Leben/Gesellschaft

Taglilien: Schönheiten des Sommers

Sie ist ebenso schön wie vergänglich. Ihr botanischer Name Hemerocallis spiegelt das wider. Ins Deutsche übersetzt heißt er so viel wie Tagesschönheit – denn Taglilien öffnen ihre Blütenkelche nur für 12 Stunden. Diese Vergänglichkeit fällt in einem Beet jedoch nicht weiter ins Gewicht: An jedem Stängel sitzen nämlich Dutzende Knospen. Ältere, gut eingewachsene Pflanzen bringen in einem einzigen Sommer mühelos bis zu 500 Blüten hervor.

Wildarten wurden bereits vor 4000 Jahren in China kultiviert. Dann machte sich der Mensch daran, die Schönheit gezielt zu züchten. Um 1900 waren vier Sorten bekannt, 1950 schon um die 3000. Heute gibt es mehr als 90.000 unterschiedliche Hemerocallis. Vor allem in den USA sind die Taglilien extrem beliebt.

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Lange Liebe

So lernte auch Siegfried Hofstätter die Pflanze kennen. „Ein Freund von mir hat Taglilien aus den USA mitgebracht“, erzählt der Welser Gärtner. „Die Farben haben mir so gefallen, dass ich anfing, mich intensiv mit den Pflanzen zu beschäftigen.“ 20 Jahre ist das nun her. Mittlerweile hat Siegfried Hofstätter mehr als 12.000 Arten gezüchtet. Nach wie vor ist er von dem Artenreichtum begeistert. „Es gibt Taglilien in unzähligen Farbvarianten, mit glatten und gerüschten Rändern oder mit Augen“, schwärmt er. „Sie sind in ihrer Vielfalt etwas ganz Besonderes.“ Die einzige Farbe, die es bislang nicht zu züchten gelang, ist Blau. Siegfried Hofstätter, übrigens einer der größten Taglilienzüchter Europas, bietet in seiner Welser Gärtnerei 11.000 verschiedene Arten an. In einem Schaugarten können ab Juni die blühenden Exemplare nach telefonischer Voranmeldung bestaunt und gekauft werden.

Einfaches Mädchen

Doch nicht nur der Variantenreichtum macht die Taglilie für jeden Garten interessant. „Es ist wirklich eine anspruchslose Pflanze“, betont Hofstätter. „Ihr reichen vier bis fünf Stunden Sonne, sonst benötigt sie kaum Aufmerksamkeit. Und das ist natürlich klass, dass man eigentlich nichts tun muss.“ Den einzigen Tipp, den der Experte gibt, ist, dass die Stiele nach der Blüte knapp über dem Horst abgeschnitten werden sollten. „Dann bedanken sich die meisten Sorten mit einem zweiten Blütenflor ab August.“ Übrigens: Die erste Blüte dauert in etwa sechs Wochen. Wer sich eine Kombination auf früh- und spätblühenden Sorten in den Garten setzt, kann sich also den ganzen Sommer über an der Pracht erfreuen. Auch bei den Bodenansprüchen sind Taglilien nicht wählerisch. Sie gedeihen in jeder Erde. Wenn man ihnen etwas Gutes tun will, setzt man sie jedoch auf einen Standort mit einem leichten Lehmanteil. Nicht einmal einen besten Zeitpunkt für das Pflanzen kennt die Schönheit. "Es ist ihr egal, wann sie gesetzt wird, sogar in voller Blüte kann man die Taglilie pflanzen", weiß Siegfried Hofstätter. "Sie wird trotzdem anwachsen. Übrigens werden Taglilien von Saison zu Saison schöner."

Was kaum einer weiß: Hemerocallis Taglilien sind sogar essbar. In Asien fanden ihre Wurzeln und Stiele in der traditionelle Medizin ihren Einsatz. „Ich rate dazu, die Knospen zu essen, sie schmecken gut und wirken stimmungsaufhellend“, erzählt Siegfried Hofstätter. „Der einzige Nachteil ist, dass man dann auf einige Blüten verzichten muss – aber Taglilien blühen ja eh so reichhaltig.“