebenfalls darauf hin, nicht zuletzt die Terminisierung der Massen-Schnelltests am Wochenende vor Weihnachten. Dass das Land nach diesem furchtbaren Jahr nicht auch noch auf Weihnachten verzichten wird, ist für die Stimmung und den Zusammenhalt enorm wichtig. Einzelne - wie eine Kollegin aus der Falter-Chefredaktion - rufen zwar bereits dazu auf, Weihnachten heuer ausfallen zu lassen, doch das sind Einzelmeinungen.

4. Skisaison findet (vielleicht mit etwas Verspätung) statt

Der Vorstoß des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, das Skifahren in dieser Saison europaweit komplett zu verbieten, wurde in Österreich gleich von zwei Ministern abgelehnt. Gernot Blümel und Elisabeth Köstinger sprechen sich für die Öfffnung der Skigebiete aus. Eine Schließung würde ganze Alpen-Täler zugrunde richten, weil ja nicht nur Liftbetreiber und Hotels, sondern auch fasst alle anderen Jobs am Tourismus hängen. 

Klar ist aber, dass es sowohl vor als auch in den Liftgondeln strengste Sicherheitsvorkehrungen geben muss und die Skihütten wohl (zumindest indoor) geschlossen bleiben. Und beim Wedeln auf der Skipiste wird sich wohl niemand wirklich anstecken. Etwas verärgert hat mich allerdings ein jüngstes Prospekt des berüchtigen Corona-Hotspots Ischgl. In dem einem Magazin beigelegten Heftchen war auf vielen Seiten alles über die Vorzüge von Ischgl zu lesen, aber das Wort Corona kam gar nicht vor. Doch gerade hier sollte man kommunizieren, dass man aus den schweren Fehlern des letzten März gelernt hat.

5. Die Impfung kommt

Die EU hat nun bereits mit drei großen Pharmakonzernen Verträge abgeschlossen und wird im Fall einer Zulassung 2 Milliarden Dosen der Impfung bekommen. Nachdem die EU knapp 600 Millionen Einwohner hat, und man dem Vernehmen nach zweimal innerhalb weniger Tage eine Spritze bekommen soll, kann man sich leicht ausrechnen, dass für alle genug da ist. Zu viel? Nein, denn was übrig bleibt, kann verkauft oder für ärmere Regionen der Welt gespendet werden.

Vielleicht ist der Spuk also in ein paar Monaten tatsächlich zu Ende. Ein 10-jähriges Kind hat mir am Wochenende gesagt: "Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es damals vor Corona war." Und nach kurzer Nachdenkpause: "Aber ich weiß erst jetzt, wie sehr man das schätzen muss, dass wir so leben konnten."

Schöner als es Kinder tun, kann man es oft nicht sagen. Halten wir durch.

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