Länger lustvoll: Yoga als potentes Mittel bei vorzeitigem Samenerguss?
Es ist ein Tabuthema, das viele Männer betrifft: Ejaculatio praecox, der vorzeitige Samenerguss.
Exakte Zahlen, wie viele Männer weltweit beim Sex zu früh kommen, gibt es nicht. Schätzungen dazu gehen weit auseinander: Je nach Erhebung leiden zwischen 30 und 85 Prozent unter einer zu schnellen Ejakulation. Bei Männern ist der vorzeitige Orgasmus jedenfalls die häufigste sexuelle Funktionsstörung. Hilfe holen sich die wenigsten. Zu groß ist die Scham, das Problem beim Arzt oder bei der Ärztin anzusprechen.
Alternativen erforschen
Nicht immer ist eine medikamentöse Behandlung erfolgversprechend. Schon seit geraumer Zeit wird die Wirksamkeit alternativer Ansätze, beispielsweise von Psychotherapie, erforscht. Immer wieder wird dabei auch die therapeutische Wirkung von Sport bei vorzeitigem Samenerguss untersucht.
Ein internationales Forschungsteam hat nun 54 einschlägige Studien genauer beleuchtet und eine Übersichtsarbeit erstellt. In die Analyse – sie wurde im Fachblatt Trends in Urology & Men’s Health veröffentlicht – gingen in Summe Daten von knapp 3.5000 Teilnehmern aus unterschiedlichen Teilen der Welt ein.
Körper kurieren
Es zeigte sich: Sport scheint bei der Behandlung mächtiges Potenzial zu besitzen. In einer Studie wurde etwa ein Teil der Teilnehmer angewiesen fünf Tage pro Woche mindestens 30 Minuten pro Tag zu joggen, während die übrigen Probanden fünf Tage pro Woche nicht mehr als 30 Minuten täglich gehen sollten. Bei der Gruppe der aktiven Männer stieg die durchschnittliche Dauer des Geschlechtsverkehrs im Vergleich zur inaktiven Gruppe deutlich.
Insbesondere Yoga-Praktiken könnten ein probates Mittel sein: In mehreren Einzelstudien zeigten sich signifikante Effekte der meditativen Praxis. In einer Studie nahmen 26 Männer zwölf Wochen lang an Yoga-Kursen teil – ihr Durchhaltevermögen beim Sex stieg von durchschnittlich knapp 26 Sekunden auf fast anderthalb Minuten.
Neben biologischen Ursachen, etwa einer Überempfindlichkeit der Eichel oder einer Fehlregulation von Botenstoffen im Gehirn, sind es oft psychische Faktoren, die den vorzeitigen Samenerguss bedingen. Hoher Leistungsdruck und Versagensängste sind oft ursächlich für die Probleme beim Geschlechtsverkehr. Sie münden nicht selten in Stress, ein geringes Selbstwertgefühl, Beziehungsprobleme, eine verminderte Libido, Angstzustände und depressive Verstimmungen – die wiederum die sexuelle Störung aufrechterhalten.
Der vorzeitige Samenerguss kann auch als Symptom einer Erkrankung, beispielsweise einer Schilddrüsenerkrankung oder einer Prostataentzündung, auftreten.
Zukunftsperspektive
Beschränkt wird die Aussagekraft der aktuellen Metaanalyse – das betonen die beteiligten Forscherinnen und Forscher selbst – durch die kleinen Stichproben (weniger als 50 Patienten) der Einzelstudien.
Dennoch: "Strategien für Männer, die ihnen helfen, länger im Bett durchzuhalten, könnten die Beziehung zu ihrer Partnerin und ihr Selbstwertgefühl verbessern", wird Lee Smith, Experte für öffentliche Gesundheit an der Anglia Ruskin University und Hauptautor der Studie, zitiert. Weitere Forschungen seien jedenfalls nötig, um die Wirkung von Sport in der Therapie zu ergründen.