Leben/Gesellschaft

AK befragt 7000 Eltern zu Benachteiligungen am Arbeitsplatz

Eltern und solche, die es werden wollen, sind am Arbeitsplatz immer wieder mit Nachteilen konfrontiert. Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, hat die Arbeiterkammer Oberösterreich eine Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz gestartet. Es werden rund 7.000 Beschäftigte im Alter von 21 bis 45 Jahren zu ihren Erfahrungen rund um Benachteiligungen aufgrund (potentieller) Elternschaft am Arbeitsplatz befragt. Dies soll helfen, Lösungen für eine gerechtere Umgebung im Arbeitsleben zu finden und Benachteiligungen und Diskriminierungen von Eltern entgegenzuwirken.

7000 werden befragt

Die Arbeiterkammer Oberösterreich befragt derzeit rund 7.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zum Thema Diskriminierung am Arbeitsplatz in Zusammenhang mit einer (potenziellen) Elternschaft. Darunter fallen etwa schlechtere Gehaltseinstufungen nach dem Wiedereinstieg, unflexible Arbeitszeiten und Urlaubsplanungen aber auch kränkende und herabwürdigende Bemerkungen. Gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) sollen Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen gesammelt und die Bandbreite der Ungerechtigkeiten ausgeleuchtet werden.

„Immer wieder erfahren wir von Eltern, dass sie an ihrem Arbeitsplatz nicht korrekt behandelt werden“, zeigt sich AK-Präsident Andreas Stangl betroffen. Solche Schlechterstellungen können unmittelbar und direkt spürbar erfolgen, beispielsweise bei der Bezahlung. Oft geschieht Diskriminierung aber viel unscheinbarer, wenn dem Anschein nach neutrale Vorschriften oder Verfahren ganz bestimmte Personengruppen benachteiligen. Das beginnt zum Teil schon im Bewerbungsprozess. „Besonders Frauen sind bereits bei Bewerbungsgesprächen oft übergriffigen Fragen nach einer möglichen Schwangerschaft oder der Familienplanung ausgesetzt. Bejahen sie diese Fragen, kann es sein, dass sie den Job deshalb nicht bekommen. Das ist nicht nur unfair, sondern schlicht nicht erlaubt. Man muss hier keine Auskunft geben“, stellt Andreas Stangl klar. „Aus der Rechtsberatung sind uns auch Fälle bekannt, bei denen junge Bewerberinnen sogar einen negativen Schwangerschaftstest vorweisen mussten.“

Kein Teilzeit-Chef

Weniger deutlich, aber genauso ein Fall von Diskriminierung liegt vor, wenn eine Führungsposition nur als Vollzeit-Anstellung möglich ist und der berufliche Aufstieg für Teilzeitkräfte – oftmals Frauen – bereits vorweg verhindert wird. Beispiele für Schlechterstellungen von jungen Eltern gibt es genug: „Diskriminierend kann mitunter auch sein, wenn Mitarbeiterinnen nach dem Wiedereinstieg nicht wieder in ihre Stammfiliale zurückkehren können, sondern als Springerinnen zwischen den Filialen eingeteilt werden. Das macht es beinahe unmöglich, die Kinderbetreuung zu planen. Ganz schlimm war ein Fall, in dem eine Arbeitnehmerin gezielt an für sie ungünstigen Arbeitstagen eingeteilt wurde, an denen sie ganz einfach keine Kinderbetreuung organisieren konnte“, berichtet der AK-Präsident.  

Arbeitgeber müssen gegen Diskriminierung vorgehen

Unternehmen müssen solche Schlechterbehandlungen unbedingt verhindern. Aber auch im Zwischenmenschlichen, im Umgang der Kollegen/-innen untereinander, ist für eine faire Arbeitskultur zu sorgen. Viele Väter nehmen Notlösungen in Kauf, um unangenehme Situationen zu vermeiden: „Ich nehme mir lieber Urlaub, statt den Papamonat zu beantragen. Das spart mir Ärger mit dem Chef und den Kollegen“, meint etwa ein betroffener Vater, der die Elternberatung der Arbeiterkammer in Anspruch genommen hat.

Mit der aktuellen Befragung, der per Zufallsstichprobe ausgewählten (zukünftigen) Eltern im Alter zwischen 20 und 45 Jahren, untersucht die AK Oberösterreich gemeinsam mit der Abteilung Empirische Sozialforschung der JKU die Problemlagen und Herausforderungen betroffener Arbeitnehmer/-innen und leitet daraus Lösungsansätze ab.

Nicht benachteiligen

Die Situation berufstätiger Eltern muss fairer werden, lautet die Forderung der AK. "Es braucht dringend den Ausbau hochwertiger Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen und eine familienfreundlichere Arbeitswelt. Das gelingt mit flexibler Einteilung von Arbeitszeiten und Urlaub, unterschiedlichen Gleitzeitmodellen und der Möglichkeit von Vollzeit in Teilzeit und auch wieder zurück in Vollzeit wechseln zu können", heißt  

Auch die Unternehmenskultur kann einen wichtigen Beitrag leisten. "Sie muss eine Umgebung schaffen, in der Offenheit und Transparenz herrscht und Kommunikation auf Augenhöhe geschieht. Die Gleichbehandlung von Beschäftigten mit und ohne Kinder darf nicht vom guten Willen der Arbeitgeber abhängen. Sie muss als gesetzliche Verpflichtung und Anspruch aller Beschäftigten anerkannt und gelebt werden“, so der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich.          

Eine Informationsbroschüre der AK OÖ rund um Diskriminierung von (potentiellen) Eltern kann unter frauen@akooe.at bestellt werden und steht auch als Download unter diesem Link zur Verfügung.