Leben/Reise

Campingurlaub: Kreatives Kochen im Freien

Der Inbegriff der Camper-Verpflegung kommt den meisten schnell über die Lippen – aber selten in den Topf. Und es ist ziemlich egal, ob tatsächlich beim Campen oder allein die Kindheitserinnerung an missglückte Urlaube am Campingplatz die Assoziation auslöst. So oder so: Das Image von Dosen-Ravioli ist nicht besonders gut. Wie überhaupt jenes von Mahlzeiten aus der Konserve. Praktisch auf jeden Fall. Aber geschmacklich – nun ja.

Stevan Paul, norddeutscher Koch und Kochbuchautor, hat nichts gegen die eine oder andere Dose im Reisegepäck. Und er schöpft aus reichlichem Erfahrungsschatz. Das einstige „Campingkind“ macht auch mit eigener Familie am liebsten „einfach und abenteuerlustig“ Urlaub, noch immer logiert er in Wohnwagen, Campingmobil oder Ferienwohnungen. Dort öffnet jemand, der gern Rezepte kreiert, dann zwar keine Dose Ravioli, sondern zum Beispiel Bohnen. Oder Sardellen. Aus Letzterem wird dann mit wenigen Handgriffen eine Tapas-Party, die geschmacklich überrascht.

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Gar nicht fad

Das funktioniert, weil Stevan Paul gesalzene Sardellen mit in Essigsud eingelegten mischt und die Enden einer unbehandelten Zitrone so dünn wie möglich abschneidet. Diese legt er in etwas Olivenöl ein. Öl und Zitronen kommen dann über die auf Tellern verteilten Sardellen. Dazu grüne Oliven, Brot und ein kühles Bier, fertig!
Camping hat längst nichts mehr mit fader Kost aus der Konserve zu tun. Camper von heute kochen in ihren Mini-Küchen, am Griller oder mit einem kleinen Gaskocher höchst kreativ und dennoch schnell.

Nicht immer gelingt es allerdings ohne Hoppalas, gesteht Profi Stevan Paul. Wenn das Wetter nicht mitspielt oder er sich mengenmäßig verschätzt. Gern erzählt er, wie sein „Djuvec-Eintopf“ nebst „Cevapcici-Bällchen“ entstand. Statt Djuvec-Reis, einer kroatischen Beilage mit der scharfen Paprikapaste Ajvar, kochte Paul nämlich durch zu viel Flüssigkeitszugabe eine Art Eintopf. Dazu verhinderte Regen das Grillen der Cevapcici. Die kamen dann als Bällchen in die Pfanne – und wurden zum Reis-„Eintopf“ serviert. Die ungewöhnliche Interpretation kam so gut an, dass sie ins Urlaubsrepertoire aufgenommen wurde.

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Sie sehen schon: Camper haben einiges zu erzählen, abseits der Sehenswürdigkeiten ihrer Reise. Den deutschen Reisebloggern Line Dubois und Sebastian Canaves geht es da nicht anders. Ihre Vorlieben fürs Reisen und Kochen lassen sich auf ihren ausgedehnten Roadtrips perfekt verbinden. Einer ihrer Klassiker ist Pasta, aber immer mit raffinierten Abwandlungen. Da erhält die Sauce etwa mit einem Schuss Wodka oder mit Birnen und Gorgonzola eine besondere, abwechslungsreiche Note. Ein Salat aus saftigen Mangostücken, Kokoschips und Limettensaft passt hingegen ebenso als leichter Snack als auch als Beilage zu Lachs. Der wiederum am Grill, im Ofen oder in der Pfanne am Gaskocher gegart werden kann.

Kochutensilien

Dubois und Canaves haben längst gelernt, was beim Kochen im Freien wichtig oder unabdingbar ist. Sie empfehlen, genau zu überlegen, welche Utensilien tatsächlich auf der Reise benötigt werden. Kleine Teller? Zusätzliche Weingläser? Reichen ein einziger Topf und eine Pfanne? Beim Zubehör empfehlen sie auf jeden Fall ein scharfes Messer, Schneidbrett, Nudelsieb, Reibe, Rührschüssel. Und nicht zu vergessen: Feuerzeug oder Zündhölzer!

Die Camping-Gerichte sind übrigens auch zu Hause gut nachzukochen, mit einer Portion Urlaubserinnerungen inklusive. Und meistens hat man da auch Backpapier vorrätig. Dieses oder Silikonbackmatten sollten nämlich in den Urlaubskochutensilien keinesfalls fehlen. Nach vielen Jahren in Camper- und Ferienwohnungsküchen weiß Stevan Paul: „Es ist wirklich nie da.“