Kultur/Medien

Schneider nach Gabalier-Gag: "Wie lange hast du auf den gewartet?"

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

 

Ein ORF-Studiogast trug am Dienstagabend dort, wo normalerweise ein Stecktuch steckt, einen kleinen Stoffpinguin.

Es war der Physiker Werner Gruber, der in einem „ZiB2“-Streitgespräch dafür eintrat, die Kernenergie weiter als Brückentechnologie zu nutzen, bis CO2-intensive Energiequellen ausreichend durch erneuerbare Energieformen ersetzt sind.

Das Endlagerungsproblem wollte Gruber damit wegwischen, dass künftig durch ein Projekt namens MYRRHA die Strahlung und somit die Lagerungsdauer des Atommülls deutlich reduziert würde. „Vierzig Jahre lang kannst du, salopp formuliert, daran vorbei gehen - aber ned kosten“, sagte Gruber in seiner gewohnt kernigen Art.

Der Haken daran: Gruber meinte, dieses System würde 2024 in der EU in Betrieb gehen. Was er nicht sagte: Das ist nur der erste Testbetrieb. Sein Gegenüber, Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit, betonte zudem, dass dieses System zu teuer sei und bestenfalls eine „Scheinlösung“.

Die derzeitige Besetzung der „Science Busters“ distanzierte sich postwendend auf Twitter von Gruber, und betonte, dass dieser seit seit sechs Jahren nicht mehr Teil der Wissenschaftskabarett-Truppe ist.

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Bösartig

In der parallel zur "ZiB 2" auf ORF1 laufenden Comedy-Schiene „Die.Nacht“ ist Gruber seit seinem Ausstieg nicht mehr zu sehen. Dort sind bekanntlich Stermann & Grissemann nach wie vor die Zugpferde. Am Beginn der neuen Ausgabe von „Willkommen Österreich“ versuchten sie sich in Wissenschaftskabarett. Sie erklärten die Pandemie für beendet. „Die Kranken sind nicht mehr dort, wo sie hingehören, im Krankenhaus. Sie sind zuhause und schlagen Räder.“ Man sollte künftig nur noch jene zählen, die sich NICHT infizieren. „Also 14 pro Tag“, scherzte Christoph Grissemann.

Ein Shitstorm blieb - wenig überraschend - aus. Dabei versprach Grisemann bösartige und verletzende Gags, „die Sendung wird einen schweren Verlauf nehmen“.

Bösartig war tatsächlich, dass man Pamela Rendi-Wagner (gespielt von Robert Stachel) und Alexander Van der Bellen (gespielt von Dirk Stermann) in eine fiktive Talkrunde mit Wolfgang Fellner (wie immer derb gespielt von Grissemann) setzte. Dem Bundespräsidenten wird es egal sein, dass er als „lahmer Lette“ dargestellt wurde. Aber ob man ein Degradierung von Frauen zu Lustobjekten in dieser Sketchreihe immer wieder satirisch durchspielen muss, ist eine andere Frage.

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Nach einer gelungenen vorolympischen Parodie von maschek, in der die politischen Sideletters immerhin gestreift wurden, kamen die Gäste dran, diesfalls zwei Gästinnen.

Schneider und Huber

Zu Gast waren diesmal Silvia Schneider und Valerie Huber.

Schneider wurde in der Gagstrecke mit einer Parodie bedacht, bei der sie selbst mitspielen durfte. Es ging um alternative Sendungskonzepte zu ihrer Kochshow „Silvia kocht“. Und so sah man Vorschläge wie „Silvia liest“, „Silvia putzt“, „Silvia trinkt“, „Silvia schläft“ und „Silvia schaut“. Die nicht unlustige These dahinter: Schneider könne dies alles zu blondem Moderationsgold verwandeln.

Die Moderatorin sah sich spätestens nach ihrer Teilnahme bei „Dancing Stars“ mit dem Vorwurf konfrontiert, eine perfekte Sauberfrau ohne Ecken und Kanten zu sein. „Willkommen Österreich“ ist da natürlich eine willkommene Gelegenheit, Imagepflege zu betreiben. Und das ist Schneider auch gelungen. Sie ließ sich auch nicht von folgender Frage Stermanns aus dem Konzept bringen: „Was fasziniert dich an den 30er und 40er Jahren so sehr, außer, dass du einmal mit Andreas Gabalier zusammen warst?“

Schneider lachte laut auf und meinte: „Wie lange hast du gewartet, bis du den bringen kannst?“

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Etwas später sagte sie dann: „Ich mag einfach den Style … und nur weil man sich die Haare einzwirbelt wie in den 50er Jahren, heißt das nicht, dass man das Frauenbild der 50er vertritt.“

Und ja: Nur, weil man mit Herrn Gabalier zusammen war, heißt das nicht, dass man sein Gesellschaftsbild vertritt. Aber das sagte Schneider nicht.

Blondinen und Klischees

Dafür sagte sie, sie finde es in ihrer Show lustig, „immer wieder das Klischee zu brechen. Man sieht etwas Blondes, das so lieblich ausschaut, und dann kommt plötzlich etwas von hinten …“

Grissemann: „Hast du jetzt gesagt …“

„Und dann ist es plötzlich okay, wenn es eine Blondine sagt“, meinte Schneider.

Ein Freibrief für blonde Frauen, deftig zu formulieren? Eher nein. Dass Schneider bei „Silvia kocht“ die männlichen Köche recht gut in Schach hält - wie Grissemann sagte -, dem kann man zustimmen. Aber diese Woche konnte man zum Beispiel beobachten, wie Schneider zu einer Gastköchin von einer Almhütte sagte: „Die Sonnenalm hat wahrscheinlich die fescheste Vertreterin losgeschickt.“

Frauenbildmäßig ist das noch ausbaufähig.

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Fluffige Kaninchen

Für den diesen Samstag im ORF laufenden Klammer-Film „Chasing the Line“ wurde ebenfalls eine Vertreterin losgeschickt. Die österreichische Schauspielerin Valerie Huber spielt in dem Film über die Skilegende Franz Klammer dessen spätere Ehefrau, Eva Klammer, und ist derzeit mit der Serie „Kitz“ auch auf Netflix sehr präsent.

Sie durfte freilich über diese Projekte erzählen. Und zwar so unterhaltsam, dass sie es sich sogar leisten konnte, gegen die alte Regel „Gehe nicht mit Kindern oder Tieren auf eine Bühne“ zu verstoßen. Mitten im Gespräch bat sie darum, eines der Kaninchen im Studio - diese ersetzten das Studiopublikum - auf den Schoß nehmen zu dürfen.

Warum? Huber: „Weil fluffig, süß, flauschig ... geil?“

Auch Schneider ließ sich ein Kaninchen bringen.

„Es zittert“, sagte Grissemann. „Würde ich aber auch, wenn ich auf dem Schoß von Silvia Schneider sitzen würde …“

Damit wurde natürlich Schneiders Kochsendung angesprochen.

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„Aber ist es nicht cool, dass hier zwei Frauen sitzen?“, meinte Huber. „Ich habe selten eine Sendung von euch gesehen, wo zwei jüngere Damen sitzen.“

Diese Gegenfrage der Schauspielerin wurde nicht wirklich beantwortet. Grissemann wies lieber wieder auf die synchron Kaninchen streichelnden Damen hin.

Ja, wir wissen es schon: Kinder und Tiere ziehen immer die Aufmerksamkeit auf sich.

Zurück zum Talk: Die nächste Frage betraf Hubers prominenten Partner, den Kabarettisten und Musiker Paul Pizzera.

Das sind auch Fragen, die Frauen eher gestellt werden als Männern.

Über ihre frühe Modelkarriere als „Miss Earth“ wollte Huber sichtlich nicht viele Worte verlieren. Dafür erzählte sie, wie sie beim „Klammer“-Dreh einen alten Alfa Romeo „geschrottet“ habe.

Arme Crêpes

Schneider sollte nun auch einen Fauxpas zum Besten geben.

Was kam jetzt? Endlich das große Geständnis der Silvia Schneider, doch nicht perfekt zu sein?

Nein. Es kam das: Bei einer Aufzeichnung für „Silvia kocht“ hätten sie Crêpes Suzette mit Benzin übergossen, damit das Flambieren spektakulärer wirkt.

Stermann verstand „Krebs“ statt Crêpes. Oder meinte er tatsächlich, dass die Crêpes „arm“ wären?

Wichtige Themen

„Du wolltest gerne über Politik reden“, sagte Grissemann zu Huber.

„Ja, warum reden wir nicht über wichtige Themen?“, sagte Huber, während sie noch immer einem Kaninchen das Fell kraulte.

Grissemann musste sie - seltsam altväterisch - enttäuschen: „Leider ist das Zeitkorsett so eng, aber wir wollen dich wieder einladen. Dann kannst du alle deine Theorien über Politik und alle deine Anliegen los werden.“

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Wenn Sie schon vorher mehr über ihre „Theorien“ erfahren wollen, können Sie bei uns dieses Interview mit Valerie Huber lesen.