Kolumnen

Kralicek geht essen: Vor- und Nachteile des heimischen Herds

Redakteurinnen oder Reporter kündigen damit an, dass sie jetzt das Thema wechseln, später im Text aber nochmals auf das vorher Angesprochene zurückkommen werden. Das hat früher zwar auch ohne diesen Hinweis prächtig funktioniert, aber da hat man sich ja grundsätzlich noch nicht so um die Kundschaft bemühen müssen. Die hat einfach gelesen, was auf den Tisch kam.

Daheim am Esstisch ist das immer noch so. Wer privat bekocht wird – als Kind von einem Elternteil, als Partnerin vom Partner oder als Gast von Freunden –, wird in der Regel auch essen, was auf den Tisch kommt. Alles andere wäre unhöflich und hätte unter Umständen eine Ehekrise oder Hausarrest zur Folge. Meistens kommt ohnedies etwas Passendes auf den Tisch, weil kulinarische Vorlieben und Abneigungen unter Verwandten, Verliebten und Bekannten keine Geheimnisse sind. Aber auch die Leibspeise kann zum Problem werden, wenn sie verkocht, versalzen oder sonst wie verunglückt ist.

Dann wird’s schwierig. Anders als im Restaurant kann man das Essen zu Hause ja nicht zurückschicken, kann sich nicht beim Geschäftsführer beschweren, und die Drohung mit einer schlechten Bewertung auf Tripadvisor zieht schon gar nicht. Umgekehrt hat der heimische Herd gegenüber dem Restaurant einen klaren Vorteil: Wenn’s schmeckt, gibt’s meistens noch eine zweite Portion. Wenn moderne Mütter oder Väter sonntags die Schnitzel austeilen, greifen sie in letzter Zeit daher gern auf eine Modephrase zurück: „Davon später mehr!“