Leben/Gesellschaft

Beschimpft, verspottet, ausgegrenzt: Was Mobbing mit Menschen macht

"Auch nach 10 Jahren noch keine Komplimente annehmen können, weil man meint, sie nicht verdient zu haben", schreibt eine Userin auf Twitter. Und fügt hinzu: "Das macht Mobbing mit einem. Es geht nicht einfach weg." Gekennzeichnet ist der Tweet mit dem Hashtag #BullyMe.

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Damit reiht sich das Statement in einen Schwall von Beiträgen ein, der sich in den vergangenen Tagen unter dem Schlagwort formiert hat. In den Postings sprechen Nutzer offen über Erfahrungen mit Mobbing – und welche Traumata geblieben sind.

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Im Unterschied zu "normalen" Konflikten ist Mobbing dadurch gekennzeichnet, dass es gezielt und über einen längeren Zeitraum durch eine einzelne Person oder durch eine Gruppe betrieben wird. Ziel ist, eine Person zu isolieren, zu schwächen oder auszugrenzen.

"Nehmt eure Kinder ernst"

Neben einem Forum für sehr persönliche Schilderungen hat der #BullyMe auch eine Plattform für Appelle an Eltern und Lehrer eröffnet. "Es ist unglaublich, was Schüler ertragen müssen. Und es ist noch viel unglaublicher, dass überall (!) von den Lehrern keine Reaktion kommt. (…) Es muss dringend was passieren", mahnt etwa eine Nutzerin. "An alle Eltern: Nehmt eure Kinder ernst. Ich hab meiner Mutter schon früh erzählt, dass ich in der Schule geärgert werde, aber sie sagte immer, sowas sei normal. Heute habe ich Depressionen und sie macht sich Vorwürfe und wünscht, sie hätte was getan um das zu verhindern", warnt ein anderer.

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Jeder zweite Teenager erfährt Gewalt

Rund die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen weltweit hat bereits Gewalt oder Mobbing durch Mitschüler erlebt, wie aus einem kürzlich vorgestellten Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hervorgeht. Jeder zweite Teenager zwischen 13 und 15 Jahren habe im vergangenen Monat in der Schule beziehungsweise in deren Nähe Mobbinghandlungen erlebt oder sei im vergangenen Jahr in eine Schlägerei verwickelt gewesen. Betroffen seien insgesamt 150 Millionen Teenager.

In dem Bericht wird auch vor den Folgen gewarnt: Gewalt beeinflusse das Lernen und Wohlergehen der Schüler in reichen und armen Ländern gleichermaßen, hieß es. UNICEF-Chefin Henrietta Fore wies darauf hin, dass Gewalt die Bildung der Teenager behindere: "Kurzfristig stört es das Lernen, langfristig kann es zu Depression, Ängsten und sogar Suiziden führen." UNICEF rief Schulen auf der ganzen Welt dazu auf, Schüler unter anderem mit mehr Präventionsmaßnahmen besser vor Gewalt und Mobbing zu schützen.

Lage in Österreich

In Österreich waren nach Angaben der UNICEF im Jahr 2014 35 Prozent der Schüler von Mobbing betroffen. 31 Prozent waren in einen gewaltsamen Konflikt involviert. Drei von zehn Schülern in 39 Industrieländern gaben zu, Gleichaltrige zu mobben. Während Mädchen und Buben gleichermaßen von Mobbing bedroht sind, sind Mädchen eher Opfer psychologischer Formen von Mobbing und Buben eher von körperlicher Gewalt und Drohungen betroffen.

Sie haben Erfahrungen mit Mobbing gemacht? Holen Sie sich Hilfe. Telefonische Beratung bietet die Telefonseelsorge unter der Notrufnummer 142 oder Rat auf Draht unter der Notrufnummer 147.