Mysteriöses Sanddornsterben: Deutsche Landwirte ernten letztes Mal
Von Anita Kattinger
Im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sterben die Sanddorn-Sträucher ab - bisher gedeihte die "Zitrone des Nordens" dort prächtig. In der DDR hatte man das Potential der Pflanze schon früh erkannt und sie erfolgreich kultiviert: Weil es in der DDR kaum Zitrusfrüchte zu kaufen gab, setzte man auf den kommerziellen Anbau der orangen Früchte.
Sanddornbeeren weisen mit 200 bis 1300 mg Vitamin C pro 100 g Früchte einen sehr hohen Vitamin C-Gehalt auf. Damit wird der Vitamin C-Gehalt der Zitrone (51 mg/100 g) um ein Vielfaches überschritten. Wegen des hohen Fruchtsäuregehalts eignen sich die Beeren jedoch nicht für den sofortigen Verzehr, machen sie aber gut in Tees, Marmeladen sowie im Likör.
Seit rund einem Jahrzehnt ist bekannt, dass die Pflanze austrocknen kann.
Die Ursache, warum die lukrative Obstbau-Alternative verdorrt, ist aber vollkommen unklar, wie Agrar heute berichtet. Das mysteriöse Absterben betrifft nicht das ganze Verbreitungsgebiet von Sanddorn, der auch vereinzelt in Österreich angebaut wird.
Das mysteriöse Absterben der Pflanze betrifft nur Mecklenburg-Vorpommern, das im Norden an die Ostsee grenzt. Einige Landwirte würden heuer zum letzten Mal ernten, so Agrar heute. Die Plantagen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder auch wilde Sanddorngebüsche auf den Nordseeinseln seien intakt.
Allerdings zeigt sich in Mecklenburg-Vorpommern kein einheitliches Bild, wie das deutsche Fachblatt berichtet. An der Ostküste Rügens würden die Sträucher vor Gesundheit strotzen, in Ludwigslust fiel die Ernte heuer zum ersten Mal hingegen komplett aus.
Trockenheit oder Pilz
Nur die Trockenheit alleine kann es laut Experten nicht sein, denn auch die Bewässerungsanlagen auf den Plantagen konnten die Sträucher nich retten. Schuld am Austrocknen der Pflanze könnte ein Pilz sein, der die Leitungsbahnen der Pflanze verstopft, ähnlich wie beim Ulmensterben.
"Auf Grund der Symptomatik gehen wir von einer biotischen Ursache aus, bei der insbesondere Pilze eine Rolle spielen könnten", sagte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Ursache des Sanddornsterbens möchte ein Team aus Wissenschaftern vom Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei MV sowie dem Julius Kühn-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau in Baden-Württemberg in einem Projekt bis 2023 erforschen.