12 Antworten: Was Sie sich im Urlaub immer schon gefragt haben
Von Nina Horcher
Abschalten und Auftanken
1. Was ist besser: Kurztrip oder lange Auszeit?
Kommt darauf an, sagen Experten. „Wenn die Anreise und die Organisation nicht zu stressig sind, kann auch ein Wochenende am Meer erholsam sein“, sagt Erholungsforscher Konrad Wolfgang Kallus. „Wichtig ist aber, diese Zeiten bereits vorher gut einzuplanen und sich zu überlegen, wie man Anstrengung möglichst vermeiden kann.“
Für jemanden, den die Planung neben Beruf und Alltag stresst, werden zwei Tage zu wenig sein, um richtig entspannen zu können, ist der Wissenschaftler überzeugt. „Es müssen erst alle Störfaktoren beseitigt werden. Erst danach setzt die Erholung ein. Und die ist ein fragiles Phänomen.“
Andererseits kann sich auch ein verlängertes Wochenende positiv auf die Wahrnehmung auswirken. Gerhard Blasche empfiehlt, häufiger ein paar Tage wegzufahren: „Aus Sicht eines Erholungsforschers empfehle ich Kurzurlaube ohne eine lange An- und Abreise.“ Regelmäßig aus dem Arbeitsalltag auszubrechen, sei so wichtig, wie täglich Pausen zu machen. Aber auch länger zu reisen habe seinen Vorteil: „Größere Urlaube bieten mehr Momente, an die man sich später erinnert.“
2. Faulenzen am Strand oder einen Surfkurs machen?
„Generell gilt es, im Urlaub nicht zu übertreiben“, rät Urlaubsforscher Gerhard Blasche. Bevor der zweiwöchige Terminkalender also mit allen möglichen Sightseeing-Touren vollgepackt wird, sollte man abwägen, für wen man das alles machen möchte: „Will ich danach nur Fotos davon auf Facebook posten oder ist es wirklich etwas, das mich selbst interessiert und meinen Bedürfnissen entspricht?“ Aktiv zu werden schadet jedoch nicht – im Gegenteil, meint Kallus: „Das kurbelt den Stoffwechsel an und kann zur körperlichen Regeneration beitragen. Stresshormone werden schneller abgebaut, wenn man sich bewegt.“
Entscheidet man sich, im Urlaub auch aktiv zu sein, sollte man das allerdings erst machen, „wenn man sich nach einer längeren Anreise einige Zeit entspannt hat“, rät Urlaubsforscher Blasche.
Wer also gerne in tropischen Gewässern taucht, sollte dieses Hobby erst einplanen, wenn der Jetlag überwunden wurde und sich der Körper einige Tage auf das feuchtwarme Klima einstellen konnte. Blasche: „Erst dann kann man sich mental auf das Erlebte einlassen und die Eindrücke speichern.“
3. Fotos für die Ewigkeit oder den Moment genießen?
Alles eine Frage der Perspektive: Zuhausegebliebene Facebook- oder Instagram-Freunde sind von Urlaubsfotos in ihrem Social-Media-Feed weniger begeistert – zu diesem Fazit gelangte eine deutsche Studie des IT-Branchenverbands Bitkom. Jeder zweite Befragte gab an, von Fotos mit Strand-, Meer- oder Palmenmotiven genervt zu sein.
Fahren sie selber auf Urlaub, dokumentieren die meisten aber trotzdem Erlebtes in Bildform – und das ist auch gut so. Denn: Wer im Urlaub oder auf Kurztrips viel fotografiert, setzt sich mit Erlebtem intensiver auseinander und behält diese Erinnerungen auch länger im Gedächtnis. Zu dieser Erkenntnis kamen Forscher der University of Southern California im Zuge einer Studie 2016.
Auch wenn die Probanden in einem weiteren Experiment nur in Gedanken Bilder machen sollten, wirkte sich das positiv auf die Erlebnisverstärkung aus. Sie setzten sich nicht nur mehr mit ihren Motiven auseinander, sondern hatten auch mehr Spaß als die Gruppe ohne Kameras.
Davon, Geknipstes gleich in sozialen Medien zu verbreiten, raten die Forscher jedoch ab: Das soll den positiven Effekt wieder verringern.
4. Wie nimmt man die Erholung mit nachhause?
Weicher Sand unter den Füßen, der Blick auf glitzernde Wassermassen: Wer sich noch möglichst lange nach der Heimkehr an die erholsamen Momente im letzten Urlaub erinnern möchte, sollte schon während der Reise dafür vorsorgen, erklärt Blasche: „Ein wichtiges Element für den Erholungsfaktor im Urlaub ist, den eigenen Vorlieben nachgehen zu können.“ Das euphorische Gefühl beim ersten Tauchgang oder der Ausblick bei der Yogastunde am Strand – „Eindrücke, die mit Emotionen verknüpft sind, merkt sich unser Gedächtnis besonders gut“ .
Ein wesentlicher Faktor, um Dinge bewusst wahrnehmen zu können, sei außerdem die Fähigkeit, im Urlaub richtig abschalten zu können.
Wer sich damit schwer tut, dem empfiehlt Blasche ein Achtsamkeitstraining: „Man muss lernen, im Hier und Jetzt zu sein und sich den Moment bewusst mit allen Sinnen einzuprägen.“ Auch ein Reisetagebuch zu führen, könne dabei hilfreich sein.
Die Erholung aus dem Urlaub könne zwar nicht wochenlang gespeichert werden, „aber auch in Kurzurlauben kann dadurch schneller wieder aufgetankt werden“, zeigt sich Blasche zuversichtlich.
Über den Wolken
5. Wie kann ich meinen Jetlag überwinden?
Über den Dächern Bangkoks geht gerade die Sonne auf. Im Kopf ist sie schon längst wieder untergegangen: Während das Flugzeug in wenigen Stunden mehrere Zeitzonen durchquert, steckt der menschliche Körper noch immer in jener fest, von der er gestartet ist. „Fernreisen bringen unsere innere Uhr durcheinander“, erklärt der Wiener Reisemediziner Herwig Kollaritsch. „Ein Jetlag ist die natürliche Folge. Wie lange es dauert, ihn zu überwinden, hängt vom jeweiligen Biorhythmus ab“, weiß der Facharzt.
Soll man sich zwingen, wach zu bleiben, wenn der Körper gerne schlafen würde? Ja, rät Kollaritsch: „Das kann helfen, schneller in den normalen Tagesrhythmus zu finden.“
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – und diese schlechte Nachricht ist sogleich die gute: Der Körper braucht zwar ein paar Tage, um sich auf den neuen Rhythmus einzustellen, danach fühlt es sich aber so an, als wäre es nie anders gewesen.
6. Was soll das Handyverbot im Flieger?
„Alle elektronischen Geräte müssen bei Start und Landung im Flugmodus oder ausgeschaltet sein“, tönt es vor dem Take-off aus den Lautsprechern. Was es mit dem Handyverbot in Flugzeugen auf sich hat, erklärt das Bordpersonal den Passagieren jedoch nicht.
Im Laufe der Zeit sind daraufhin seltsame Theorien zum Verbot aufgekommen: Von Handystrahlen, die das Flugzeug zum Absturz bringen könnten, bis hin zu Funken, die beim Runterfallen eines Mobiltelefons entstehen könnten.
Alles Unsinn: In Wirklichkeit machen sich Piloten „wegen der möglichen Interferenzen Sorgen, die unsere Geräte bei den Fluginstrumenten verursachen könnten“, erklärt Wissenschaftsjournalist Jacopo Pasotti. Übersetzt bedeutet das, dass die Radiowellen, die elektronische Geräte ausstrahlen, möglicherweise Signale stören könnten, die ins Cockpit übertragen werden. „Bisher sind sehr wenige Fälle von Fehlfunktionen der elektronischen Navigationsinstrumente aufgetreten, aber ganz außer Acht lassen darf man sie trotzdem nicht“, mahnt Pasotti.
7. Warum dürfen nur 100 ml Flüssigkeit ins Handgepäck?
Touristenscharen neben großen Mülltonnen, die Verzweiflung in jedem Blick: Ja, das teure Lieblingsparfum muss da rein. Die 100-ml-Grenze wurde überschritten.
Seit 2006 gilt weltweit: Im Handgepäck dürfen in den Flieger nur Flüssigkeitsbehälter mit einer Füllmenge von maximal 100 Milliliter mitgenommen werden. Wer vor Abflug im Duty-free-Shop noch ein Getränk kauft, muss es vor Flugantritt aber nicht austrinken – Duty-free-Waren sind von der Regelung ausgenommen.
Der Hintergrund der Sicherheitsmaßnahme: „Das Limit wurde auf 100 Milliliter festgelegt, weil man davon ausging, dass eine gewisse Mindestmenge an Flüssigkeit für das Herstellen einer Bombe benötigt wird, die deutlich oberhalb dieses Volumens liegt“, klärt Pasotti auf.
Internationale Behörden hatten 2006 in London potenzielle Terroristen abgefangen, die mit Wasserstoffperoxid in Plastikflaschen angeblich Flugzeuge sprengen wollten.
100 ml waren laut Pasotti ein Kompromiss, um kein generelles Flüssigkeitsverbot auszusprechen.
8. Zug, Auto oder Schiff: Alles ökologischer als das Flugzeug?
„Es ist leider ganz einfach: Wer reist, verschmutzt die Umwelt – es sei denn, man bestreitet die gesamte Reise mit dem Fahrrad oder auf einem Pferd oder einem Segelboot“, legt Jacopo Pasotti die ungeschönte Realität dar.
Als einzige ökologische Variante nennt er ein mit Solarenergie aufgeladenes Elektroauto.
Wenn Leonardo DiCaprio also das nächste Mal einen Klimapreis für seinen Umwelt-Dokumentarfilm abholt, sollte er dieses Modell seinem Privatjet vorziehen.
Flugzeuge sind neben Fähren nämlich die größten CO₂-Produzenten, meint Pasotti – vor allem jene mit wenigen Passagieren: „An der Spitze der Emissionspyramide thronen Interkontinentalflüge in der ersten Klasse und der Business-Class, sowie Pkw-, Diesel-, Erdgas- oder Benzinmotoren mit nur einem Fahrgast.“
Umweltschonender sei es, Fahrgemeinschaften mit mindestens vier Insassen zu bilden. Oder auf den Zug umzusteigen.
Reisen für Schlauberger
Wie kommt der Sand an den Strand?
Burgen bauen, Boccia spielen oder einfach nur die Füße hineinstecken: Sandstrände locken jedes Jahr Millionen Urlauber ans Meer. Aber wie gelangen die weißen, beigen oder gelben Körner überhaupt dorthin? „Genau genommen ist ein Strand eine Müllhalde“, schreibt Andrea Gentile in seinem Buch „Wie kommt der Sand an den Strand?“ (Blanvalet Taschenbuch Verlag, 17,50 €). Es handelt sich um Abfallprodukte der natürlichen Abtragung von Felsen: Steine werden unter dem Einfluss von Wind, Sonne und Frost klein gerieben und von den Flüssen zum Meer befördert – ein Prozess, der viele Jahrtausende dauern kann.
Hellbraun sind die meisten Strände deshalb, weil sie aus Quarzkörnchen bestehen. Je heller der Sand, desto länger hatte das Quarz Zeit, um sich von alten Rückständen zu befreien. Weißer Sand, wie etwa auf den Malediven, besteht aus Überresten von Muscheln und Korallen, schwarzer Sand wie auf den Kanaren rührt von Vulkangestein. Ob ein Strand grob- oder feinkörnig ist, hängt von der Neigung des Meeresbodens vor der Küste ab.
Wer erfand den Rollkoffer?
Wir teilen mit ihm die schönsten Momente und manchmal auch die traurigsten: Der erste Blick auf das Meer, der Abschied von geliebten Menschen – der Trolley ist dabei.
Ein Koffer ohne Rollen? Heute undenkbar. Erste Entwürfe für ein rollendes Gepäckstück gab es zwar schon um 1850, durchgesetzt hat es sich aber bis in die 1980er Jahre nicht.
Etablieren konnte sich der Trolley erst durch einen genervten Piloten, der es leid war, sein Gepäck durch den Terminal zu schleppen: 1987 kam Robert Plath die Idee, zwei kleine Räder an die Unterseite seines Koffers zu schrauben. Die nötige Verbesserung: Statt eines Bands verwendete er erstmals den höhenverstellbaren Teleskopgriff.
Gesund bleiben
Wasser aus der Leitung: Wie gefährlich ist es wirklich?
Wer es beim Urlaub in südlichen Gefilden wagt, Wasser aus der Leitung zu trinken, hat sich schon aufgegeben – so die allgemein vertretene Meinung. Kann das wirklich so schlimm sein?
Ja, sagt der Facharzt für Tropenmedizin, Herwig Kollaritsch. Aber es kommt auf die Destination an: „Das Wasser in Entwicklungsländern ist oft stark verschmutzt, weil es keine Trinkwasserversorgung gibt. Es ist also nicht von der Abwasserentsorgung getrennt, wie es bei uns in Europa der Fall ist.“
Dadurch kann die Keimbelastung so hoch sein, dass das Wasser nicht einmal zum Zähneputzen verwendet werden sollte. Die Folgen reichen von Durchfallerkrankungen bis hin zu Salmonella Typhi, einer schweren Salmonellen-Infektion.
„In den meisten bekannten Reiseländern, wie dem fernen Osten, ist Zähneputzen aber kein Problem mehr. Trinken sollte man das Leitungswasser trotzdem nicht.“
Wer sich nicht ganz sicher ist: „Als altbewährte Methode gilt das Abkochen von Wasser, um es keimfrei zu machen“, empfiehlt der Reisemediziner.
Meist ist zu viel in der Tasche– aber was darf in der Reiseapotheke auf keinen Fall fehlen?
Es ist ein Horrorszenario: Krank werden im lang ersehnten Urlaub. Nicht essen zu können. Nicht schlafen zu können. Aber vor allem: Nicht am Strand liegen zu können.
Um davor gefeit zu sein, wird in die Reiseapotheke gepackt, was rein passt. Aber was muss wirklich mit? „In der Regel rate ich dazu, jene Medikamente mitzunehmen, die man auch zu Hause häufig braucht und mit denen man vertraut ist“, erklärt Herwig Kollaritsch, Facharzt für Tropenmedizin.
Je nach Aufenthaltsort und -dauer kann ergänzt werden. Immer sinnvoll: „Ein Mittel gegen Durchfallerkrankungen und Grippe-Medizin gegen Infekte der oberen Atemwege.“ Das seien die häufigsten Erkrankungen bei Interkontinentalflügen. Für Kinder außerdem sehr wichtig: Augen- und Ohrentropfen gegen Entzündungen.
„Wer vor hat, mit einem Rucksack durch wildes Hinterland zu reisen, sollte sich vorab reisemedizinisch beraten lassen“, rät Kollaritsch.