Juliane Fischers Flaschenpost: Graue Freyheit
Von Juliane Fischer
Ende 2020 gab es gleich mehrere Schläge in die Magengrube des Freiheitskampfes: Saudi-Arabien verurteilte die Aktivistin Ludschain al-Hathlul zu einem halben Jahr Gefängnis, weil sie forderte, dass Frauen Autofahren dürfen sollen. In Honduras wurde der Journalist Luis Almendares ermordet, weil er über korrupte Behörden berichtete. Das chinesische Regime sperrte die Bloggerin Zhang Zhan vier Jahre ein, weil sie „Unruhe stiftete“, indem sie die Regierung für ihre Corona-Maßnahmen kritisierte.
Diese Fälle mahnen: Natürlich muss jeder Einzelne momentan seinen Bewegungsradius für die Gemeinschaft einschränken. Am Ende der Krise müssen wir unsere Rechte wieder zurückfordern. Dennoch will ich vorsichtig sein. Bei der Klage um unsere verlorene Freiheit, geht es uns verhältnismäßig gut! Den Lockdown können wir mit unbekümmerten Spaziergängen lockern. Auch wenn draußen alles grau in grau ist, so ist es doch eine graue Freiheit.
All das spaziert mir durch den Kopf bei einem Wein namens „Graue Freyheit“. Er besteht zu 30 Prozent aus Grauburgunder, zur Hälfte aus Weißburgunder, dazu kommen 20 Prozent Chardonnay. Im Glas: kräftiges Orange durch die Maischegärung. Und wer weiß: vielleicht kommt ja vor Ihrem Fenster mit ein paar Schneeflöckchen bald die „Weisze Freyheit“? Auch dazu haben Gernot und Heike Heinrich auf ihrem biodynamischen Betrieb in Gols einen passenden Wein. Und es gibt auch Pinot Freyheit, und Muscat Freyheit und, und, und.
Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
Auf den Geschmack gekommen? Bei Anregungen und Feedback zu Wein und Weinkultur schreiben Sie der Kurier-Freizeit-Redaktion unter flaschenpost@kurier.at